Smart und angesagt
Vijay Iyer in der Philharmonie Essen
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Ein ziemlich smarter Bursche ist er, der Vijay Iyer. Hat zunächst 15 Jahre lange Geige gespielt und dann Physik und Mathe studiert, bevor aus ihm der inzwischen mit zahlreichen hochkarätigen Preisen ausgezeichnete und höchstgelobte Jazzpianist wurde. Ja, man kann wohl sagen: das Vijay Iyer Trio ist derzeit ziemlich angesagt.
Warum das so ist, konnte man beim Gastspiel des in den USA geborenen und lebenden, indischstämmigen Tastendrückers im ausverkauften RWE Pavillon der Philharmonie erleben. Um zu verstehen, wie man so miteinander kommunizieren kann, wie es Vijay Iyer mit seinen beiden im wahrsten Sinne des Wortes Partnern tut, muss man wissen, dass die Verbindung mit Schlagzeuger Marcus Gilmore bereits ein Jahrzehnt, die mit Bassist Stephan Crump sogar schon vier Jahre länger andauert.
Das hört man! Es passiert magische musikalische Kommunikation immer auf Augenhöhe. Der Einzelne genießt zwar viele Freiheiten, die sich dann aber wunderbar zu einer kollektiven Klangsprache verdichten.
Da gibt es dann drei scheinbar unabhängig voneinander stolpernde Linien und Rhythmen, die zusammenlaufend den fesselnden Kick in der Musik dieses Trios ausmachen. Und da ist es fast egal, ob der Dreier sich dabei bei einer Komposition von Vijay Iyer selbst oder etwa einer Nummer des englischen Songwriters Rod Temperton, der einst auch für Michael Jackson Stücke schrieb, bedient.
Pop oder Jazz, Avantgarde oder Tradition, melodisch-harmonische Raffinessen oder straighter Groove – der Erfindungsreichtum des Trios scheint unerschöpflich. Dass sich im zweiten Konzertteil Bassist und Drummer minutenlang und irgendwann ein wenig ermüdend solistisch einen abwichsten – geschenkt. Das störte den formidablen Gesamteindruck dieses Abends nur kurzzeitig.