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SÜDTIROL JAZZFESTIVAL ALTO ADIGE

Angekommen am kulturellen Sehnsuchtsort, ein Zwischenbericht

Bozen, 07.07.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Unter neuer künstlerischer Leitung bespielt das diesjährige Südtirol-Festival Alto Adige zurzeit die Stadt Bozen und die umliegende Region. Auch für das letzte Wochenende verspricht der Programmkalender aufregende Live-Erlebnisse. Aktuell eine Zwischenbilanz:

In diesem Jahr hat der langjährige künstlerische Leiter Klaus Widmann die Programmverantwortlichkeit auf ein junges Team übertragen, Max von Preetz, Roberto Tubaro und Stefan Festini Cucco. Und wie es der Geschmeidigkeit bei diesem Festival entspricht, markiert dies keinen Bruch, stattdessen wird eine harmonisch schwingende Welle mit solider Kontinuität in die Zukunft fortgetragen. Frische künstlerische Farben und neue Formate schließt so etwas keineswegs aus.

Synergien zwischen Körper und Geist

Das Eröffnungswochenende hatte alle kreativen Fenster auf Anhiebweit geöffnet. Das Berliner Multitalent „Kid be Kid",die gerade ein fabelhaftes Album vorgelegt hat, lieferte sich ein Duo mit der französischen Vokalistin Leila Martial - es ist nun mal immer die Leistung des Bozener Festivals, Menschen zusammen zu bringen, um Erstaunliches wachsen zu lassen. Spätabends lotete ein Freiluft-Technoevent unter dem Titel „Synergien" ebensolche zwischen Körper und Geist aus -und lockte viel junges Publikum auf ein Open-Air-Gelände auf dem Bozener Messegelände. Viele weitere, oft spannende Nebenlocations werden auch in diesem Jahr wieder bespielt und erweitern auch mal den geschichtlichen Horizont, was diese Region südlich des Alpenhauptkamms betrifft. Spektakulär war zum Beispiel das Konzert in einem alten Bergwerksstollen, der in circa 2000 Meter Seehöhe so manches Geheimnis birgt.

Play it loud!

Musik braucht auch mal die Ausschweifung,um innerlich zu befreien. Für diese sorgte die französische Band „Nout", bestehend aus Delphine Joussein, Flöte, der Harfenistin Rafaelle Rinaudo und der Schlagzeugerin Blanche Lafuente. Die von ihnen bevorzugten Instrumente dürfen sich in neuen Rollen austoben, was emanzipatorisch wirkt: Denn sie jagen ihre, einstmal weichen, weiblichen und impressionistischen Instrumente durch Gitarrenverstärker nebst aufgemotzter Verzerrertechnik. Auf dass es brachial nach vorne rockt, wozu es auch die Schlagzeugerin Blanche Lafuente ordentlich krachen ließ. Anscheinend muss man im Bozener Kapuzinerpark auch kein deutsches Ordnungsamt fürchten, weil es vermeintlich zu laut sei.

Klingt die Wut auf bestehende Verhältnisse und ungünstige Zeitumstände so wie die punkigen Noisegewitter von der Band „Nout"? Vielleicht. Zumindest kreiste eine Diskussion mit einem anderen Festivalbesucher hinterher um diese Frage. Andererseits wäre eine „heile Welt" reichlich langweilig, wenn es nicht solche Soundgewitter wie von dieser französischen Bänd gebe...

Aus Frankreich und Benelux kommt einiges

Junge, aktuelle Bands aus Frankreich zeichnen sich oft durch eine gewisse Rauhheit und Widerborstigkeit aus. Ebenso durch viel erfrischend unakademische Kreativität. Und ja - die Szene brummt, ebenso wie jene aus den Benelux-Ländern. Festival-Kurator Max von Preetz bestätigt dies: „Ich könnte ein ganzes Festival nur mit Bands aus dieser Region gestalten." Aber das wäre fürs Südtirol-Festival vielleicht doch zu einseitig, wo dieses Festival viele blühende künstlerische Vernetzungen jenseits von Promi-Zirkus und Große-Namen-Hype freilegt und entdeckbar macht.

