Spontan und zugleich intensiv
Mehldau + Redman
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese (Archiv)
In den frühen Neunzigern war Brad Mehldau Pianist im Quartett des Saxofonisten Joshua Redman. Bassist Christian McBride und Drummer Brian Blade gehörten ebenfalls noch zu der damals jungen Viererbande. Alle sind sie längst große Stars des Jazz geworden. Dass Joshua Redman nur im Duo mit Brad Mehldau Großartiges abzuliefern versteht, konnte man nun im Rahmen der Konzertreihe „JAZZnights“ im Konzerthaus nachhören.
Blindes Verständnis herrscht zwischen den beiden Amerikanern, spontan und zugleich intensiv ist dabei ihre Kommunikation. Grenzen zwischen Komponiertem und Improvisiertem verwischen, Themen werden vorgestellt, Melodien ins Rollen gebracht, dann ist Luft und Raum da für die ganz persönliche Interpretation.
Da nimmt sich Brad Mehldau dann auch gerne mal zurück, streut ein paar Begleitakkorde ein und überlasst seinem Partner das Spielfeld. Und Joshua Redman darf verzieren, ausarbeiten, mit einer Körperlichkeit das voluminöse Tenor- und das schlanke Sopransaxofon spielen.
Das ist nicht spektakulär, aber hohe Kunst. Vor allem, wenn sich die beiden im Mittelteil des Konzertes richtig Zeit nehmen, in eher balladesken Gefilden voller Einfälle zu musizieren.
Diese beseelten, ruhigen Klänge gehen ans Herz und lassen fast schon vergessen, dass vor allem das Saxofon alles andere als optimal abgemischt ist an diesem Abend, denn irgendwie klingt es immer ein wenig wie aus der Ferne gespielt.
Wie viel Spielwitz dieses Duo besitzt, zeigt sich besonders gut gegen Ende des Auftritts bei Charlie Parkers „Anthropology“. Diese im Original schnelle Bebop-Nummer schraubt Brad Mehldau in seinem Solopart zunächst tempomäßig ziemlich herunter, um dann sein Klavierspiel im „Call & Response“ mit Redmans Saxofon genial weiterzuführen.