Solider Swing im Kulturrat
Beverly Daley and The Uptown Four
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius
Abends um 8 ist es jetzt schon dunkel. Umso schöner ist es drinnen, es läuft wieder Jazz im Kulturrat. Heute spielen die Uptown Four, die ‚Five‘ ist die aus Jamaika stammende und in Großbritannien aufgewachsene Sängerin Beverly Daley.
Das Quartett beginnt, wie oft üblich, erstmal ohne Sängerin, es spielt den C-Jam Blues. Diese Ellington-Nummer ist in gewisser Weise programmatisch, denn das ‚Jammen‘ ist ein wichtiger Teil des Konzerts, in dem sich alle Musiker immer wieder mit Soli einbringen. Und dann kommt Beverly Daley auf die Bühne. Dunkle Hautfarbe, weiße Haare und viel Temperament.
Zu hören war solider Swing, insgesamt 15 bekannte Stücke in einer guten Mischung, vor allem aus dem ‚American Songbook‘. Doch es warkein routiniertes Abspielen von Standards, ‚Summertime’ z. B. klang hier einmal ganz anders, ergänzt durch ein melodisches Solo auf dem Tenorsax von Stephan Aschenbrenner. Beverly sang Cole Porters ‚Miss Otis Regrets’ sehr eindringlich nur mit Bass-Begleitung; gut auch, dass sie vorher den Text erklärt hatte. Die vielen Wiederholungen in ‚In a Mellow Tone‘ fand ich zu penetrant, auch wenn dies selbstironisch von der Sängerin relativiert wurde. Bei ‚Tuxedo Junction’ und Ella Fitzgeralds ‘Silk Shining Stockings’ kam der Swing zur vollen Geltung, besonders beim Scat-Gesang im Wechsel mit dem Tenorsax. Beim, leider nur Englisch gesungenen, ‚Desafinado’ war das Sax sehr nah am Stan-Getz-Original, auch was den warmen Klang angeht.
Beverly sprach immer wieder das Publikum an und kommentierte, auch selbstironisch, die Stücke. Siefragte nach Wünschen; dem Wunsch nach einem Blues entsprach sie mit einer grandiosen Kombination von ‚Stormy Weather‘ und ‚Route 66’.
Dass die Band auch über den klassischen Swing hinausgehen kann, bewies ihre Version von Wayne Shorters ‘Footsteps’, das ungewöhnlich schnell gespielt wurde. ‘It don’t mean a thing’ als Zugabe brachte noch einmal die Leistung der Band auf den Punkt.
Die Band selbst hat in dieser Kombination zum ersten Mal gespielt. Manfred Heinen am Klavier war überhaupt zum ersten Mal dabei, was man aber nicht merkte, weil er sich sehr gut in die Band einfügte. Er spielte nüchtern und präzise, erst gegen Ende etwas nuancierter. Stephan Aschenbrenneram Tenor- und Sopran-Saxofon spielte lange melodische Läufe vor allem über die Akkorde. Diese ruhige, unprätentiöse Spielweise passte gut zum Gesang, ließ über die Dauer des Konzerts aber etwas an Lebendigkeit vermissen; erst gegen Ende wurden auch rhythmisch mehr Akzente gesetzt. Klaus Samusch am Kontrabass, ‚Beverly’s Liebling‘, brillierte durch markante, unkomplizierte, aber klar swingende basslines und ansprechende Melodieläufe in den Soli. Hans G. Laaksam Schlagzeug beeindruckte über souverän-lässiges Spiel und markante Breaks hinaus durch seine Mimik und Komik bei der Ansage und in seinen Zwischenbemerkungen.
Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend, an den man sich gerne erinnert; unterhaltsam, aber dennoch mit Niveau. Vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder im Kulturrat?