SOFIA
7 Mädels rocken Köln!
TEXT: Melek Geçer | FOTO: SOFIA
Pünktlichkeit ist etwas, was dem Musiker fremd ist. Da komme ich als Zuschauer eine halbe Stunde vor Konzertbeginn zur Lokation und weiß aber schon im Vorfeld, dass das Konzert nicht genau um Punkt beginnen wird, hoffe es aber irgendwie doch noch. Jedoch bin ich dann ein wenig desillusioniert, sobald ich merke, wie wenig Gäste da sind, und weiß, dass erst nach den obligatorischen 15 Minuten die Band auf der Bühne stehen wird.
Es ist zwar schade, aber in der Jazz-Hauptstadt Köln ist das nun Mal gang und gäbe, als Musiker mal vor hundert Gästen und dann aber auch mal vor fünf zu spielen. Vor allem, wenn im Konzertsaal im Stadtgarten direkt über dem Studio 672 ein CD-Release Konzert von Simin Tander stattfindet.
Junge Musikerinnen aus Deutschland, Frankreich, England und der Schweiz haben sich letzte Woche Donnerstag zusammengefunden und bilden seitdem SOFIA. Die sieben Mädels von SOFIA haben sich nicht von ihren zwar wenigen, aber dafür aufmerksamen Zuschauern irritieren lassen und somit die Bühne vom Studio 672 gerockt.
SOFIA steht für Support Of Female Improvising Artists und ist ein neues EU-Projekt für Frauen in der Jazzszene. Am Beispiel des amerikanischen FörderprogrammsSisters in Jazzorientiert, möchte SOFIA sieben jungen Jazzmusikerinnen die Möglichkeit geben, die Jazzmusikszene besser kennenzulernen, damit die Mädels einen Eindruck von der Arbeit eines Berufsmusikers vermittelt bekommen. Neben der künstlerischen Profilierung junger Musikerinnen geht es um die Förderung ihrer Vernetzung und Selbstvermarktung.
SOFIA besucht während 13 Tagen Workshops zu Themen wie Booking, PR, Moderation, Labelarbeit, Urheberrechte, Medientraining, Musikphysiologie. Zudem studieren die Musikerinnen als SOFIA Band 2014 unter Anleitung internationaler Jazzmusiker Eigenkompositionen ein, die sie während der Konzerte vortragen. In den persönlichen Gesprächen mit den Veranstaltern werden die Inhalte der Referate und Workshops vertieft.
Auf der Bühne spielen die Mädels ihre eigenen Kompositionen. Dabei hat jede von ihnen ihren eigenen musikalischen Stil und ihre eigene Art zu improvisieren. Sehr schön zu beobachten ist, dass die große Olga sich extra bückt, damit der Zuschauer die Solistinnen am Bass sehen kann.
Die Musik von SOFIA insgesamt ist ein bunter Mix aus Improvisation, Jazz, Pop, Rock, Minimal und Freier Musik genau wie bei den einzelnen Jazzerinnen. Besonders gut hat mir das Stück „Pinky“ gefallen. Ein Stück von der 18-jährigen Bassistin, die zusammen mit der Sängerin ein Vocal-Loop-Effekt ohne irgendein Effekt-Gerät erzeugt.
Wie das Musik-Business funktioniert, wissen die Mädels jetzt schon, und es geht für sie direkt weiter: Heute spielen sie in Paris, und nächste Woche geht es nach Zürich.
Alle zwei Jahre beginnt das gleiche Spiel um SOFIA: Junge Jazzmusikerinnen werden für SOFIA gecastet und bekommen Einblicke in das Musikgeschäft. Eine gute nachhaltige Idee, auch einmal die jungen Jazz-Frauen zu fördern.