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Spot on Jazz

Kammermusiksaal trifft auf Jazz-Schmiede

Düsseldorf, 03.03.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Der Pianist Pablo Held teilt dem Publikum zu Beginn seines Konzertes mit, dass sein Trio sich seit ein paar Jahren entschlossen habe, keine Setlist für Konzerte festzulegen und sich nicht mehr abzusprechen, wie die einzelnen Stücke gespielt werden sollen. „Damit wissen Sie genauso viel wie wir.“ Nun beginnt eine spontane Entdeckungsreise durch den Klangkosmos des Jazz. Von subtilen Passagen bis zu furiosen Abschnitten schaffen es die drei Musiker, aufeinander abgestimmt immer neue und faszinierende Klänge hervorzubringen. Neben Pablo Held spielen Robert Landfermann am Bass und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug. Diese drei jungen und international erfolgreichen Musiker eröffnen im Robert-Schumann-Saal das neue Düsseldorfer Festival Spot on Jazz.

Dieses Festival findet in zwei sehr unterschiedlichen Lokalitäten statt. Im Robert-Schumann-Saal, einem klassischen Kammermusiksaal, und in der Jazz-Schmiede, dem wichtigsten Veranstaltungsort für Jazz in der Stadt.

Das Festivalprogramm legt den Schwerpunkt auf das Jazzpiano. Nationale und internationale Größen, Soloauftritte und größere Formationen, junge und alte Bands finden sich in einem spannenden und abwechslungsreichen Programm, der gemeinsame Nenner ist der Pianist als Bandleader.

An zwei Tagen in zwei Häusern gleichzeitig, das bedeutet, wie so oft auf Festivals: Man entscheidet sich für bestimmte Musiker und verpasst dafür andere, die ebenso hörenswert sind.

Nach dem Pablo Held Trio gibt der berühmte holländische Pianist Jasper van`t Hof eine Soloperformance, die vom Piano/Vibraphon-Duo Babik und Göbel gefolgt wird.

In der Schmiede spielt das Quartet Federation Of The Groove. Eine der vielen Bands und Projekte des Pianisten Martin Sasse aus Köln. Zusammen mit dem Gitarristen Bruno Müller hat er diese Band schon vor einigen Jahren gegründet, leider tritt sie nur selten auf. Nomen est Omen. Hier hat der Funk das Sagen. Klassiker wie “Naima“ von John Coltrane und Eigenkompositionen werden rhythmusbetont dargeboten. Martin Sasse und Gitarrist Bruno Müller treiben die Solopassagen bis zu den Grenzen des Genre, dabei werden sie kongenial von Claus Fischer am E-Bass und Hendrick Smock an den Drums unterstützt. Es ist sicher dieser Band geschuldet, dass viele jüngere Leute im Publikum zu finden sind.

Der Abend in der Schmiede endet mit Bernhard Schülers international erfolgreicher Gruppe Triosence.

Wieder zurück im Schumann-Saal, findet dort ein ganz besonderer Auftritt statt, die Sternal Symphonic Society. In dieser Gruppe wird das Festival-Konzept am konsequentesten umgesetzt. In der elfköpfigen Band spielt das Pianotrio von Pablo Held , den Bläsersatz bestreiten Frederic Köster (Trompete/Flügelhorn), Klaus Heidenreich (Posaune), Chrisoph Möckel (Alt-und Sopransaxophon, Flöte) und Niels Klein (Tenor-und Sopransaxophon, Klarinette), das Schumann Quartett sorgt für den klassischen Streichpart. Der Pianist Sebastian Sternal leitet diese “kleine Bigband“ und greift bei einigen Stücken auch selbst in die Tasten.

Sebastian Sternal hat die Stücke so arrangiert, dass immer ein größeres Stück, wie etwa “Magnolia“ von Duke Ellington, eingebettet ist zwischen zwei kleinen musikalischen Skizzen. Sebastian Sternal und den Musikern gelingt es, eine faszinierende Klangwelt zu erschaffen, die sich zwischen wilden ungestümen Bläsern und von ruhigen Streichern getragenen orchestralen Passagen bewegt.

Der zweite Abend beginnt in der Jazz-Schmiede mit einer Solo-Performance des großen New Yorker Pianisten Richie Beirach. Geplant war ein Duo mit dem Bassisten Detlev Beier, der leider erkrankt war. Richie Beirach eröffnet mit dem Monk-Klassiker “ Round Midnight“ in seiner ganz persönlichen Handschrift. Mit dem Coltrane-Stück “Transition“ verwandelt er das Piano in ein Saxophon. Bei den letzten drei Songs wird Richie Beirach von dem Schlagzeuger Christian Scheuber aus der Band des Saxophonisten Reiner Witzel und einer Keyboarderin begleitet. Dies ist ein besonderer Höhepunkt.

Zum Abschluss des Festivals in der Jazzschmiede spielt die Formation Many Boots Ago unter Leitung des amerikanischen Pianisten Bob Degen, feat. David Friedman am Vibraphon.

Bob Degens lyrisches Pianospiel bildet einen wunderbaren Abschluss des Festivals in der Jazz Schmiede. Nach dem eruptiven Schlagzeug und Keyboardpassagen am Ende des Richie Bairach-Konzertes kann sich das Publikum zurücklehnen und den perlenden Klängen von Bob Degen und David Friedman zuhören, denen mit Markus Schieferdecker am Bass und Peter Perfido an den Drums zwei versierte Rhythmusleute zur Seite stehen, die dem Quartett zusätzliche Spannung und Timing geben.

Auch der Robert-Schumann-Saal hat an diesem Abend wieder ein interessantes Programm. Das Piano-Trio von Sebastian Gahler mit Nico Brandenburg (beide Mitglieder des neugegründeten Jazz Ensembles Düsseldorf) und Rene Marx an den Drums eröffnet den Abend. Geschlossen wird er von dem Trio des in Düsseldorf lebenden Israeli Omar Klein. Ein weiteres Highlight des Festivals. Davor spielt die aus Kuba stammende Pianistin Marialy Pacheco , bekannt für ihre gelungene Synthese aus kubanischer Musik und Jazz. Sie spielt im Duo mit dem Trompeter Joo Kraus, der ebenfalls eine große Liebe zur kubanischer Musik besitzt. und in Kuba Alben aufgenommen hat. Joo Kraus ist ein Publikumsliebling, der für seine groovige Trompete berühmt ist .

Zwei Abende an zwei Spielstätten hochkarätiger Jazz in seinen unterschiedlichen Facetten.

Ein rundum gelungenes neues Jazz Festival in Düsseldorf. Einzig die Idee, zwischen den beiden Veranstaltungsorten zu wechseln, wurde nicht vom Publikum wahrgenommen. Der schöne rote Doppeldeckerbus pendelte so gut wie leer zwischen den Spielstätten. Das Publikum blieb mehrheitlich den ganzen Abend in einer Location. Anders als bei der Jazzrally, wo Wechsel und Bewegung den Reiz des Festivals ausmachen, ist bei Spot on Jazz das Publikum lieber an einem Ort und empfindet den Wechsel als zu unruhig.

Spot on Jazz hat sein Publikum begeistert. Der gut gefüllte Robert-Schuhmann-Saal mit seinen 800 Plätzen und die volle Jazz-Schmiede mit 200 Plätzen sprechen für sich. Peter Weiss und Eckart Schulze-Neuhoff gebührt Dank für dieses neue Highlight im Düsseldorfer Jazz Kalender.

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