Schroer / Bektas / Nebel

Wenn Oliver Schroer, Ahmet Bektas und Johannes Nebel mit nur Saiteninstrumenten einen Raum zum Klingen bringen, der von Bochum bis nach Serbien und in die Türkei reicht, dann ließ die entstehende musikalische Weltreise im Bochumer Kulturrat niemand kalt - so geschehen am 6. Dezember im Rahmen der Konzertreihe "jazzin europe". 

Pianist Oliver Schroer erweckt sofort Aufmerksamkeit, wenn er zu Beginn des Konzerts nur eine einzige Taste anschlägt, ähnlich wie bei einem Morse-Code. ‚Up the hill’ heißt dieses Stück. Diese ‚Bergbesteigung‘ wird die Zuschauer noch in ganz andere Gefilde führen. Denn auch traditionelle Stücke wie das serbische ‚Ajde Jano‘ und das türkische ‚Uzun bir yoldayim‘ sind zu hören. Doch es geht dabei nicht um Folklore oder ‚Weltmusik‘ im klassischen Sinne, sondern um Jazz, denn die Melodien dienen als Ausgangspunkt für vielfältige Improvisationen. Obwohl – oder gerade weil – nicht so viele Besucher gekommen sind, herrscht eine wohltuende, fast familiäre Atmosphäre. Draußen Dunkelheit, Kälte und Nässe, hier drinnen Licht, Nähe und eine Musik, die auch Wärme ausstrahlt.

Klavier, Oud, Bass 

Fast alle Stücke haben die Bandmitglieder selbst komponiert und arrangiert. In Ahmet Bektas' Stücken ‚Laila’ und ‚Yulet‘ sind orientalische Wurzeln unverkennbar, wozu sicher auch der Klang seiner Oud beiträgt. Diese traditionelle Oud wird auch ‚arabische Laute‘ genannt, sie besitzt sechs Saitenpaare, aber keine Bünde und findet auch im Jazz ihren Platz. 
Oliver Schroers lupenreine, kristallklare Piano-Anschläge klingen hell und haben auch percussive Funktion. Seine Intros erinnern manchmal an moderne Klassik. Die meisten Stücke hat er komponiert, auch einige neue wie ‚Old but new‘ und ‚Confidence’, die etwas komplexer sind als die der ‚Exit‘-CD von 2020. 
‚Incipience‘ stammt von Johannes Nebel, der sein Stück mit kraftvollen und betont rhythmischen Basslines begleitet. Auf diesem Hintergrund agieren Piano und Oud, bis dass Johannes sich selbst mit einem phantasievollen, abwechslungsreichen Solo einbringt.

Oliver Schroer, Johannes Nebel und Ahmed Bektas sind inzwischen Stammgäste im Kulturrat, auch im letzten Jahr haben sie dort gespielt. Bemerkenswert in ihrem Trio: es werden ‚nur‘ Saiteninstrumente gespielt, kein Drummer, keine Bläser. Ihr Markenzeichen besteht auch darin, dass sie oft unisono spielen, besonders gegen Ende eines Stücks. Eine gewisse Verbundenheit wird damit deutlich, Ge-, aber auch Entschlossenheit signalisiert. Im nächsten Jahr soll ein neues Album erscheinen, Stücke soll es schon genug geben. Vielleicht sind ja einige von diesem schönen Konzert dabei.