So viel "Claytons"
WDR Big Band feat. Claytons
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
So zurückgenommen hat man die WDR Big Band wohl selten erlebt. Aber schließlich liegt der Fokus beim Klavier-Festival Ruhr ja auch auf dem – Klavier. Und mit Gerald Clayton hatte das Festival einen feinen jungen Tastendrücker eingeladen, der seinen Vater, den renommierten Kontrabassisten John Clayton, gleich mitbrachte.
„The Claytons“ also. Im Gepäck der amerikanischen Vater-Sohn-Kombination: Ein wenig Standardmaterial vom Duke, von Dizzy oder Gershwin. Und auch den Klassiker „If I Were A Bell“ in der Bearbeitung von John Clayton, der sämtliche Arrangements an diesem Abend übernommen hatte.
Dass aus der alten Frank Loesser-Nummer in der Jahrhunderthalle so ein zeitloser, weil neu gedachter Titel voller schillernder Klangfarben wurde, lag an Gerald Clayton, dessen Kunst seit seinem Auftritt bei der Eröffnung des Klavierfestivals vor vier Jahren an genau gleicher Stelle an Profil noch gewonnen hat.
Der gerade 29 Jahre alt gewordene mit den zusammengebundenen Dreadlocks interpretiert in seinem Spiel eine melodisch und harmonisch spannende, postmoderne Version der Jazztradition. Und ist dabei doch auch offen für ganz andere Einflüsse. Auf seiner brandneuen CD „Life Forum“ arbeitet er etwa mit einem Spoken Word-Künstler zusammen.
Zwei Stücke des neuen Tonträgers erklingen in Bochum und zeigen den elegant und mit angenehmen Understatement agierenden Gerald Clayton zudem noch als talentierten Songwriter.
Dann wird es ganz intim. Gemeinsam mit seinem Vater wird im Duo improvisiert. Kontrabass und Klavier lauschen einander ganz genau, werfen sich Noten und kleine Ideen zu. John Clayton schmunzelt zwischendurch, man versteht sich.
Bei so viel „Claytons“ konnte man fast die WDR Big Band aus dem Blick verlieren. Aber die Kölner Großformation zeigte, wenn sie dann ran durfte, was sie kann. Mit druckvollen, sich herrlich überlagernden Bläsersätzen hochvital das Herz des Zuhörers zum Jubilieren bringen. Aber auch, wie in der suitenartig angelegten Nummer „Django“ des Pianisten John Lewis, zur hauchzarten Kolorierung von Stimmung und Atmosphäre beitragen.