Musikalisches Versuchslabor mit familiärem Charme

Spannend ist immer, was spontan und neu in Bozen entsteht. Während sich viele Festivalbesucher in der Batzenhäusl, dem ältesten Gasthaus Südtirols, mit frischem Bier und deftiger Südtiroler-Küche für weitere Kulturerlebnisse stärken, wird die kleine Studiobühne im Basement nicht selten zum Versuchslabor: Hier inspiriert an einem Abend der Wiener Bassist Lukas Kranzelbinder eine frei improvisierende Triobesetzung, die aus einem Prozess des Suchens heraus schließlich bemerkenswerte Resultat schafft. Drei Instrumente, hinter denen drei Charaktere und drei Psychologien stehen. Alles bewegte sich aufeinander zu, auch seitens der etwas exzentrischen iranischen Klarinettistin Mona Riahi und der neugierig, hellwachen koreanischen Schlagzeugerin Sun-Mi Hong. Klangzustände, lyrisch verspielte Muster, expressive Einlagen, aber auch präzise artikulierende Bassfiguren nährten hier ein Gesamtsystem, das mit zunehmendem Verlauf hypnotische Sogkraft entfesselte.

Das Aroma der Region wird zum Klingen gebracht

Das Südtirol-Jazzfestival ist auch in der Unternehmerschaft der Region „kreativwirtschaftlich" verankert. Das neue Leitungsteam tut gut daran, die von Klaus Widmann gehegten Netzwerke noch weiter zu pflegen und auszubauen. Während die Vormittags-Sonne vom Himmel gleißt, versammeln sich mehrere Hundert Musikfans, aber auch touristische Reisende in den Hallen der Roner-Destillerie, viele andere hochwertige regionale Spirituosen erzeugt. Aus den Fässern duftet es nach untergärigen Obstsorten, derweil ebenso aromatische Klänge die vollbesetzte Halle fluten.

Antoine Boyer ist ein Gitarrist, der locker großen Koryphäen wie Al die Meola das Wasser reichen kann. An seiner Seite agiert die koreanische Mundharmonika-Spielerin Yeore Kim, deren Musikalität und Gewandtheit auf dem Instrument jeden allerletzten Vorbehalt gegebenüber diesem Instrument ablegen hilft. Wunderbar wie die beiden in klassische Jazz, aber auch Bossa-Nova-Gefilde und auch ein herzerwärmend filigranes „Blackbird" von den Beatles einzutauchen wissen. Das Konzert war schon ein Publikumsmagnet für sich: Es entfaltete eine große Anziehungskraft auf zahlreiche Gitarrenfreaks, die zwischen Brixen und Trient und anderswo leben. Und auch der Zusammenklang zwischen touristischem Mehrwert und Kulturerlebnis hatte viel Publikum aus dem Ausland angelockt. Es geht doch!

Zum Jazzkonzert schweben....

Mitten in der Bozener City unweit des Hauptbahnhofes startet eine Seilbahn hinauf nach „Oberbozen", das eigentlich nur eine Ansammlung vieler weit verstreuter Dörfer, Höfe und Siedlungen aber auch zahlreicher Gastro- und Hotelbetriebe ist. Die Seilbahn wird von zahlreichen Bewohnerinnen und bewohnern als Pendel-Verkehrsmittel zur großen Stadt genutzt. Und so transportiert sie auch das Festivalpublikum zu einigen charmanten Neben-Locations des Festivals. Aus milchigen Wolkenschleiern erhebt sich das mächtige Schlern-Massiv, während die Weinberge in sattes Grün getaucht sind. Die Luft riecht immer noch etwas nach Regen an diesem Vormittag. Das ist die Stunde des Shuteen Erdenebaatar Quartett. Hinter diesem exotischen Namen verbirgt sich eine Combo aus München, welche dann auch die besten Tugenden eines bodenständigen Combo-Jazz verkörpert. Aber was heißt hier schon bodenständig: Fantasievoll und lyrisch gesättigt, hellwach für das Temperament des anderen ist das musikalische Vokabular, welches sie ihren mal virtuosen, dann wieder baladesk-besinnlichen Nummern angedeihen lassen. Die hochtalentierte Pianistin stammt aus der Mongolei und lebt heute in München. Und ja - die harmonische Bandbreite in ihrem Spiel deutet auf einen klassischen Hintergrund hin, der ja auch immer ein bereicherndes Kapital für alles, was sich im Jazz entwickelt, darstellt.

Fortsetzung folgt!

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