Soulig, funkig, gut
Ed Motta im RWE Pavillon der Essener Philharmonie
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Der typische Brasilianer ist er nicht. Schon optisch gar nicht. Ed Motta ist kein braungebrannter Beau von der Copacabana. Der „Koloss von Rio“ trägt zur Fastglatze einen angegrauten, fusseligen Bart und hat jede Menge Kilos zuviel auf den Rippen.
Auch musikalisch ist der Sänger, Pianist und Songschreiber, in Brasilien schon längst ein Schwergewicht der Musikszene, anders gestrickt als man das von einem Mann vom Zuckerhut erwarten würde. Denn Ed Motta serviert den Zuhörern im ausverkauften RWE Pavillon der Essener Philharmonie keineSambas oder Bossa Novas, sondern unterhält sein Publikum lieber mit seinem feinen, von seiner warmen Stimme getragenen Soulgesang, auf Englisch, den er über geschmeidige Klangteppiche aus warmen Fender Rhodes, E-Piano-Klängen, angerockte E-Gitarre und groovende E-Bass-Linien legt.
So geht das eine ganze Weile in Essen. Songs mit Popappeal wie „Smile“, mit ins Ohr gehender Hookline und Mitwipp-Faktor, das ist das Ding des Brasilianers. Zwischendurch wirft Tastenmann Matti Klein auch mal den Synthesizer an, um das Ganze ein wenig nach vergangenen Jahrzehnten klingen zu lassen. Die 1970er und 1980er Jahre etwa haben es Ed Motta ohnehin angetan. Wie er in einem Stück deutlich macht, das den Filmmusik-Intros aus jener Zeit gewidmet ist.
Einer seiner ersten Riesenhits, „Drive Me Crazy“, das ihm einst den Kauf seines Apartments in Rio ermöglichte, „seitdem muss ich keine Miete mehr bezahlen“, wie er augenzwinkernd in Essen hinzufügt, startet dann gegen Ende des Konzertes den Tanzpart. Typisch Ed Motta, dass er in diese treibende, unfassbar lässig funkende Nummer nahtlos von einer berührenden Soloballade einschwenkt.
Mit „Colombina“ gibt es dann am Ende wenigstens einen auf Portugiesisch gesungenen Song an diesem Abend. Ed Motta macht sich dann noch ein wenig über das Musikbusiness lustig, um die ganzen Attitüden und Standardsprüche eines Musikers auf der Bühne. Um dann natürlich selbst und nicht nur einmal auf sein Merchandising hinzuweisen, dass er mitgebracht hat, und dass nach Konzertende schließlich auch reißenden Absatz findet im Foyer der Philharmonie.