Bild für Beitrag: Jazzlegende Silvia Droste beim Tatort Jazz | 'From Broadway to Brazil'
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Jazzlegende Silvia Droste beim Tatort Jazz

'From Broadway to Brazil'

Bochum, 07.09.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

Die Bochumer "Tatort Jazz"- Reihe eröffnete die Saison mit einem hochkarätigen Konzert, dabei nahm die Hausband die international bekannte Jazzikone Silvia Droste in ihre Mitte.

Wie immer informiert Milli Häuser vor dem Konzert im Bahnhof Langendreer über aktuelle Dinge. Doch heute geht es um etwas Ernstes. Milli liest aus aktuellem Anlass einen Text vor, in dem dazu aufgefordert wird, dem Rechtsextremismus auch im Kulturbereich entschlossen entgegenzutreten. „Gerade jetzt werden wir uns entschieden gegen jede Form des Antisemitismus und des Rassismus einsetzen, wollen Menschenwürde, demokratische Werte sowie Veränderung leben und stärken. Wir sind viele – jede*r einzelne von uns!“

Musik ist Kommunikation

Nach dieser ernsten Einführung betritt die Band die Bühne. Silvia Droste ist mit ‚No Moon At All‘ gleich voll in ihrem Element. Warmspielen war gestern, hier ist sofort volle Performance angesagt. Als ob sie schon öfter hier gewesen wäre, entfaltet sie auf der Stelle einen gewaltigen Sound, der schon jetzt das Publikum begeistert. Ihre Stimme und ihr selbstsicheres Agieren überzeugen sofort. Oft geht Silvia über die Bühne zu den einzelnen Musikern, die sie ansieht und die sich nun noch mehr ins Zeug legen. Ein phänomenaler Auftakt, der einen hohen Grad an Professionalität erkennen lässt!
Dies steigert sich noch bei ‚But not for me‘. Silvia entwickelt aus diesem Stück von Gershwin eine Art Rollenspiel, bei dem sie auf die einzelnen Musiker zugeht. Auf die singende ‚Anmache‘ reagieren diese ihrerseits mit einem Solo. Doch keiner scheint ihr zu gefallen, nur beim Drummer Uwe Kellerhoff entwickelt sich eine Art Flirt im Wechselspiel von Scatgesang und Drums. Trotzdem gibt es am Ende auch für den sichtlich ‚enttäuschten‘ Uwe nur ein ‚Not for me‘.
Doch in Wirklichkeit sind die drei sehr zufrieden wie man ihren meist strahlenden Gesichtern ansieht. Silvia kommuniziert auch mit dem Publikum, sie nennt Komponisten, erklärt manche Stücke und spricht auch persönliche Dinge an. Viele Stücke aus dem American Songbook sind zu hören, Kompositionen u. a. von Gershwin, Weill, Waller und Porter. ‚Honeysuckle Rose‘ wird als Cha Cha Cha gespielt, ‚Softly as in Morning Sunrise‘ beginnt mit einem melodiösen Bass Intro von Alex Morsey, das in ein Duett mit Silvia mündet, deren Scatgesang wiederum zu einem Solo des Pianisten Matthias Dymke führt, der oft mit langen Soli beeindruckt.
Immer wieder scattet Silvia ausgiebig, in Call-Response-Sequenzen, als Begleitung zu einem Solo, oder sie klatscht dazu einfach in die Hände. Bei ‚Just in time‘ ahmt Alex ihre Stimme auf dem Kontrabass nach und singt und scattet schließlich selbst. Mit der hohen Interaktionsdichte auf der Bühne bekommen die Stücke eine Dynamik, die die Band zu immer neuen Höchstleistungen führt und beim Publikum immer wieder begeisterten Applaus hervorruft. ‚Just one of those things’ von Cole Porter singt Silvia in der deutschen Fassung von Hildegard Knef. Das passt gut, denn auch sie ist oft in den USA unterwegs gewesen.

Silvia Droste ist übrigens eine geborene Hernerin und immer wieder hierhin zurückgekommen und lebt auch heute im Ruhrgebiet. Milli Häuser hat früher bei ihr iGesangsunterricht bekommen.
Im Laufe ihrer 45jährigen Bühnenkarriere hat Silvia u.a. mit Dizzy Gillespie, Toot Thielemans, Art Farmer und Paul Kuhn gesungen. Doch auch in unserer Region war sie aktiv z. B. im Duo mit M. Sasse (2009 „From Dusk To Dawn“ als Quartett zusätzlich mit Henning Gailing und Joost van Schalk) und bei einem Konzert in Herne mit Engelbert Wrobels Swing Society.

Broadway trifft auf Ruhrgebiet

Silvia ist ein Kind des Ruhrgebiets, doch ihr Auftreten und ihre Art des Singens und Scattens erinnern an berühmte US amerikanische Sängerinnen. In einem Interview in der Pause erklärt sie, was sie an der Bochumer Tatort Jazz Hausband besonders schätzt. Vor allem sind es die Überraschungen, sagt sie, die Abweichungen vom vorher abgesprochenen Arrangement, die nur möglich sind, weil die Musiker spontan reagieren und auch eigene Impulse einbringen. Das ist beim Tatort Jazz eigentlich selbstverständlich, doch Silvia scheint das bei Konzertreisen mit einer festen Band und fixiertem Arrangement anders erlebt zu haben. Matthias Dymke, Alex Morsey und Uwe Kellerhoff sind sichtlich begeistert, für sie ist es eine Ehre mit einer so berühmten Sängerin spielen zu dürfen. Uwe meint, nur wenige Sängerinnen in unserer Region könnten so gut scatten und das komme seiner Spielweise als Drummer sehr entgegen. Zum Abschluss sind wir mit ‚One Note Samba‘ bei 'Brazil' angekommen, tosender Beifall und natürlich eine Zugabe sind die Folge. Silvia lobt die Band und die Organisatorin Milli Häuser. Sehr viel Spaß habe ihr dieses Konzert bereitet. Das kann man sicher auch für das Publikum behaupten, so ein Konzert gibts nicht alle Tage.



Aufruf:

„Wir rufen dazu auf, für eine plurale, demokratische Gestaltung der Welt zu glänzen. Lasst uns dem Rechtsextremismus entschlossen entgegentreten! Rechtsextremist*innen wollen die Demokratie beseitigen. Nicht mit uns! NIE WIEDER dürfen die Theater, Opern und Orchester, Museen, Bibliotheken, Literatur- und Kulturhäuser oder Kinos ihre Arbeit in den Dienst von Anti-Demokrat*innen und Faschist*innen stellen. Es ist an der Zeit, uns gegen Menschenverachtung und die Zerstörung unserer demokratischen Kultur zu stellen. Gerade jetzt werden wir uns entschieden gegen jede Form des Antisemitismus und des Rassismus einsetzen, wollen Menschenwürde, demokratische Werte sowie Veränderung leben und stärken. Wir sind viele – jede*r einzelne von uns!“  (Auszug)

http://www.silviadroste.de/index.html?homesite/reviews.htm

https://milli-haeuser.de/tatort-jazz/konzerte-2024/

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