Schweden-Happen
Jacob Karlzon 3 im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Bernd Zimmermann
Erst vor zwei Monaten trat er im Dortmunder Konzerthaus auf, damals „nur“ als Pianist in der Band von Sängerin Viktoria Tolstoy. Und auch, wenn der schwedische Tastendrücker schon lange mit der Tolstoy zusammenspielt und tourt – er sieht sich ebenso als ganz eigenständiger Künstler. Mit seinem Trio „Jacob Karlzon 3“ stellte er sich nun im Jazzclub „domicil“ vor.
Mitteljunger Pianist aus Schweden, ziemlicher Kurzhaarschnitt – da denkt man unweigerlich an den 2008 auf tragische Weise bei einem Tauchunfall ums Leben gekommenen Esbjörn Svensson. Und Jacob Karlzon erinnert nicht nur optisch an seinen berühmten Landsmann.
Diese Melodieverliebtheit, gepaart mit sanft treibenden Grooves, dieser Jazz mit Pop-Appeal, die Verbindung von weitestgehend akustischem Spiel mit zarten elektronischen Zutaten zeichneten sowohl Svenssons Trio „e.s.t.“ als auch den Dreier von Karlzon aus. Und dennoch ist der 41-Jährige aus Jönköping keiner, der eine erfolgreiche Mache bloß kopiert.
Wie er Michael Sembellos Hit „Maniac“ aus dem 80er Jahre-Tanzfilm „Flashdance“ in seine Klangsprache überführt, das ist schon sehr hörenswert. Seine Liebe zum Nu Metal der US-Band „Korn“ aus Bakersfield, Kalifornien bringt das Trio mit flirrenden Klangkaskaden auf den Klaviertasten und knackiger Rhythmik in der eigenen Nummer „Bakersfield Revisited“ rüber. Und auch „In God´s Country“ von U2 wird zu einem temporeichen, poppigen und dennoch auch fein swingenden Stück.
Die Balladen geraten Jacob Karlzon und seinen kongenialen Partnern Hans Andersson (Bass) und Jonas Holgerssson (Schlagzeug) allerdings ein wenig zu langatmig. Das fällt im zweiten Konzertteil besonders auf, als sich gleich zwei langsame Stücke aneinanderreihen.
Dennoch, das sympathische Schweden-Trio wusste in Dortmund ziemlich zu begeistern. Und Jacob Karlzon machte dabei als Bandleader eine prima Figur.