Stilvoll auf Schloss Horst
Finale der Skoda Allstar Band mit Norma Winstone
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Zur Philosophie der Skoda Allstar Band gehörte es, das eigene reiche Potenzial an die Jugend weiter zu geben. Der 19jährige Niko Zeidler aus Berlin ist Bundespreistäger von jugend jazzt, einem Ableger von jugend musiziert. Sinnvoll sind Preise, die in die Zukunft investieren. Und was ist hier ein besserer Erfahrungsgewinn, als einmal mit internationalen Profis auf einer Livebühne zu interagieren. Niko Zeidler machte hier auf jeden Fall eine fantastische Figur. Sein Spiel ist druckvoll und sprüht vor selbstbewussten Phrasierungen – entsprechend stahl er zuweilen gar dem alten Hasen Matthias Nadolny die Show, etwa als der junge Berliner über Sonny Rollins „Tenor Madness“ improvisierte.
Wenn die Skoda Allstar Band spielt, kommt viel erlebtes und ge-lebtes aus Hörnern, Tasten und Saiten. Über allem steht coole Trompetensound von Uli Beckerhoff. Matthias Nadolny verschaffte sich an diesem Abend eher in den leiseren Nuancen Gehör. Pianist Glauco Venier sorgte für verlässliche Harmonien und dreht phasenweise auch solistisch ganz gut auf. Und es war vor allem Schlagzeuger Bruno Castellucci, der viel federnde Leichtigkeit mit unerschütterlicher Präzision verband.
Das alles entfaltete sich auf Schloss Horst zwar mit gewissen Startschwierigkeiten, eröffnete dann aber viele aufgeklärte Perspektiven auf einen zeitlosen Modern Jazz. Die ganze, mit lässiger Virtuosität dargebotene Interaktion auf den Instrumenten war nur die eine Seite dieses Abends. Die andere markierte einen abwechslungsreichen Streifzug durch das „Century of Song“ - einem solchen kommt die Schaffensbiographie der Norma Winstone allemal gleich. Eine sanfte Ballade widmete sie dem unlängst verstorbenen Kenny Wheeler. „Stars“ von Fred Hirsh, welches Norma Winstone mit selbigem zusammen einspielte, holten Norma Winstone und das Septett ins Jetzt zurück.
Wenn Norma Winstone singt, setzt sich die noble Eleganz ihrer Sprache – eben „very british“ - fort. Das wirkt nie aufdringlich und durchdringt die Poren dafür umso nachhaltiger. So etwas können nicht viele. Aber in den hinteren Sitzreihen hätte man sich durchaus etwas mehr Eindringlichkeit bei ihren Vocals gewünscht. Umso zarter gelang ein kammermusikalisches Trio mit Matthias Nadolny und Glauco Venier am Flügel. „Distances“, so der Titel, ist hier kaum wörtlich zu nehmen, wo gerade in einer solchen leisen Nummer so viel Nähe erzeugt wird.
Norma Winstone und Uli Beckerhoff haben 1973 zum ersten Mal zusammen gespielt. Peter O Mara war zum ersten Mal vor 35 Jahren dabei. Alle sind sich regelmäßig auf ihren Wegen immer wieder begegnet und die Skoda Allstar Band war dafür in den letzten 15 Jahren eine solide Institution.
Am Dienstag, 10.11. besteht noch einmal Gelegenheit, die Skoda Allstar Band mit Norma Winstone in NRW zu erleben – und zwar in Mönchengladbach im Theater im Gründungshaus (TIG). Beginn 20 Uhr, Infos unter www.publicjazz.de