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Sommerliche Leichtigkeit

Viktoria Tolstoy bezaubert

Elmau, 29.08.2022
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski

Mit ihrer Stimme und viel Leichtigkeit präsentierte Viktoria Tolstoy – begleitet von Claes Crona Trio – auf Schloss Elmau Songs aus dem „Great American Songbook“.

Warmer Sommerabend im Konzertsaal von Schloss Elmau und im leichten, hellblauen Sommerkleid mit einem Strahlen im Gesicht betritt Viktoria Tolstoy die Bühne. „Come rain or come shine“ hatte bereits Claes Crona am Piano angespielt – gleichzeitig mit Viktoria Tolstoys Gesang stiegen auch Bassist Henning Sieverts und Drummer Rasmus Kihlberg mit ein. Das Stück ist eine der anrührendsten Liebeserklärungen in der amerikanischen Song-Literatur und ein bekannter Jazz-Standard. Ebenso wie Duke Ellingtons „Don‘t get around much anymore“. Glenn Miller arrangierte „The nearness of you“, auch Ella Fitzgerald und Barbara Streisand sangen es – auf Schloss Elmau in ihrer Version: Viktoria Tolstoy.

Der Begriff „Great American Songbook“ umfasst eine nicht genau festgelegte Anzahl herausragender Songs der amerikanischen Unterhaltungsmusik von den 1930er bis 1960er Jahren. Gut unterhalten fühlte sich das Publikum an diesem Abend auf Schloss Elmau mit Stücken wie „The way you look tonight“ - ein Song aus dem Hollywood-Musical "Swing Time" oder „Since I fell for you“. Zu „Caravan“, ebenfalls von Duke Ellington, startete Tolstoy zunächst nur mit Bassist Sieverts. Claes Crona bot anschließend dazu ein fulminantes Klaviersolo. Der 1940 geborene schwedische Jazzpianist hatte in den 1960er Jahren seine eigene Band im berühmten Jazzhaus NALEN in Stockholm. Ab Mitte der 1970er spielte er oft bei Jamsessions in verschiedenen Jazzclubs in New York und mit Klarinettist Putte Wickman veröffentlichte er diverse Alben. Ebenfalls ein außerordentliches Solo bot Rasmus Kihlberg bei „Caravan“. Er ist ein schwedischer Schlagzeuger - geboren 1967 in Simrishamn/Schweden -, der unter anderem mit dem Jacob Karlzon Trio, Nils Landgren sowie der NDR Big Band spielt. Und natürlich mit Viktoria Tolstoy – er ist ihr Ehemann und gemeinsam haben sie zwei Kinder. Seit 2005 betreibt Rasmus Kihlberg sein eigenes Online-Schlagzeugstudio, nachdem er als Session-Drummer bei den Tambourine Studios/Malmö angestellt war, wo er von 1995 bis 2005 mit dem Produzenten Tore Johansson zusammenarbeitete.

Der 1966 in Berlin geborene Bassist Henning Sieverts spielt üblicherweise eigentlich nicht im Claes Crona Trio. Aber das er erstmals mit der Sängerin, Pianist Claes und Drummer Kihlberg auf der Bühne stand, war nicht zu merken. Er fügte sich perfekt ein und bot außerdem einige außergewöhnliche Solos auf seinem Kontrabass. Sieverts spielt seit seinem fünften Lebensjahr Cello und seit 1983 folgte das Selbststudium am Kontrabass und E-Bass. Seit 2019 ist er als Dozent für Kontrabass am Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater München tätig und darüber hinaus gibt er Kompositions- und Bass-Workshops an zahlreichen Musik-Hochschulen.

Mittelpunkt an diesem Abend war aber natürlich die Sängerin. Viktoria Tolstoy ist eine der Jazz-Sängerinnen aus der ersten Reihe in und aus Skandinavien. Die 1974 in Stockholm geborene Sängerin verleiht mit ihrem unaufdringlichen ihrem Phrasierungsreichtum allem einen eigenen Ausdruck. Dazu extrem viel Charme. Mit einem Lächeln spricht sie Pianist Crona an: „How deep is the ocean, tell me Claes?!“, der sofort mit gleichnamigem Stück begann. Es reihten sich „The masquerade is over“ und auch „It don’t mean a thing (if it ain’t got that swing)“ ins Programm ein. „Viktoria Tolstoy ist eine souveräne Sängerin, die hier zwischen Pop und Jazz changiert. Ihre Stimme schmeichelt weich und eingängig, elegant und schmelzend“ so NDR Kultur. Das bringt es auf den Punkt.

Ihr Ururgroßvater (mütterlicherseits) war der legendäre russische Nationaldichter Leo Tolstoi. Schon die sehr junge Viktoria machte ihren Weg durch die Stockholmer Jazzclubs und spielte mit schwedischen Jazzern wie Svante Thuresson – später mit Ulf Wakenius, Nils Landgren und internationalen Stars wie Ray Brown, Toots Thielemans. 1994 nahm sie ihr erstes Album auf. Zwei Jahre später, wurde sie mit dem Album "För Älskad" in ihrer Heimat über Nacht zum Popstar. Was den Boden bereitete für die Zusammenarbeit mit Esbjörn Svensson, der mit ihr „White Russian“ produzierte und die Songs schrieb - die erste skandinavische Platte, die beim legendären Blue Note Label erschien. 2011 veröffentlichte sie ihr Hommage-Projekt „Letters To Herbie“ –mit dem legendären Herbie Hancock stand sie 2004 beim Jazz Baltica Festival in Salzau gemeinsam auf der Bühne. Auch Nils „Mr. Red Horn“ Landgren produzierte und spielte mit ihr – 2020 das Album „Stations“.

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