Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei

Sternstunde der Spielfreude

Perfektion und Energie bei "Jazz Inbetween"

Münster, 06.01.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bernd Zimmermann

Die große humanistische Tradition wiederbeleben will der Jazzpianist Edgar Knecht, wenn er sich dem Liedgut der Romantik zuwendet. Denn warum sollen deutsche Jazzmusiker nicht dasselbe tun, was die Kollegen aus den europäischen Nachbarländern so intensiv pflegen: Die Wurzeln der eigenen Kultur zum Nährboden einer hellwachen künstlerischen Auseinandersetzung machen! Knechts zurzeit vielgefragtes Quartett war eine Überraschung beim diesjährigen „Jazz in Between“ in Münster. Aber auch die anderen Beiträge sorgten durch geballte Spiellust und phänomenale Instrumentenbeherrschung im ausverkauften Stadttheater für zuverlässige Beifallsstürme.

Es sind Wiegenlieder und Balladen, ein Text von Goethe wie der „König von Thule“ oder jene aufklärerische Hymne von den Gedanken, die frei sind, aus denen Knecht eingängige Jazzideome formt. Dabei werden diese Lieder nie zerstört und auch nicht ironisch gebrochen, sondern leben weiter und transportieren ihre edlen Botschaften in zeitgemäßem Gewand in die Jetztzeit. Wenn Knecht in geschmeidiger Rasanz über diese Melodien improvisiert und die Rhythmusgruppe zuweilen lateinamerikanisch groovt, lebt ein sehr zeitgemäßer Sturm und Drang.

Auf eigene regionale Wurzeln besinnen sich auch Emile Parisien und Vincent Peirani – und sie erfüllten alle höchsten Erwartungen, die man an eines der spannendsten intensivsten Duos zurzeit stellt. Mit federleichtem Musikantentum beginnen beide ihren Auftritt mit alten Standards von Sidney Bechet - aber daraus folgt eine Dramaturgie der Steigerung, die atemlos macht und Berge versetzt! Parisien entlockt seinem Horn ein riesiges Klangfarbenspektrum, wenn er über durchgehende melodische Muster riesige rezitativische Bögen spannt und ständig mit ganzem Körpereinsatz agiert. Peraini liefert dazu einen mehrstimmigen Kosmos, bestehend aus ostinaten Bassfiguren , vorwärtstreibenden schnellen Dreierrhythmen, Wärme spendenden Harmonieteppichen und filigran aufblitzenden Soli in den hohen Registern - und meist all dies gleichzeitig!

So ausgewogen ist dieses Dreierpack in Münster, dass auch das Finale nicht schlechter oder besser, sondern genauso bestechend gut wie alles andere ist. Aber wiederum reißen andere Qualitäten in ganz andere Gefilde mit: Da waltet mit Arild Andersen eine graue Eminenz am Bass, der zwar zu Anfang noch mit sphärischen und raffiniert geloopten Flagolettflächen „typisch nordische“ Impressionen evoziert, dann aber mit geballter Energie nur noch zeigt, wo bei ihm spielerisch der Hammer hängt. Dieses Quintett explodiert in Münster vor schierer Kraftentfaltung. Andersens Finger behandeln die Saiten mit extremer Kraft und Präzision. Sowas befeuert das raffinierte Schlagzeugspiel von Patrice Héral und die kraftstrotzenden Pianoläufe von Marcin Wasilewski, den Andersen sich hier von Tomasz Stankos Band „ausgeliehen“ hat. Und zwei Hörner (Tore Johansen, Trompete und Tommy Smith, Saxofon) setzen in den richtigen Momenten die krönenden Glanzlichter im richtigen Moment.
Das war eine sehr klassische Dramaturgie - aber der Enthusiasmus, den Arild Andersen auf seine Truppe übertrug, zauberte eine Sternstunde der ekstatischen Spielfreude ins Münsteraner Theater.

Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Bild für Beitrag: Sternstunde der Spielfreude | Perfektion und Energie bei
Suche