Bild für Beitrag: Sonne, Strand und Jazz | 3. Ystad Sweden Jazz Festival 2012
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Sonne, Strand und Jazz

3. Ystad Sweden Jazz Festival 2012

Ystad, 11.08.2012
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann

Sind Stille und Jazz miteinander vereinbar? Ja, beim seit drei Jahren stattfindenden Jazzfestival in Ystad. Natur, kilometerlange Strände und ein freundliches Städtchen an der Südküste Schwedens, gerade einmal 60 Kilomter östlich von Kopenhagen und 40 km von Malmö entfernt gelegen.

Der Hauptspielort des Festivals liegt keine zwei Gehminuten von Ystads Hafen entfernt. Hier starten die Fähren nach Bornholm und Polen. Unmittelbar hinter dem Hafen, Naturstrand, der sich schier unendlich bis hinauf nach Kristianstad oder Kalmar zieht. In wenigen Minuten ist man so an den herrlichsten abgelegenen Stränden.

Ystad begegnet dem Besucher ganz anders als es nach der Lektüre eines von Hennig Mankells berühmten Walander-Krimis zu vermuten wäre. Nette kleine Häuschen, eine lebendige Einkaufsmeile, einladende, gemütliche Cafés. Keine Leichen, keine Psychopathen.

Das in Ystad in diesen Tagen ein, sich in kürzester Zeit in der europäischen Jazzszene etabliertes Festival stattfindet, ist nicht zu übersehen. Allenthalben weisen Schilder auf das Festival hin. In der Innenstadt überall jederzeit ansprechbare Volunteers, die den nicht ortskundigen Besuchern den Weg zu den insgesamt fünf Veranstaltungsorten weisen. Die sind, mit einer Ausnahme, allesamt Schmuckkästchen. Nur das Luxushotel "Saltsjöbad" ist weniger ansprechend,dafür aber dirket am Strand gelegen.

Vom ersten Festival im Jahre 2010 an, haben die Veranstalter, allen voran Jan Lundgren als künstlerischer Leiter und Thomas Lantz als Präsident des Festivals auf große Namen gesetzt. In diesem Jahr u.a. Dee Dee Bridgewater , Bengt Hallberg, und - Quincy Jones.

Bei diesen Namen wird deutlich: Ystad ist im Kern ein recht konservatives Festival. Jedoch gemessen an der Zuschauerresonanz ist es aber wohl das, was der südschwedische Jazzfan erwartet.

Aber das Ystad-Jazzfestival bietet nicht nur Bigband Sound, Swing, Bebob oder klassischen Vocal Jazz. Ein Highlight des Festivalswar sicher das Konzert von Ketil Bjørnstad und Terje Rypdal. Sie brachten ihr auf der CD "Live in Leipzig" zu hörendes Programm im ältesten Gebäude der Stadt, in der bereits im 13. Jahrhundert erstmals erwähnten Sankta Maria Kyrka, zu Gehör. Ein wahrhaft passender Rahmen für diese emotional tiefgreifende Musik mit den sanften Harmonien und Melodiefolgen Bjørnstads und den immer leicht sperrig aber wundersam inspirierenden Gitarrensoli Rypdals. Ebenfalls herausragend aber nicht in diesem herrlichen Ambiente das Konzert des Kontrabassisten Arild Andersen, der gemeinsam mit dem Saxophonisten Tommy Smith und dem Schlagzeuger Raolo Vinaccia. Von grotesk anmutenden Basslinien bis hin zu sphärischen Klängen, mit einer fast beispiellosen Varianz. Aber auch die Konzerte von Peter Wettre und seiner "Next Generation" und dem Benny Green Trio "Source" boten viele Entdeckungsmöglichkeiten, während am Samstagabend das artistische Hochgeschwindigkeitskonzert von Hiromi Uehara zwar handwerklich verblüffte, musikalisch überfrachtet und extrem langen Stücken wenig Erbauliches bot.

29 Konzerte, alle zeitlich so gelegt, dass sie beducht werden konnten forderten von den Festivalbesuchern viel ab. Doch zwischendurch gibt es ja in Ystad immer wieder diese wunderbaren Rückzugsorte, entweder in den kleinen Gassen mit ihren kuscheligen Hinterhöfen und Cafes oder draussen vor der Stadt an den herrlichen Stränden, die nie, obwohl in Schweden noch Ferien waren, überfüllt sind.

Aber das Ystad-Festival will auch dem Nachwuchs eine Bühne sein. Da war z.B. Filip Jers, der mit seiner Harmonica Toots Thielemans huldigte oder John Venkiah, ein Schüler von Jan Lundgren. Beides vielversprechende Talente.

Höhepunkt für die Veranstalter war in diesem Jahr aber offensichtlich der Ehrengast Quincy Jones. Ihm zu Ehren fand am Ende des Festivals in einem eigens hierzu im ehemaligen Kurpark "Surbrunnsparken" aufgebauten Zelt vor 1500 Zuschauern eine Gala mit auch hierzulande beliebten skandinavischen Jazzgrößen statt. Neben Jan Lundgrn wirkten u.a. Victoria Tolstoy, Cecilie Norby und Nils Landgren sowie die Bohsulän Big Band unter der Leitung von Bengt-Arne Wallin mit.

Viel aufregender als diese Gala waren an den vier Tagen jedoch die überraschenden Begegnungen z.B. mit dem 80ig-jährigen Schlagzeuger Ronnie Gardiner, der bereits mit Jazzheroen wie Dexter Gordon, Dizzy Gillespie oder Benny Carter spielte und die Jazzsängerin Deborah Brown begleitete. Aber auch Sinne Egg lieferte bereits zum Auftakt des Festivals, als die Ohren noch gut funktionierten und der Kopf noch nicht überfüllt war, gemeinsam mit der XL Big Band ein herrlich leichtes Konzert ab.

Alles in allem war das 3. Ystad Jazzfestival allerdings geprägt von Big Band Sound, klassischem Bebop und VocalJazz. Ein über weite Strecken konservatives Programm, dass vor allem für junge Leute wenig bot. Und auch der Rahmen in dem die Musik präsentiert wurde war wenig ansprechend. Während bei anderen Festivals mittlerweile viel wert auf das Licht und eine ansprechende Bühnengestaltung gelegt wird, kommen die Ystad-Bühnen sehr spartanisch daher. Bei aller Liebe zur Musik: Das Auge hört mit. Es macht ein wenig den Eindruck, dass da ein Jazzfestival ohne eigene Geschichte versucht, Jazzgeschichte und -legenden ins Haus zu holen und bedenkt nicht, dass die jungen Hörer die Zukunft des Jazz sind.

Dennoch, dieses Festival hat Potential und auch viele gute Ansätze - durch den Ort, die Umgebung und vor allem die Menschen, die dieses Festival mit viel Engagement vorbereiten und durchführen. Jan Lundgren war allerdings zum Ende des Festivals sichtlich geschafft. Schließlich hielt er während des Festivals nicht nur die künstlerischen Fäden zusammen und moderierte die meisten Konzerte an, sondern war auch an jedem Festivaltag mit einem Konzert präsent. Eine beachtliche Leistung.

P.s.: Wir danken Charlotte für die liebe Betreuung

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