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Sebastian Gramss und das Multibass Orchestra

Interaktion mit Tiefe

Köln, 01.02.2021
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: screenshots

Noch mehr Tiefe ging wohl kaum: Man mag nur spekulieren, wie der Bassgipfel im Loft Boden und Zwerchfelle in angenehme Vibrationen versetzte – wohl dem, der große Boxen oder leistungsfähige Subwoofer fürs adäquate Home-Listening sein Eigen nennt.

Aber Sebastian Grams, Christian Ramond , Dietmar Fuhr und Achim Tang leisten noch viel mehr. Bassisten sind ja sonst Einzelkämpfer. Was sie leisten ist immens – ob gestrichen, gezupft oder sonstwie in Schallwellen versetzt. In einer Combo meist den roten Faden vorgebend, mischen sie sich solistisch ein. Und der Bass mit seinen Saiten, dem großen Resonanzraum, seiner ganzen Haptik und Wucht bietet darüber hinaus eine weite Welt für grenzenlose Klangerkundung. Das ganze potenziert sich ins schier Unermessliche, wenn gleich vier Bässe simultan und miteinander oder auch in gegenseitiger Reibung in Konfrontation gehen. Die vielen Möglichkeiten und die daraus hervor gehenden Entwicklungsprozesse inszenierte dieses Quartett in diesem virtuellen Konzert. Am Anfang legen alle vier ihre klanglichen Individualitäten offen - manchmal gar nimmt einer noch einen zweiten Bogen hinzu, traktiert die Saiten oben und unten, jenseits und diesseits des Steges wie überhaupt der „ganzheitliche“ Ansatz hier Gewicht hat - nicht nur, wenn mal Finger oder ganze Handflächen über hochglanzpoliertes Holz reiben.

Aus solchen Ur-Gründen entstehen schließlich Intervallfolgen, sogar melodische Fragmente. Denn es geht auch darum, sich in solchen Konversationen auf etwas zu einigen - das eröffnet neue Phasen in diesem pausenlosen Dialog zu viert. Meditative Ruhezustände werden gemeinsam erreicht, aber es ist so viel Leben in diesen Musikern und ihren Intrumenten, dass sich bald neue rhythmische Strukturen heraus kristallisieren. Mal ist ein Bluesschema eine Station, die flüchtig bleibe, strebt doch der kollektive Prozess strebt nach mehr Freiheit. Sich frei spielen, neue überraschende Stadien finden – ebenso sich als Bassist von allen Rollen-Konnationen befreien, weil man endlich einmal ganz unter sich ist. Auch dieser Geist wird in dieser Viererkonstellation mitreißend agil zelebriert.

Dass die augenblickliche Lage dennoch extrem merkwürdig ist, belegen die zwischenzeitlich eingeblendeten Statements von jedem Einzelnen - aus der physischen Isolation einer zoom-Konferenz in die virtuelle Öffentlichkeit gefunkt. Keine großen Statements, nur Randbemerkungen über den Alltag. Fazit: Streaming-Konzerte ersetzen nicht die Livebegegnung. Am Endgerät bleibt man Zuhörer bzw. Zuschauer, was sich mindestens so verhält wie ein Fernsehabend zum Theaterbesuch. Aber solche virtuellen Konzerte, wie aus dem Loft verdienen unbedingte Wertschätzung. Sie dokumentieren, dass künstlerische Entwicklungen auch während nicht enden wollender Livekonzert-Verbote keineswegs versiegen – im Gegenteil!

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