Bild für Beitrag: SMILING FACES | Chris Hopkins meet the DUTCH SWING ALL STARS
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SMILING FACES

Chris Hopkins meet the DUTCH SWING ALL STARS

Bochum, 22.08.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

AE700 Jahre Bochum und 20 Jahre Kemnade Jazz Nights – das ist schon eine Feier wert. Das Stammpublikum, ein Zuschauer war auch schon vor 20 Jahren dabei, genießt jedenfalls das Konzert auf der Wasserburg, vielleicht auch wegen des (vorläufigen?) Endes der Corona-Beschränkungen.

  • Die Band

Sofort geht es los mit Drop me off in Harlem von Ellington, jeder Musiker stellt sich mit einem kurzen Solo vor und es herrscht von jetzt auf gleich eine Bombenstimmung. Nach jedem Solo der 7 Musiker wird intensiv applaudiert. Smiling faces – nicht nur sometimes.

Noch wenige Tage vorher war unklar gewesen, ob das Konzert überhaupt stattfinden kann. Denn die Wasserburg Kemnade war überflutet worden und es musste erst jede Menge Schlamm entfernt werden. In der Burg-Gastwirtschaft entstand ein riesiger Schaden. Der Erlös des Verkaufs der CDs geht darum diesmal an die Besitzer des Restaurants.

Mit den DUTCH SWING ALL STARS hat Chris die Crème de la Crème der holländischen Swing-Szene in die Kemnade geholt. Dies dürfte ihm nicht schwergefallen sein, denn er kennt einige von ihnen schon seit vielen Jahren aus gemeinsamen Konzerten.

Im Vordergrund steht der Klarinetten-Virtuose Bob Kaper, der auch AltSax spielt. Er ist langjähriger Star der Dutch Swing College Band und spielt mit seinen 82 Jahren eigentlich keine Konzerte mehr. Doch Chris hat ihn für dieses Konzert gewinnen können.
Der Bassist Adrie Braat leitet seit einiger Zeit die legendäre holländische Band, die zu den ältesten Jazz-Formationen Europas zählt. Hinzu kommen der Trompeter Menno Daams, der Drummer Frits Landesbergen und Frank Roberscheuten an TenorSax und Klarinette. Besonders interessant ist der Gitarrist Durk Hijma. Er scheint nur Englisch zu sprechen und wirkt mit seinen 37 Jahren manchmal etwas verloren in dem ‚Alt-Herren-Club‘ der gestandenen Profis.

Es ist wirklich unglaublich, wie die Musiker sich ins Zeug legen. Ein Soli-Feuerwerk ohnegleichen. Da geht es Schlag auf Schlag, übergangslos schließt sich ein Solo an das nächste an. Man könnte meinen, die Band hätte lange vorher geprobt. Aber das wird wohl kaum notwendig gewesen sein, denn diese Profis schöpfen aus dem Vollen. Chris Hopkins begleitet, soliert, koordiniert und - falls nötig - ‚dirigiert‘, über Blicke. Er moderiert wie immer sehr humorvoll und bescheiden.

Mit einem Septett zu arbeiten eröffnet viele Möglichkeiten, besonders mit insgesamt neun Instrumenten. Wenn man von der Posaune absieht, ist das schon eine kleine Big Band. Die Band schöpft alle Möglichkeiten aus vom Duo, über Trio, Quartett usw. bis hin zur vollen Besetzung. Auch im Verlauf einiger Stücke kommt es manchmal zu Passagen mit kleineren Besetzungen. Das bringt noch mehr Abwechslung in das Konzert, bei dem die Zeit wie im Fluge vergeht.

  • Die Songs

Bei Memories of you steigt Bob Kaper voll ein mit seiner Klarinette. Dieses Instrument ist rar geworden im modernen Jazz, vielleicht auch, weil es im Vergleich zum Saxofon sehr leise ist. Obwohl die Band ohne elektrische Verstärkung spielt, beweist Bob mit einem langen Solo hier auch seine akustische Durchsetzungsfähigkeit. Man sieht, dass dieses Instrument auch heute noch seine Daseinsberechtigung im Jazz hat.
Bei Good Queen Bess von Johnny Hodges ist Bob mit dem Saxophon dabei. Es ist sehr interessant, die Spielweisen von Bob Kaper auf dem AltSax und Frank Roberscheuten auf dem TenorSax zu vergleichen. Bob spielt recht kraftvoll und akzentuiert mit klaren, oft kurzen Tönen; Frank dagegen eher verhalten, cool, überwiegend im Legato. Sein Spiel hat mich oft an Paul Gonsalves erinnert, auch das lässige Auftreten dieses langen Kerls. Phänomenal auch der Trompeter Menno Daams, der in Holland auch für seine Kompositionen bekannt ist, und immer wieder exzellente Soli liefert.

Zwischendurch gibt es ruhigere Stücke: Fools Rush In, das in der traditionellen Besetzung Piano/Bass/Drums gespielt wird; Chris‘ Highlight Where are you, eher ungewöhnlich als Duett mit Piano und Trompete. Swing that music von Louis Armstrong bringt vor der Pause mit dem New-Orleans-Flair nochmal neuen Schwung.

Durk Hijma nimmt eine Sonderstellung ein, nicht nur wegen seines Alters. Ich kann mich nicht daran erinnern, Chris schon einmal mit einem Gitarristen zusammen gesehen zu haben. Durk steht in der Mitte der Bühne, oft sitzt er auf dem Boden. Bei seinen Soli taut er etwas auf. Seine Spielweise hat mich an Tal Farlow erinnert. Bei seinem Solo im Moll-Blues Centerpiece assoziiere ich in der Luft schwebende bunte Perlen. Die Gitarre ist eine gute Ergänzung zur sonst bläserdominierten Konstellation.

„Was könnte schöner sein als eine Klarinette?“ fragt Chris. Antwort: „2 Klarinetten.“ Und schon kommen Frank Roberscheuten und Bob Kaper mit ihren Klarinetten auf die Bühne und spielen als Duo Moonglow. Frits Landesbergen an den Drums hält sich anfangs zurück, bringt sich dann immer mehr mit kleinen Soli ein. Am Ende bei Airmail legt er richtig los mit einem wunderbaren langen Solo, bei dem er über weite Strecken die Toms mit den Händen spielt.

Nach insgesamt 14 Stücken gibt es noch eine kurze Zugabe: Ain’t misbehavin’ mit einem prägnanten Bass-Solo von Adrie Braat. Chris sagt immer das erste Konzert sei nur die "Generalprobe". Morgen wird das Konzert wiederholt und es ist wohl ausverkauft. Es wurde, wie ich später hörte, wieder ein voller Erfolg. Wen wunderts?

Das Konzert vor zwei Jahren (Kemnade Jazz Nights 2019) war aufgenommen worden. Der zweite Teil ist gerade auf CD als Chris Hopkins meets the Jazz Kangaroos LIVE! VOL.2 erschienen.

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