Soulcrane & Strings in der Jazzschmiede
Reiseerzählungen und Bier
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der Trompeter Matthias Schwengler ist mit der Band Soulcrane zu Gast in der Düsseldorfer Jazz Schmiede. Matthias Schwengler ist viel gereist und unterhält das Publikum mit seinen Reiseerzählungen.
Von Bergbesteigungen im bulgarischen Pirin Gebirge, über den Besuch im buddhistischen Myanmar bis hin zu einer Londontour mit seiner Freundin, in der die vielen Brauereien der Stadt erkundet wurden. Natürlich sind dies nur verbale Einleitungen für die darauf folgenden musikalischen Reisebeschreibungen.
Soulcrane - vom Trio zum Quartett
Die Musiker des Quartetts Soulcrane erzählen mit ihren Instrumenten die eigentlichen Geschichten. Soulcrane besteht aus vier herausragenden Musikern der Kölner Szene: neben dem Trompeter Matthias Schwengler spielt Matthew Halpin Tenorsaxophon, Philipp Brämswig Gitarre und Reza Askari Kontrabass. Diese Musiker erzählen musikalische Geschichten, die von Landschaften, Städten und immer wieder von Bier inspiriert sind. Denn Matthias Schwengler braut selber Bier und ist ein Fan von kleinen unabhängigen Braustätten, wie der Braustelle in Köln Ehrenfeld. Aber die Musik hat so gar nichts von alkoholgeschwängerter Bierseligkeit und Radau. Soulcrane macht sehr gehaltvollen und niveauvollen Jazz, mit vier Instrumentalisten, die auf Augenhöhe miteinander spielen und Raum für ihre jeweiligen Stimmen haben. Soulcrane war ursprünglich ein Trio, bis vor drei Jahren der in Köln lebende irische Saxophonist Matthew Halpin dazu stieß und mit seinem warmen weichen Ton perfekt zur Band passte. Ein warmer Sound, der Entspanntheit und Ruhe ausstrahlt und doch auch lebendig und temperamentvoll ist. Die Berglandschaften Bulgariens, die Besteigung des Wichren Berges, bei der zum Sonnenaufgang ein Saxophon Solo von Matthew erklingt oder die Blätter des Bodhibaumes in Myanmar die Glück bringen sollen, all das spiegelt sich in einer Musik, die verzaubern kann ohne sentimental sein. Die Musiker bringen sich nicht nur mit ihren Instrumenten ein, sondern auch mit Kompositionen. So hat Philipp Brämswig mit dem Stück Chania, der alten Hauptstadt von Kreta, ein Stück gewidmet und Reza Askari hat ein sehr stimmungsvolles Stück seinem verstorbenen Freund Max, der Mex genannt wurde, gewidmet. Das Sahnehäuptchen des Konzertes sind die Streicher. Die Band wird durch zwei Violas und drei Celli erweitert. Nach den ersten Stücken von Philipp Brämsweg und Matthias Schwengler kommen dann die “Strings“ dazu und bereichern die Band.
Soulcrane with Strings
Die Streicher*innen sind ganz hervorragend in den Sound der Band integriert und bringen zusätzliche Klangfarben ins Spiel und unterstützen den warmen weichen Klang der Band.
Alle Streicher*nnen haben neben ihrer klassischen Ausbildung Erfahrungen in improvisierter Musik. Radek Stawarz an der Viola hat mit Matthias Muche und Philip Zoubek im Trio gespielt, macht Bühnenmusik, hat bei Roncalli gespielt und die unterschiedlichsten Musiker begleitet, von Jan Delay bis Franz Kasper. Pauline Buss, die ebenfalls Viola spielt, ist Mitglied im Multiple Joy(ce) Orchestra, dem EOS Kammerorchster und dem Avian Quartett. Sie war an vielen Rundfunk-, Fernsehn- und Hörspielproduktionen beteiligt. Marie-Louise Wundling am Cello ist besonders mit alter Musik vertraut, spielt aber in den unterschiedlichsten Zusammenhängen. Der Cellist Nathan Bonträger gehört zum Kölner Improvisations Kollektiv IMPAKT. David Schütte ist der dritte Cellist, er hat u.a. mit Robert Landfermann gespielt, aber ist auch mit alter Musik vertraut. Alle Musiker*innen haben eine große Bandbreite an unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen.
Soulcrane ein Musikkollektiv
In dem elegischen Stück Mex von Reza spielen die Streicher*innen ein langes Intro, dann greift das Flügelhorn das Thema auf, dann kommt das Tenorsaxophon dazu. Auch den Ausklang gestalten die Streicher*innen mit einem Ostinato. Ein Gänsehautstück von großer Schönheit und auch von tiefer Traurigkeit. Direkt danach folgt eine Hommage an den Gerstensaft, an das amerikanische Bier Indian Pale Ale und seine abgestuften Geschmacksrichtungen je nach Region, deshalb lautet der Titel auch From the Westcoast to the Eastcoast. In einem Stück spielt Nathan Bonträger als einziger Streicher, beginnt mit Pizzicato und spielt dann wunderschön mit dem Bogen weiter. In der Zugabe gibt es ein sehr schönes Duo von Bass und Gitarre, dann kommt das Flügelhorn dazu und im letzten Teil des Stückes singen die Musiker*innen die Melodielinien ohne Worte. Wir hören ergreifende Soli von Matthew oder Matthias, Duos der beiden, schöne Gitarrenpassagen und spannende Basssoli. Aber der Ensembleklang als Quartett und dann erweitert um die Streicher*innen ist stets im Mittelpunkt. Trotz aller Vielfalt hat Soulcrane einen erkennbaren ganz eigenen fast intimen Klang.
Soulcrane & Strings begeistern das Publikum in der Jazz Schmiede und wir dürfen auf ihr neues Album gespannt sein, dass sie am Wochenende nach dem Konzert aufnehmen. Damit schließen sie ein strammes Programm ab. Sie haben vier Tage lang, jeden Tag mehr als sechs Stunden geprobt und dann Do und Fr noch abends Auftritte im Kölner Loft und in der Jazz Schmiede. Aber das zeichnet eben hervorragende Musiker*innen aus, dass sie alles mit einer Leichtigkeit spielen, als stecke keine harte Probenarbeit dahinter.