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Strukturwandel

Like a Jazz Machine-Jazzfestival Dudelange 2012

Dudelange, 22.05.2012
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann

Like a Jazz Maschine ist ein junges, frisches Festival im Herzen Luxemburgs. Mit einer Mischung aus lokalen und internationalen Jazzgrößen fand vom 17.-20. Mai 2012 dieses Festival in der luxemburgischen Jazzmetropole Dudelange statt.

Dudelange (lux. Diddeleng, de. Düdelingen) liegt ca. 10 km südlich von Luxemburg (Stadt) und ist vom Ruhrgebiet in ca. 3 Stunden bequem und staufrei zu erreichen. Es gehört zum Kanton Esch-sur-Alzette und war mit fast 20.000 Einwohnern neben Esch-sur-Alzette der wichtigste Industriestandort des Landes. An der Stelle wo heute das Kulturzentrum der Stadt steht, stand früher ein großes Stahlwerk, auf luxemburgisch Schmelz genannt. Daher auch der Name des Festivalorts "opderschmelz".

Seit nunmehr 20 Jahren ist Dudelange das Zentrum des Jazz in Luxemburg. Regelmäßig finden hier Jazzveranstaltungen statt, zu denen auch gern die Luxemburger und die in dem Dreiländereck um Schengen wohnenden Franzosen und Saarländer kommen. Also war es nur logisch, dass hier ein Jazzfestival etabliert werden musste.

Das diesjährige Programm zeigte, dass die Festivalleiterin Danielle Igniti ein Konzept verfolgt: "Like a Jazz Maschine soll ein offenes Festival für alle Jazzfreunde sein, quer durch alle Facetten des Jazz - electro - free - nu - classic, jedoch wenig Mainstream und nicht kommerziell. Und es soll eine Bühne für Luxemburger Talente sein.Gleichzeitig will es so zum Strukturwandel der Stadt beitragen, die nach dem Niedergang der Schwerindustrie nun verstärkt auf die Kultur setzt."

Internationale Jazzgrößen und nationale Jazzmusiker wurden an den Festivalabenden gemeinsam präsentiert. So waren die Luxemburger Pascal Schumacher, David Laborier, Maxime Bender und das Trio Aufgang mit dem jungen Pianisten Francesco Tristano, der auch den Klassik-Fans ein Begriff sein sollte, mit von der Partie. Internationale Highlights an den ersten beiden Festivaltagen waren Nguyen Le, Nils Petter Molvaer und Kyle Eastwood.

Einen furiosen Auftakt zelebrierte das Nguyen Le Quartet mit ihrem "Songs of Freedom" -Programm. Rockig, mit bisweilen bis zur Unkenntlichkeit verfremdeten Coverversionen von Rockklassikern der 70iger Jahre begeisterte die Formation gleich zu Beginn das noch nicht so zahlreiche Publikum. Sensationell schwindelerregend der Bass von Linley Marthe, der vor allem bei seinen Soli an Jaco Pastorius und Stanley Clarke erinnerte. Dementsprechend aufgedreht erwartete das Publikum danach den Lokalmatadoren Pascal Schumacher (Vibraphon), der dann mit seinen Klangcollagen einen besonderen Kontrapunkt zu Nquyen Le setzte. Diese Formation wusste durch neue Stilelemente zu überzeugen. Mit Geigenbogen streichelte er sein Vibraphon, um das Publikum beim nächsten Stück mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit und Klangvielfalt wieder aus ihren Träumen zu reissen.

Ekstatisch das erste, dreißig Minuten dauernde, aber keine Sekunde zu lange Stück des abschließenden Acts des ersten Tages. Ein wieder einmal bis an die Grenzen gehender Stian Westerhus (guitars) und einem dabei nie den Groove aus den Augen verlierenden Erland Dahlen (drums) waren die absolut gleichberechtigten kongenialen Partner eines Nils Petter Molvaer. Mit den Licht- und visuellen Collagen im Hintergrund verwandelten sie das Grand Auditoire in ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk.

Am zweiten Tag, wartete ein besonderes Highlight auf die Festivalbesucher. Aber davon später. Den Auftakt machte der Luxemburger Maxime Bender mit seinem 4tet, dem u.a. der Kölner Silvio Morger (Schlagzeug) angehört. Dieses 4tet war an diesem Abend für den anspruchsvolleren Teil des Festivalprogramms zuständig. Obwohl sehr bemüht, gelang es ihnen dabei aber nicht, das immens hohe Niveau der bisherigen musikalischen Darbietungen zu halten. Ähnlich ging es auch Kyle Eastwood. Gefällig die Musik, bei der aber besonders der Trompeter Quentin Collins immer mal wieder aus dem Rahmen fiel und nicht so recht zum Rest des Quintetts passen wollte. Aber dann...

Zum Abschluss des zweiten Tages etwas ganz besonderes. Bereits das Bühnenbild war beeindruckend. Zwei Flügel, ein Moog, Syntheziser und dazwischen ein Schlagzeug. Was sollte da geboten werden? Kraftvoller, tanzbarer Groove-Jazz auf höchstem Niveau. Der Kraftraum des klassischen Ausnahmepianisten Francesco Tristano. Auch hierbei, wie bereits bei Nils Petter Molvaer am Abend zuvor, unterstützt durch eine, die Musik exzellent pointierende, Lightshow.

Modern und lebendig ist dieses Festival in Dudelange. Es bietet alles, was ein heutiges Jazzfestival bieten sollte. Eindrücke für Kopf, Herz, Bauch, Beine und Augen. Das Festival wurde an den beiden darauffolgenden Tagen mit weiteren hochkarätigen Acts fortgesetzt. U.a. mit Samuel Blaser, Marc Ducret, dem Lars Danielsson 4tet mit Magnus Öström, Markus Stockhausen und Bojan Z, um nur einige zu nennen. Aber für uns ging es weiter zu den Abschluss der Jazztage in Bonn.

Jazzfans aus dem Ruhrgebiet sollten sich diesen Festivalstandort merken. Ein ruhiger Festivalort mit einer ihn umgebenden üppigen Natur und vielen Wandermöglichkeiten, Ausflugsmöglichkeiten in das benachbarte Lothringen, das Saarland oder Luxemburg (Stadt). Mit all den Eindrücken kann man dann den Rückweg durch das herrliche Moseltal antreten.

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