Grandioser Jahresauftakt
Subway Jazz Orchestra & Vincent Peirani in der Philharmonie
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Das Subway Jazz Orchestra (SJO/CGN) lädt sich gerne Gäste ein. Vincent Peirani's Akkordeon passte perfekt zu der packenden und aktuellen Big-Band-Musik beim Neujahrskonzert in der Kölner Philharmonie.
Das Subway Jazz Orchester eröffnete das Neujahrskonzert mit „Fly“ einer Komposition von Stefan Karl Schmid . Und schon bei diesem ersten Stück glänzten zwei Solisten: Jens Böckamp am Tenorsaxophon und Chris Mehler an der Posaune. „Wir laden uns gerne Gäste aus den verschiedensten Stilistiken und mit den unterschiedlichsten Instrumenten ein“, so Schmid. Dieses Mal kam Vincent Peirani dazu. Ersten Kontakt hatte es beim Jazzfest in Bonn gegeben und man hatte dort die gleiche musikalische Wellenlänge festgestellt. „Das gibt es wohl nicht so oft im Jazzkontext, dass jemand wie Vincent derart viele verschiedene musikalische Möglichkeiten auf dem Akkordeon umsetzen kann – für uns natürlich eine Steilvorlage“, äußerte sich Schmid im Programmheft dazu. Peiranis Stücke arrangierte er für dieses gemeinsame Konzert in der Philharmonie. Aber auch gemeinsame Stücke aus dem SJO-Repertoire, wie das alte isländische Volkslied „Draumalandiõ“, arrangierte Schmid der Saxofonist und Klarinettist aus Darmstadt hat selber isländische Vorfahren.
Der „Air Song #2“ stammte allerdings von Vincent Peirani - der dazu erklärte, dass seine Frau aus Indonesien stamme, und das Stück beziehe sich auf die Wasserfälle in ihrem Land. Hier klang das Akkordeon zunächst wie heranfahrender Zug, bevor das SJ O mit Peirani gemeinsam Fahrt aufnahm. Diesmal arrangiert von Jens Böckamp. Der Ausnahme-Akkordeonist Peirani spielte nicht nur gemeinsam mit der Bigband, sondern auch einen Part mit Solo Improvisationen. Als Zuhörer fühlte man sich nach Frankreich versetzt in eine fast sommerliche Leichtigkeit. Perlende Akkordeonklänge, dazu der Scat-Gesang von Peirani. Das löste wahre Begeisterungsstürme beim Publikum aus. Vor der Pause spielten die Musiker gemeinsam das Peirani Stück „Les Larmes de Syr“. Mit einem tollen Bläsersatz und dazu Martin Schulte an der Gitarre präsentierten sie zudem das „This Is The New Shit“ von Vincent Peiranis CD „Joker“. Ein sehr dynamisches Stück, auf das das eher ruhige „Falling“ folgte, mit Johannes Ludwig am Altsaxophon. Für seine Frau hatte Peirani „Nouchka” komponiert. Sie saß mit dem Sohn im Publikum, der sich in Köln über das wunderbare Feuerwerk zu seinem achten Geburtstag gefreut hatte.
ORCHESTRALE KLÄNGE - klasse solisten
Brillant, das Solo von Janning Truman an der Posaune bei „Nouchka“. Einen starken Dynamikwechsel mit Einsatz des Schlagzeugs und einem hervorragenden Mike Krahl an der Trompete boten das SJO und Peirani bei „Heimdall“. Und als besonderes I-Tüpfelchen auf das grandiose Neujahrskonzert in der Kölner Philharmonie gab es das Radiohead Stück „Exit Music“ als gemeinsame Zugabe. Das „Subway Jazz Orchestra“ ist ein besonderes Freelance-Jazz-Orchester, das sich Dinge sucht, die sich von anderen Orchestern unterscheidet. Sie spielen ihre eigene Musik und laden gerne andere Musiker ein, geben denen eine Plattform und setzen aber dabei in kürzester Zeit um, was deren Musik ausmacht. Dabei bleiben sie dennoch beim SJO-Sound. Nach wenigen Proben transferieren sie – wie bei Vincent Peirani – deren Musik und treten damit live auf. Darin sind sie sehr, sehr gut. Die Musik wird unüberhörbar und offensichtlich wahnsinnig schnell begriffen und die Message zwischen den Zeilen wird von dem Orchester als Kollektiv umgesetzt. Zudem kommen orchestrale Klänge beim SJO genauso zur Geltung wie die improvisatorische Klasse der Orchester-Solisten in den speziell zugeschnittenen Soloparts.
Sie präsentieren absolut zeitgenössischen Big-Band-Sound auf allerhöchstem Niveau mit Solisten der Extraklasse. Kein Wunder, denn die Bandmitglieder sind allesamt etablierte Musiker der hiesigen Szene und wirken und wirkten unter anderem in den Rundfunk Big Bands des HR, NDR und WDR mit. Außerdem konnten sie bereits zahlreiche Preise und Auszeichnung wie den BuJazzO-Kompositionspreis, den Förderpreis der Stadt Köln oder den WDR Jazzpreis entgegennehmen. Immer am zweiten Mittwoch im Monat ist das SJO im Club „Subway“ - Aachener Straße 82-84 in 50674 Köln zu erleben und Vincent Peirani ist erstmal auf Tournee in Frankreich, aber am 19. April 2024 ist er mit „Sissoko Ségal Parisien Peirani - Les Égarés“ in Monheim am Rhein zu hören.