Supersmarter Entertainer
Kurt Elling im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Wie bedächtig das Stück startet. Ein paar Piano-Noten und dann setzt dieser warme Vier Oktaven-Bariton mit Gänsehautfaktor ein. Ganz langsam nur steigert sich die Version des alten Earth, Wind & Fire Hits „After the Love Has Gone“, die Kurt Elling hier singt. Und bleibt auch bis zum Schluss ganz anders als das Original.
Das ist nur eine von vielen Überraschungen beim Auftritt des grammydekorierten US-Sängers im ausverkauften Jazzclub „domicil“. Joe Jacksons „Steppin´ Out“, mit dem er sein grandioses Konzert startet, begeistert mit seinem leichten Swing. Stevie Wonders „Golden Lady“ dagegen belassen Elling und seine formidable vierköpfige Band um seinen langjährigen Pianisten und Arrangeur Laurence Hobgood trotz jazziger Färbung als wunderschönen Popsong.
Kurt Elling ist dabei in jedem Moment auf der Bühne der supersmarte Entertainer, allerdings ohne sich um große Gesten bemühen zu müssen. Der Mann verströmt einfach Charisma aus jeder Pore und wickelt so das von Beginn an ziemlich enthusiastische Publikum mühelos um den Finger.
Es sind natürlich seine Interpretationen bekannter Lieder, die das bewirken und das Besondere an diesem Abend ausmachen. Wie Elling und seine Band Hits wie „On Broadway“ und „Estate“ oder den Jazzstandard „Skylark“ variieren, pointieren und neu akzentuieren, verlangsamen und verdichten, das ist schlichtweg packend.
Da verzeiht man dem Charmebolzen glatt eine nicht so starke, wenngleich seelenvolle Version von Jobims „Luisa“ auf Portugiesisch in der Zugabe. Zumal Kurt Elling direkt davor einen Liebeswalzer von Johannes Brahms auf Deutsch singend verblüffend selbstverständlich in den Jazz überführt.