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Sonic Art Lab IV - Tag 2

Improvisations Labor im LOFT

Köln, 14.04.2018
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Der Komponist und Pianist Stefan Schultze aus Berlin kuratiert in diesem Jahr das Sonic Art Lab. An zwei Tagen kommen Improvisationskünstler*innen und Komponisten*innen zusammen, um im kreativen Prozess gemeinsam neue Werke oder Anstöße zu neuen Projekten zu schaffen. Stefan Schultze, der schon in unterschiedlichen Formationen im LOFT spielte, ist einer der kreativsten und originellsten Musiker in der jüngeren deutschen Jazzszene. Er bewegt sich in den Bereichen von Jazz, Neuer Musik, Improvisation und experimenteller Avantgarde.

Hier ein Bericht vom Tag 2:

Mitwirkende Musiker*innen:

Stefan Schultze – präpariertes Piano

Yoko Arai – Piano

Falk Grieffenhagen – Kontrabassklarinette & Elektronik

Annelie Koning – Stimme

Florian Zwissler – analoger Synthesizer

Das Konzert beginnt mit der international renommierten japanischen Pianistin Yoko Arai, die Solo auf ihrem Piano spielt. Yoko Arai steigt mit sehr schnellen Tonfolgen ein, die sich verdichten und kleine Melodie Schnipsel bilden. Dann erweitert sie den musikalischen Raum und arbeitet mit viel Hall. Eine herausragende Pianistin, deren Improvisationen eine suggestive Kraft auf die Zuhörer*innen ausüben.

Als nächstes kommt Florian Zwissler auf die Bühne, setzt sich an seinen analogen Synthesizer, dreht an seinen Reglern und steuert elektronische Klänge zum Pianospiel bei.

Dann kommen Stefan Schultze, Falk Grieffenhagen und Amelie Koning dazu. Stefan Schultze entlockt seinem präparierten Klavier ratternde, knarrende, klappernde Rhythmen, die eher von einem Perkussionisten kommen könnten, als von einem Steinway Flügel. In diese Geräusche gibt sich nun die junge holländische Vokalistin Annelie Koning mit hoher Stimme und kurzen verfremdeten Wörtern ein. Stefan Schultze nimmt sein Pianospiel zurück und steuert leise sparsame Töne bei. Falk Grieffenhagen, der aktuelles Mitglied derDüsseldorfer Kultband Kraftwerk ist, arbeitet erst mit einem elektronisch verzerrten Daumenklavier und setzt dann seine lange Kontrabassklarinette ein. Ein tiefes Rauschen entsteht. Schultze, Grieffenhagen und Koning machen nun sehr feine sensible Musik. Nach einiger Zeit kommen auch Yoko Arai und Florian Zwissler wieder mit hinzu. Die Musik wird dichter und lauter.

Grieffenhagen bringt mit der Elektronik sphärische Klänge ein, während Zwissler, seinen Sythesizer knistern, pfeifen, fiepsen und rauschen lässt. Yoko Arai und Stefan Schultze spielen schnelle dichte Akkordfolgen und erhöhen so die Spannung.

Dann pausieren die Pianos und die Kontrabasslarinette und Florian Zwissler und Annelie Koning spielen ein facettenreiches Duo, in dem Stimme und Synthesizer miteinander in ein Zwiegespräch gehen. Annelie Koning bringt eine enorme Bandbreite an Stimmgeräuschen hervor.

Falk Grieffenhagen, der zwischen Elektronik und Kontrabassklarinette wechselt, erzeugt nun mit seinem Holzblassinstrument dunkle Luftgeräusche.

Yoko Arai, die sonst ohne Präparationen arbeitet, zieht zwei Kaurimuscheln, die an Bändern hängen, über ihre Pianotasten.


Dann beginnt der lange sehr feinfühlige Schlussteil des Konzerts. Yoko Arai und Falk Grieffenhagen spielen ein Piano/Kontrabassklarinette Duo. Das dunkle Rauschen der tiefen Klarinette dominiert diesen Part des Konzerts. Ein spannendes Konzert mit vielen sehr dichten und feinsinnigen Momenten.

Seit vier Jahren gibt es im Kölner LOFT das Format Sonic Art Lab als ein Versuchslabor für aktuelle Musik und man kann nur wünschen, dass es weitergeführt wird.

Die in Amsterdam lebende Vokalistin Annelie Koning, die im Sommer 2017 ihren Abschluss an der Musikhochschule in Jazz/Pop Gesang gemacht hat, betreibt auch einen Blog, in dem sie ihre Gedanken zur Musik und zum Leben mitteilt. Hier ein paar Sätze von ihr, die etwas von dem, was im LOFT zu erleben war, in Worte fasst:

Ich mache Musik, um meine Erfahrungen im Leben zu teilen.
Ich mache Musik, um alles zu teilen, was ich höre, lerne und erlebe.

Ich mache Musik zum Verbinden.

Ich mache Musik, um mich austauschen zu können.

Ich spiele Musik, weil ich mich am besten so ausdrücken kann.

Ich mache Musik, denn wenn ich singe, fühle ich mich bis zu den feinsten Punkten meines Körpers lebendig.

Ich bin eine experimentelle Sängerin, weil die Interpretation des Lebens in der Musik alle Arten von Klängen und Emotionen für mich umfasst.

Ich benutze alle Klänge, die ich kann, weil ich Menschen in allen Punkten ansprechen möchte.

Ich improvisiere, weil Improvisation unvorhersehbar und agil ist, genau wie das Leben.

Ich mache experimentelle Musik, weil ich das mag.

http://www.stefanschultze.com/

https://www.facebook.com/annelie.koning

www.grieffenhagen.de

www.florianzwissler.de/

www.geocities.jp/anoyoarayo/

www.loftkoeln.de

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