Soll wirklich bald Schluss sein?
John McLaughlin in Bestform auf seiner Abschiedstour
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese (Archivbilder aus dem Jahr 2008)
Will der Mann wirklich schon bald in den Ruhestand gehen? Immerhin hat John McLaughlin seine aktuelle Konzertreise als Abschiedstour angekündigt. Ob deshalb das Konzerthaus Dortmund schon im Vorfeld seines Auftritts nur noch eine Warteliste für den Abend anbieten konnte, weil es längst keine Tickets mehr gab?
Noch einmal den Ausnahmegitarristen mit der schillernden und langen Karriere sehen, der mit seinen beiden Gitarrero-Freunden Al Di Meola und Paco de Lucia 1981 mit „Friday Night in San Francisco“ das weltweit erfolgreichste Live-Akustik-Gitarrenalbum veröffentlichte. 81 Jahre alt ist der Brite inzwischen, wovon man in Dortmund aber nichts spürt. Die Notenfluten vom Griffbrett schießen nur so aus seinen Fingern, er soliert immer noch sehr geschmackvoll und trotz aller stupender Technik nie überladen. Aber McLaughlin nimmt sich auch gerne zurück, um zuzusehen und die Mitglieder seiner 4th Dimension-Band hell leuchten zu lassen.
Den Bassisten Étienne M´Bappé etwa, der ein brillanter Techniker mit einem kernigen Sound ist. Oder seine kubanische Pianistin Jany McPherson, eine exzellente Solistin, die im Tutti mit ihren vier Kollegen allerdings weniger auffällt.
Was auch daran liegt, dass die Sound-Ästhetik dieser Band eher im Rock als im Jazz zu Hause ist. Es ist laut, die stellenweise zwei Schlagzeuger dürfen es ordentlich krachen lassen. Und tun das auch, nicht nur in einem ausgedehnten Duell miteinander, das auch dadurch seinen Reiz gewinnt, dass Hauptdrummer Ranjit Barot noch indischen Scat-Gesang dazu packt und Keyboarder und Drummer Nummer Zwei, Gary Husband, eigenwillig trommelt.
Musikalische Hommagen an Jeff Beck, Paco de Lucia oder Pharoah Sanders wecken Erinnerungen. Aber egal was diese formidable Truppe in den zwei Stunden spielt, der Spaß ist allen auf der Bühne anzusehen. Schwer vorzustellen, dass damit bald Schluss sein soll.