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So klingt die „Neue Welt“

grenzenlos 2014

Murnau, 22.10.2014
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Als eines der wenigen thematischen Musikevents in unserem Lande umhüllt Thomas Köthe sein Weltmusikfestival „grenzenlos“ immer mit einer thematischen Klammer. „Neue Welt“ mit den Fixpunkten USA, Kuba und Brasilien war der diesjährige Untertitel der drei Abende im Kultur- und Tagungszentrum Murnau. Der Kubaner Omar Sosa brachte zum Auftakt mit dem Inder Trilok Gurtu und dem Italiener Paolo Fresu zwei geniale Musiker für eine äußerst reizvolle Kombination mit. Denn afrokubanische Rhythmen von Omar Sosa am Klavier sind dominant an diesem Abend und verbinden sich mit den betörenden Tabla-Pulsschlägen von Trilok Gurtu und den so mediterran angehauchten, jazzigen, immer wieder mit Hall- und Echoeffekten angereicherten Klänge auf Trompete und Flügelhorn des Sarden Paolo Fresu zu einer weltumspannenden Melange, bei der man spürt, wie viel Freude die drei Beteiligten auf der Bühne haben, sich mit ihren Musik-Traditionen in einem zeitgenössischen Kontext auszutauschen. Der Spaß war regelrecht spürbar. Vor allem als sich Omar Sosa und Trilok Gurtu minutenlang ein wortloses, rasend schnelles Vokalduell im Stile eines traditionellen indischen Silbengesangs liefern. Da musste selbst der in diesem Moment zuschauende Paolo Fresu unweigerlich schmunzeln

Festivalleiter Thomas Köthe lädt gerne einen Künstler ein zweites Mal ein. Vor drei Jahren spielte Guinga, der gerade beim Osnabrücker Label Acoustic Music mit „Roendopinho“ ein wunderbares Soloalbum herausgebracht hat, bei grenzenlos ein berührendes Solokonzert. Dieses Mal brachte der brasilianische Komponist, Gitarrist und Sänger die Pianistin Stefania Tallini mit. Und die Italienerin entpuppte sich als kongeniale Partnerin. Wie sich die beiden gegenseitig mit ihrem Spiel inspirieren, wie sie Melodien des anderen ergänzen und ausschmücken, wie sie sich in packende Unisono-Passagen begeben, um dann aber wieder eigene Ideen nahtlos weiter zu verfolgen, all das geschieht auf einem unglaublich hohen Level, rhythmisch und harmonisch komplex und dabei doch wunderbar fließend. Und die beiden vergessen dabei nie ihre emotionale Seite. Man möchte fast weinen vor Glück, wenn der inzwischen 64-Jährige aus Rio de Janeiro mit oft brüchiger Stimme anfängt zu singen, leise und bedächtig, aber mit so unglaublich viel Gefühl. Ein unvergessliches, sinnliches, filigranes Konzert mit brasilianischen und auch klassisch inspirierten Klängen jenseits jeglicher Klischees, die man mit brasilianischer Musik verbindet, wurde zu einer Sternstunde des Festivals.

Auf diese Art und Weise berührt die Musik von John Scofield zum Festivalausklang nicht. Mit seinem langjährigen Trio mit Drummer Bill Stewart und Bassist Steve Swallow liefert der Amerikaner dennoch ein inspiriertes Konzert ab, bei dem man neben dem Jazz all die anderen Vorlieben von Scofield, etwa für Blues, Funk und Rock, immer schön heraushören kann. Ein vieljumjubelter Schlusspunkt unter der 15. Ausgabe eines Festivals, das immer wieder die weite Reise vom Ruhrgebiet bis ins „Blaue Land“ 70 Kilometer südlich von München lohnt.

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