Tamara Lukasheva
Preisträgerkonzert Horst und Gretl Will - Stipendium
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Tamara Lukasheva gibt im Stadtgarten ein Preisträgerinnen Konzert. Sie hat das Horst und Gretl Will Stipendium 2018 verliehen bekommen. Die Konkurrenz war groß und auf hohem Niveau, aber die Jury entschied sich einstimmig für die Vokalistin aus der Ukraine, so die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, die eine kleine Rede hielt. Die offizielle Preisverleihung fand bereits im Juli statt.
In der Laudatio von Prof. Hans-Jürgen Linke hieß es:
„Die Jury war tief beeindruckt von ihrer stimmlichen Virtuosität und ihrer gesangstechnischen Brillanz. Von der Souveränität, mit der sie das gesamte Spektrum des Jazzgesangs von Bigband-Projekten über kleinere Formationen und subtile Stimmarbeit bis hin zu ihren raffinierten Solo-Projekten ausleuchten kann.“
Einen Einblick in ihr Schaffen gibt Tamara Lukasheva auf dem Preisträgerinnen Konzert am 25.9.im Kölner Stadtgarten.
Das Konzert besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil ist die Vokalistin Solo, dann in Begleitung des ukrainischen Pianisten Vadim Neselovsky und im dritten Teil tritt sie mit ihrer Band auf, dem Tamara Lukasheva Quartett mit Sebastian Scobel am Piano, Jacob Kühnemann am Bass und Thomas Sauerborn am Schlagzeug, der den verhinderten Dominik Mahnig vertritt.
Während des Soloauftrittes sind ihre herausragenden Fähigkeiten im Umgang mit der Stimme besonders deutlich zu hören. Sie nutzt ihren ganzen Körper als Klangraum, so klopft sie während des Singens auf ihre Brustbeinregion, um die Töne zu manipulieren. Sie hat einmal in einem Interview betont, dass sie ihre vielfältigen Fähigkeiten die Stimme zu verändern durch langes Training der entsprechenden Muskeln und Bänder erreicht hat. Wie alle große Kunst erscheint es in der Ausführung leicht und mühelos.
Im Duo mit Vadim Neselovsky, der wie Tamara Lukasheva aus Odessa stammt, und nun in New York lebt und als Professor am Berklee College of Music lehrt, lebt die Erinnerung an die alte Heimat Ukraine weiter und verbindet sich mit dem Leben in der neuen Heimat. Die Lieder sind in Ukrainisch bzw. Russisch, obwohl sie die Titel ins Englische übertragen hat, so heißt ein Lied The Night and the Moon oder schlicht In Es Moll. Neselowsky, der an Chopin und Debussy geschult ist, pflegt einen expressiven Pianostil, mit hohem Dynamikumfang, dem Tamara mit ihrem Gesang problemlos folgen kann.
Hier verwendet sie die koventionelle Liedform mit Text und ist weniger experimentell als im Soloteil. Aber auch hier wird ihre Virtuosität hörbar. Auch wenn sie nicht mehr in der Ukraine lebe, gehen ihre Gedanken doch immer wieder zu diesem Land und sie wünscht sich, dass ihre Musik zum Frieden dort und in der Welt beitragen möge.
Im letzten Teil des Konzerts bittet sie ihr Quartett auf die Bühne. Nun wird es nach den emotional romantisch-lyrischen Liedern, jazziger und grooviger.
Lukasheva fordert das Publikum zum Tanzen auf. Der Jazz sei ja früher Tanzmusik gewesen, wir wollen dies wiederhaben, betont sie. Das Publikum belässt es bei Mitwippen, während Tamara Lukasheva auf der Bühne Tanzbewegungen beim Singen macht. Auch mit den funkig groovigen Rhythmen geht sie kongenial um, sie setzt ihre Stimme manchmal perkussiv ein und antwortet damit dem Schlagzeuger Thomas Sauerborn . Dann singt sie mit Blues in der Stimme oder scattet.
Tamara Lukasheva zeigt, dass sie eine wirkliche Ausnahme Vokalistin ist, obwohl sie ihre avantgardistischen Seiten kaum zur Geltung gebracht hat.