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Invierno Porteño

Im Geiste Astor Piazzollas

Wickede (Ruhr), 21.12.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Es gibt verschiedene Kategorien von Festivals. „Musiker-Festivals“ sind eine davon. Dazu gehört das Take-Five-Festival, dessen 10. Ausgabe mit zwei Konzerten der Soulsängerin Soleil Niklasson zuende geht. (26.12., Emil Schumacher Museum Hagen sowie 27.12. Haus Siekmann Sendenhorst)

Oft stehen Kuratoren des Festivals selbst als aktive Musiker auf der Bühne. Von ihnen gehen viele Besetzungen aus, die dem Festival in diversen Formaten an unterschiedlichen Spielorten immer neu Farbe geben. Das „Take Five“ Festival bringt somit vor allem viele regionale Potenziale zur Entfaltung. Ein hohler "Prominenzfaktor", der besagt, dass nur gut sein kann, was von möglichst weit entfernt herkommt, ist beim Jazz am Hellweg, der eben auch Jazz aus der Hellweg-Region präsentiert, ein Fremdwort. Ebenso lebt, städte- und spielstättenübergreifend eine gute überregionale Kooperation, bei der unter anderem der Kulturverein Westfalen, aber auch der Kulturkreis der Unnaer Wirtschaft als solide Bindeglieder walten.

Den Stereotyp haushoch überlegen

Zu den Höhepunkten der zehnten Ausgabe gehörte, dass sich kürzlich im Bochumer Kunstmuseum das East-West-Quartett für eine aufgeklärte Modern Jazz-Begegnung zusammenschloss, die auch schon auf CD vorliegt. Etwas Ähnliches erfüllte sich mit dem Ensemble Contrabajando, das den Bogen über den Jazz hinaus noch weiter spannt und ebenfalls ein Jahr zuvor eine hervorragende CD herausgebracht hat. Das Anliegen des Ensemble Contrabajando ist die Musik von Astor Piazzolla - das Werk des Tango-Nuevo-Begründers symbolisiert geradezu die Variabilität zwischen Jazz und klassischer Kammermusik im 20. Jahrhundert. Es geht hier geradezu idealtypisch um die weltumspannende Kraft von Musik. Seit vor zwei Jahren der 100. Geburtstag dieser Ikone begangen wurde (und immer noch wird), steht man noch viel mehr vor Herausforderung, beim Spiel dieser Musik über naheliegende Stereotypen hinauszukommen. Und genau das gelingt dem Ensemble Contrabajando mühelos, wenn es die Tiefenschichten dieser Musik mit generöser Empfindung offenlegt, ohne sich dafür groß experimentell verbiegen zu müssen. Die Bandchemie, die im Haus Opherdicke und einen Abend später im Bochumer Kunstmuseum wirkte, glänzte vor allem durch ihre symmetrische Ausgewogenheit, so geht was Offenheit in jede Richtung.

In der Erfahrung liegt die Kraft

Uli Bär, der Jazzkontrabassist, der aber auch eine klassische Ausbildung hat, sorgt gemeinsam mit Gitarrist Andreas Heuser (der auch das Transorient Orchester leitet) für einen beweglich swingenden und geerdet groovenden Jazz-Anteil in dieser Konstellation. Felicitas Stephan ist eine hervorragende klassische Cellistin, die mit satter Expressivität und vollem Tonumfang dieser Musik eine echte „Stimme“ verleiht. Die fabelhafte Pianistin Anna Polomoshnyk sorgt durch ihre sensible, ausdrucksstarke Anschlagskultur für eine faszinierende Farbenvielfalt in allen Zwischenräumen und Tiefenschichten. Für frisches Temperament sorgt ein neues Bandmitglied, nämlich der Akkordeonist Nikola Komatina, der auf seinem Bajan, dem in Osteuropa üblichen chromatischen Akkordeon, mit forschem Temperament aufzuspielen weiß und damit den Rest der Band aktiv mitreißt. Es begann mit zunächst kleineren Tango-Stücken aus dem Umfeld des Tango Nuevo, bevor schließlich Astor Piazzollas legendäres zyklisches Werk, die „Vier Jahreszeiten von Buenos Aires“, das Publikum auf die Reise auf die Südhalbkugel schickte. Musikalisch dazu passend beginnt der erste, temperamentvolle Satz im Hochsommer. Das getragene, vom Ensemble Contrabajando feierlich intonierte „Invierno Porteño“ (Winter) steht dementsprechend an dritter Stelle.

Im nächsten Jahr sind dann wieder die Klassikfans angesprochen, wenn der Celloherbst am Hellweg mit demselben bewährten Koopertions-Konzept die Region zum Klingen bringt.

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