Sommerjazz Fest mit Tatort Jazz
Stimmiger Mix bei der erfolgreichen Musikreihe
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Ein Kessel Buntes aus Swingigem und Funkigem, Modern Jazz, Blues, Soul bietet das 2. Sommerjazz Fest in Bochum - und der Kessel kocht, das Publikum im gut gefüllten Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum ist in heller Begeisterung. Den großen Saal des Musikforums zu bespielen und zu füllen, ist der Kooperation der von Milli Häuser organisierten und liebevoll betreuten Reihe „Tatort Jazz“ mit der Musikschule Bochum zu verdanken.
Eröffnet wird der jazzige Reigen von einem beeindruckend impressionistischen Solo des Pianisten Matthias Dymke. Der große Steinway-Flügel scheint das ganze Konzert über das Mitglied der „Tatort Jazz Hausband“ zu jazzpianistischen Hochleistungen zu motivieren. Die beiden anderen Mitglieder der Hausband, Alex Morsey am Kontrabass und der Drummer Uwe Kellerhoff, kommen hinzu, mit dem Standard Softly As In The Morning Sunrise gelingt ihnen ein fetziger Einstieg in den Abend. Im nächsten Set begleiten sie den Saxophonisten Philipp Sauer von der Musikschule Bochum, der mit drei Eigenkompositionen das Spektrum von ruhig-beschaulichem Mood mit warmem Sopran-Sax-Ton (Quiet Night At The Crossroad) bis zum Rockigen mit Rap-Einlage (Move On) abdeckt.
Dem nächsten Solisten ist das Musikforum ein Zuhause: Der Tubist Ansgar Mayer-Rothmund ist Mitglied der Bochumer Symphoniker. Im Quartett mit der Hausband demonstriert er mit seinen Soli zu den „Klassikern“ There will Never be another You, Funk In Deep Freeze, Be No Evil eindrucksvoll, dass er auf seinem Tieftöner auch das Jazzidiom bestens beherrscht.
Im nächsten Set besticht der Trompeter Frederik Köster mit einem hochenergetischen Spiel und einem umwerfenden Ton voller Druck und Strahlkraft. Der vielfach ausgezeichnete Professor für Jazz-Trompete spielt eigene Kompositionen wie Family Tree oder Ocean Park. In Woman stößt Milli Häuser mit ausdrucksstarker souliger Stimme hinzu. Das Gedicht Alone von James Joyce übersetzt Köster auf seinem Instrument in wunderschöne Linien, nur seine Gesangseinlage ist eher entbehrlich, nicht jeder guter Trompeter ist auch gleichzeitig ein guter Sänger.
Mit Adaptionen von zwei Klassikern von Blood, Sweat and Tears im Tutti endet das Sommer-Jazz-Fest: mit einem ausgelassen-traurigen And When I Die und dem bluesigen God Bless The Child. Die kongenialen Arrangements von Alex Morsey werden im perfekten Bläsersatz und gefühlvollen Gesang von Milli Häuser umgesetzt. Dies gilt auch für die Zugabe, für das von Gerry Mulligan bekannt gemachte Bernie’s Tune, zum dem Alex Morsey mit Louis Armstrong-Stimme scattet.
Ort, Musiker, Musikauswahl, Interpretation, eine perfekt eingespielte Hausband mit großem Einfühlungsvermögen für ihre Gäste, eine kontinuierliche zugewandte Hege des Publikums, regionales Networking – all das macht das Erfolgsrezept der von Milli Häuser organisierten Reihe „Tatort Jazz“ aus, der „bestbesuchten Musikreihe in Deutschland“, wie die Kuratorin und Sängerin stolz in der Anmoderation verkündet. An dem Sommerabend im Musikzentrum erahnt man die Gründe für diesen Erfolg.