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Sternschnuppen aus dunklem Nachthimmel

Krawall de Cologne mit Willi Ostermann in Hürth

Hürth, 28.02.2020
TEXT: Dr. Michael Vogt | FOTO: Willi Ostermann Gesellschaft, Jazzclub Hürth

„Krawall de Cologne“ in Hürth| Jazz und Karneval mit Willi Ostermann

Politisch“ ist Hürth eine unabhängige Stadt und gehört schon zum Landkreis Bergheim. Kulturell besteht dennoch ein unmittelbarer „Anschluss“ an die Hochburg Kölm. Vor allem auch in zentralen Disziplinen, welcher sich die Domstadt rühmt - den Karneval und den Jazz! Wo reagierte beides besonders zündend miteinander? Im Jazzclub Hürth, wo mit Willi Ostermann ein echtes Urgestein vertreten war! Davon zeugt ein Insider-Bericht unseres Autoren Dr. Michael Vogt, eines Kölner Jazzkenners mit Leib und Seele...

Am Karnevalsfreitag hatten Jecke Gelegenheit, den Jazz einmal aus Kölscher Perspektive kennenzulernen. Etliche Kostümierte füllten die Spielstätte des Hürther Jazzclubs, um beim Konzert des Trios «Krawall de Cologne» dabei zu sein. Im Zentrum des Programms, das Frontmann Jürgen Schockmann (Gesang und Gitarre), Rolf Grommes (Schlagzeug) und Hans-Günther Adam (Keyboard und Pedalbass) mitgebracht hatten, stand nämlich einer der bedeutendsten Kölnischen Sänger aller Zeiten: Willi Ostermann.

Wie es sich für ein Konzert in der „Fastelovendszigg“ gehört, moderierte Jürgen Schockmann mit trockenem Witz durch den Abend. Schockmann wurde zwar von einem Männerschnupfen geplagt, wie er gleich anfangs mit etwas tieferer Stimme als gewöhnlich bekanntgab. Das hielt den Sänger, Gitarristen und Komponisten jedoch in keinster Weise davon ab, musikalisch Vollgas zu geben. Den Anfang machte «Krawall de Cologne» mit zwei Stücken, in denen sich Jürgen Schockmann humoristisch mit dem Klüngel sowie Urlaubserlebnissen in Ägypten auseinandersetzte. Schon beim zweiten Lied ließ sich das Publikum nicht lange bitten und sang die eingängigen Kehrverse kräftigt mit. Eine hervorragende Ausgangslage für den nun folgenden Reigen an Ostermann-Hits:Mit gepfefferten Rhythmen gewürzt «Kutt erop! Bei Palms do eß de Pief verstopp» erklangt genauso verjazzt wie «Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia».

Der in so wohltuender Weise gar nicht kölnbesoffenen Hymne verpassten die Musiker eine dezidierte Blues-Note, die hervorragend zur melancholischen Stimmung des Liedes passte – erste Gelegenheit für Jürgen Schockmann, seine E-Gitarre gekonnt aufheulen und sinnlich röhren zu lassen. Hans-Günther Adam ließ in «Et Stina muß ene Mann han, et weht de höchste Zick» das Keyboard wie ein Vibrafon klingen, an anderen Stellen steuerte er Hammond- und Klavier-Klänge bei, etwa, wenn er die durch Santana inspirierte Fassung von «Die Mösch en der Köch» mit typischen Salsa-Akkorden aufmischte. Beeinflusst von Paul Desmonds Standard «Take Five» präsentierte sich Ostermanns Walzer «Villa Billa» („Jetz hätt dat Schmitze Billa en Poppelsdorf en Villa“). Auch weitere Ostermann-Lieder wie «De Wienanz han ’nen Has em Pott», «Kinddauf-Feß unger Krahnebäume» oder «Däm Schmitz sing Frau eß durchgebrannt», mit dem Ostermann 1907 seinen ersten Karnevals-Hit landete, erschienen in neuem harmonischen Gewand und mit gepfefferten Rhythmen gewürzt.

Wie Sternschnuppen an dunklem Nachthimmel

Umjubelt wurde erwartungsgemäß die „Kölner Nationalhymne“ «Heimweh nach Köln» («Ich mööch zo Foß noh Kölle gon»), die den Schlusspunkt des Konzertes bilden sollte. Das Publikum hatte da aber noch nicht genug und ließ die Musiker erst nach der zweiten Zugabe von der Bühne. Die hatte es allerdings in sich: In «Europa» zeigte Jürgen Schockmann sich auf den Spuren von Santana als gefühlvoller und virtuoser Gitarrist, der die Melodielinien wie Sternschnuppen an dunklem Nachthimmel leuchten ließ. |Günter Reiners freute sich, dass das vom Jazzclub angestoßene Konzept aufgegangen war: „Dass so viele Jecke unserem Aufruf gefolgt sind, macht uns stolz. Denn zu Karneval ist die Konkurrenz so groß wie nie. Daran sehen wir – umso mehr – das enorme Vertrauen, das wir beim Publikum genießen.

Der nächste Höhepunkt im Konzertkalender lenkt am 6. März unter dem Motto «Jazz for Strings» mit drei Duos den Blick auf Geige, Bratsche, Cello & Co. Auch das sollte niemand verpassen“, ist sich Reiners sicher.

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