Bild für Beitrag: Suggestive Klangräume mit ungewöhnlicher Instrumentierung | Susan Alcorn in der Reihe Soundtrips NRW
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Suggestive Klangräume mit ungewöhnlicher Instrumentierung

Susan Alcorn in der Reihe Soundtrips NRW

Bochum, 01.09.2019
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Nein, ein Zusammenhang zwischen Olivier Messiaen, Richard Wagner, Country, Western, Blues, Free Jazz und Avantgarde erschließt sich nicht unmittelbar, die US-amerikanische Musikerin Susan Alcorn bringt genau dies in ihrem Spiel auf der Pedal-Steel-Gitarre zusammen. Man reibt sich verwundert die Augen und erst recht die Ohren: auf der Pedal-Steel-Gitarre? Wie das geht, demonstriert sie anschaulich in der aktuellen Soundtrip-Reihe in zwölf Städten in NRW in jeweils unterschiedlichen Besetzungen. Im Kunstmuseum Bochum spielt Susan Alcorn mit Georg Wissel (Altsaxophon), Eckard Vossas (Analog Synthesizer) und Martin Blume (Drums, Percussion).

Der Abend beginnt mit einem Solo-Spiel der Gitarristin. Zuvor erklärt sie, wie sie in ihrer musikalischen Sozialisation durch Country, Folk und Pop zu einer musikalischen Erweckung gekommen ist: Durch eine Radioübertragung von Olivier Messiaens ‚Et exspecto resurrectionem mortuorum’, die sie veranlasste, sich mit ihrem Instrument ganz neu auszurichten. Ihr Solo demonstriert dies eindrücklich und führt über ein sehr ruhiges, kontemplatives Saiten-Spiel über bluesig anmutende Läufe zu eruptiven Passagen – ihre eigentlich instrumententypischen Glissandi mit dem Slide Bar und den Tonhöhenänderungen per Pedal lassen die Klischees von Country und Western und die klischeehafte Zuordnung des Instruments zum Hillbilly-Kontext schnell vergessen. Susan Alcorn entführt uns mit An-Klängen etwa an besagtes Messiaen-Werk oder an ‚Tristan und Isolde’, aber auch an ihre musikalische Frühzeit und indisch anmutende Ragas zu einem ausgesprochen dichten Soundtrip. Die Slides werden mit dezent eingesetztem Hall und häufigem Sustain unterstützt, auch mal ein kräftig eingesetzter Holzschlegel setzt einen starken Akzent. Es entsteht insgesamt ein sehr suggestiver, in weiten Teilen sphärischer Klangraum, der erkennbar unterschiedlichste „Roots“ zu einer eigenen Musiksprache weiterentwickelt. Neben dem musikalischen Ideenreichtum überrascht die Amerikanerin vielleicht diejenigen, die einem rein analogen Instrument eine solch komplexe akustische Wirkung nicht zugetraut hätten.

Im anschließenden Ensemble-Spiel wird dieser Eindruck noch verstärkt. Gerade der analoge Synthesizer von Eckard Vossas korrespondiert wundersam „harmonisch“ mit dem Saiteninstrument. Auch Georg Wissel trägt kongenial mit einem instrumenten-atypischen Einsatz seines Saxophons mit und ohne Mundstück, mit und ohne S-Bogen, mit verschiedenen Dämpfungen und auch mal mit schwingenden Federn zu der ausgesprochen dichten kollektiven Soundcollage bei. Diese folgt dynamischen Verläufen aus ruhigen Passagen mit tastenden Suchbewegungen bis hin zur Steigerung zu einem furiosen Tutti. Susan Alcorn gibt immer wieder rhythmische Impulse und kurze Riffs vor, die sich im Strom des Ensemblespiels verändern, sich verwirbeln oder verlieren. Martin Blume s ausgesprochen filigrane Percussion unterstützt und verstärkt rhythmisch und klanglich diese Prozesse.

Ein gelungener Abend der improvisierten Musik, das begeisterte Publikum bedankt sich mit stürmischem Applaus.

Susan Alcorn ist in NRW noch in dieser Woche allabendlich zu erleben:

1.9.: Münster, Black Box im cuba

2.9.: Wuppertal, ort

3.9.: Essen, Alte Mitte

4.9.: Bielefeld, Bunker Ulmenwall

5.9.: Düsseldorf, Bergerkirche

6.9.: Köln, Loft

7.9.: Aachen, Klangbrücke.


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