Bild für Beitrag: Steve Gadd Band in Dortmund | Legends on Stage im Fritz-Henßler-Haus
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Steve Gadd Band in Dortmund

Legends on Stage im Fritz-Henßler-Haus

Dortmund, 26.09.2016
TEXT: Ingo Marmulla | FOTO: Ingo Marmulla

Sehr kurzfristig habe ich erfahren, dass Steve Gadd nach Dortmund kommt. Philipp, der Gitarrist des „Mole Trio“, hatte mich gefragt, ob ich nicht kommen wolle, er spiele mit seinem Trio als Support. „Klar komme ich! ... Ich kann auch was schreiben, besorg mir ‘ne Karte.“ Gemacht, getan... Das Mole Trio (Philipp Humburg git, Malte Weber drm, Niklas Tikwe bs) beginnt kurz nach 20 Uhr mit eigenen Kompositionen, die im Bereich Funk und Fusion angesiedelt sind. Sie machen ihre Sache sehr gut. Die Stücke sind groovy, der Sound stimmt. Im Vordergrund meist Philipp Humburg mit seinen klaren, stimmigen Soli und seinen modernen Blues-Voicings. Nach einer interessanten „Good Bye Porkpie Hat“-Interpretation (Man wird da natürlich sofort an McLaughlin erinnert) beendet die Band ihren Set mit einem eigenwilligen Arrangement von „Manic Depression“ (Hendrix). Alle Achtung! Ein hoher Anspruch für ein Gitarrentrio, das hoffentlich noch von sich reden machen wird.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es weiter mit Steve Gadd und seiner Gang. Wie sich nach einer entsprechenden Frage an das Publikum während der Anmoderation herausstellt, befinden sich unter den Anwesenden überwiegend Schlagzeuger. Steve Gadd live zu sehen, ist ein besonderes Erlebnis, natürlich nicht nur für Schlagzeuger! Dieser Mann ist eindeutig der unbestrittene Star unter den Drummern und spielte auf unzähligen Welttourneen u.a. für Paul Simon, Frank Sinatra, Joe Cocker, Eric Clapton, George Benson... Corea sagte über ihn : "Jeder Schlagzeuger möchte wie er spielen, denn er spielt perfekt." Schon mit 11Jahren spielte er in seiner Heimatstadt in NYC mit Dizzy Gillespie und anderen Jazzgiganten. Die Liste der Schallplattenaufnahmen, bei denen er als Sideman mitwirkte, könnte Bücher füllen. Aber auch seine Mitmusiker haben Musikgeschichte geschrieben. Zur Band gehören Gitarrist Michael Landau, Jimmy Johnson am E-Bass (Allan Holdsworth, Lee Ritenour, Stan Getz), Walt Fowler an der Trompete (Frank Zappa) und Kevin Hays an den Keyboards.

„The Windup“, eine Komposition von Keith Jarrett, ist das erste Stück. Eine rhythmisch vertrackte, folkloreartige Melodie mit groovigem Backing. Die Zuschauer sind sofort im Boot und folgen den abwechselnden Soli von Walt Fowler und Michael Landau. Während Fowler sich eher zurück hält, klar strukturiert improvisiert, entfaltet sich Landau zunehmend dominanter, und bringt auf unverwechselbare Weise seine Gitarrenklänge zu Gehör. Perfekt ist sein zweistimmiges Tonebending (Saitenziehen) und seine bluesige Intonation. Der berühmte Funke springt schon bei den ersten Tönen auf das Publikum über. Kevin Hays an den Tasten ist ebenfalls ein virtuoser Musiker, ist funktional aber eher in der Begleitposition, ebenso wie Johnson, der teilweise sehr wenige, aber die entscheidenden Grundtöne spielt. ...Und man glaubt es kaum, aber auch Steve Gadd stellt sein Spiel in den Dienst der Begleitung. Er ist zwar der Chef der Band, spielt sich aber nie in den Vordergrund. Das hat er auch nicht nötig. Allerdings, wenn mal ein Fill-In oder eine Überleitung an den Drums erklingt, dann hört man selbstverständlich die Weltklasse dieses Ausnahmemusikers.

Überhaupt ist alles auf Perfektion ausgelegt. Bevor das nächste Stück erklingt, nimmt sich Gadd die Zeit, das Metronom nach dem Tempo zu befragen. Wahrscheinlich soll das Live-Spiel möglichst nahe an die CD-Einspielungen heran reichen. Dabei ist das Timing von Gadd nicht zu übertreffen, wirkt in seiner Stetigkeit aber niemals synthetisch. „Green Foam“, so heißt das nächste Stück. Gadd klärt das Publikum auf: „Wir haben das Stück im Studio von Michael Landau aufgenommen. Irgendwie klang die Bass-Drum nicht. Erst als wir den grünen Schaumstoff in die Große Trommel legten, war alles ok. Deswegen haben wir das folgende Stück danach benannt!“ Auffällig ist bei dieser Nummer die riesige Dynamik-Bandbreite der Band, insbesondere die von Steve Gadd. Während er über weite Strecken sehr leise „shuffelt“, spielt er an den markanten Eckpunkten sehr kräftig und akzentuiert, oder unterstützt die Improvisationen durch entsprechende Crescendi. Dieses Bluesartige Stück besteht, wie auch andere Kompositionen des Abends, aus mehreren aneinander gesetzten Teilen. In diesem Stück sind die Teile manchmal sehr different, ja geradezu skurril...

„Country“ ist ebenfalls eine Komposition von Keith Jarrett. Es ist eine Ballade. Wir hören Gadd mit Besen und einen emotional ausdrucksstarken Landau an der „Strat“. Ja, die Band versteht ihr Handwerk wie keine andere und begeistert an diesem Abend das Publikum mit weiteren Stücken der neuen CD. Dabei muss man natürlich keine musikalischen Experimente erwarten. Und wenn ein Stück wie „Cavalleros“ erklingt, dann merkt man schon den Unterhaltungscharakter der Musik. Natürlich ist sie kommerziell, aber das will sie auch sein, allerdings auf höchstem musikalischen Niveau. Und selbst in diesem genannten Stück, das für mich persönlich etwas kitschig klingt, besticht Gadd durch seine unglaublich Spieltechnik auf der Snare-Drum . ...Und so manch ein zuschauenden Drummer bekommt da große Augen und Ohren.

Fazit:

1. Wenn man Gadd live erlebt, versteht man, warum sich alle Weltstars um diesen Trommler reißen.

2. Dieser Abend war ein Erlebnis der besonderen Art!

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