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Spröder Charme im Pina Bausch-Theater

Jazzmeeting Wuppertal 2024

Wuppertal, 19.11.2024
TEXT: Peter E. Rytz | FOTO: Peter E. Rytz

Jazzmusik hat in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts einen viel beachteten Weg aus dunklen, schäbigen Kellerräumen bis in die Zentren der Hochkultur geschafft. Ohne sich dem bürgerlich kulturellen, über Generationen wie in einer Blase üppig wachsenden Selbstverständnis anzubiedern, ist Jazz zu einem gesellschaftlich relevanten Bildungsankerpunkt gewachsen. Dass sich das schräg verwinkelte Schrundige einer ehedem kreativen Jazz-Location mit ihrem eigenen Charme nach wie vor behauptet, zeigt sich bei einem Doppelkonzert während des Jazz Meeting Wuppertal im Pina Bausch Zentrum. Die Stadt Wuppertal hat in einer architektonischen Hommage an die große Tänzerin und Choreografin, einer der bedeutendsten Töchter ihrer Stadt, Großes vor. Nach den Plänen des New Yorker Architekturbüros Diller Scofido + Renfro wird eine spektakuläre, interdisziplinär nutzbare Kunst- und Kultureinrichtung für das 21. Jahrhundert auf der Basis des herausragenden künstlerischen Erbes entstehen. Von diesem Aufbruch ist bisher noch nichts zu spüren. Angesichts des verblichenen Charmes, der einen schon im Eingangsbereich wie auch im Foyer, wo das Konzert stattfindet, anweht, könnte man leichthin feststellen: Gut so!

Kämpferisch herausfordernd

Das Duo Angelika Niescier (sax) & Marta Warelis (p) lässt es ebenso wie im zweiten Act des Abends das Trio Hans Peter Hiby (sax), Willi Kellers (dr) und Reza Askari (b) brachial krachen. Das Schwarz der wenig Vertrauen erweckenden Wand des offenen Foyers sowie das der schief gekrümmten (sich schon statisch labil senkenden?) Decke sind in jedem Fall ein passenderes Ambiente für Jazz-Improvisationen als ein High-Tech-Konzertsaal.

Von der kooperativ arbeitenden Festivalgemeinschaft Jazz Meeting und Multiphonics als Festival im Festival angekündigt, geriert das Konzert sich zu einem Saxophon Summit von Improvisation und Free Jazz, der die überschaubare Menge der Konzertbesucher jedenfalls begeistert. So kämpferisch herausfordernd die beiden Konzerte, so unterschiedlich zeigen sie sich in ihrer musikalische Interaktion.

Niesciers Tenorsaxophon-Klang verbindet sich mit dem poetisch bis alarmierend tönenden Piano Warelis‘ im Verständnis von solistischer wie dialogischer Gleich- und Selbstberechtigung. Dagegen setzen Hibys Tenorsaxophon, später noch drohender sein Altsaxophon, auf entgrenzende Konfrontation. Nach verhalten lauschendem, von Kellers auf den Snare Drums eingeleitetem in-situ-Modus positioniert sich Hiby in einer kämpferischen Pose. Fordert Askari kompromisslos heraus. Nichts lieber als das, scheint genau das zu sein, was Askaris Bass lechzend verlangt. Sich miteinander und ineinander verschlingend, entladen sie Tonkaskaden wie elektrische Lichtblitze. Robust mit männlich dominierter Kraftüberzeugung straight ahead.

Im Einverständnis von Struktur und Form

Niescier und Warelis interagieren musikalisch nicht weniger straight and clear im Einverständnis eines wenn auch nur spärlichem, gleichwohl deutlichen aufmunterndem wie bestätigendem Lächeln. Dass sie einvernehmlich in Struktur und Form sowohl mit ihren Improvisationen wie mit Niesciers Komposition Hommage á Pina Bausch mit ihren Instrumenten kommunizieren, zeichnet ihr Spiel als Balance von beidem aus. Schrill und laut wie auch lyrisch und nachdenklich durchschweben das Foyer phantasievolle Klang-Momente.

Während die beiden Musikerinnen selbst noch in deutlich erkennbarer anstrengender Lungenarbeit Niesciers, die tief in ihrem Gesicht spurt, wie auch die in der über der Klaviatur tobenden Handarbeit Warelis‘ musikalisch nachvollziehbar konstruieren, verliert sich in Hibys berserkerhaften Saxophonspiel mehr und mehr in einer überreizten, Jazzmusikern gern attestierten Pose. Dem Trio-Spiel allerdings zu attestieren, wie es im Programm-Flyer heißt, hier exzessiv die Möglichkeiten zu erkunden, die jeder Begegnung innewohnt, erschließt sich im Konzert nicht wirklich. Kommunikation mehr von der Sorte, jeder hat etwas zu sagen und sagt es auf seine Weise. Mitunter spielt man mehr oder weniger aneinander vorbei. Free Jazz selbstverliebt, sich selbst genügend.

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