San Francisco Bay Blues

Terry Riley, der Pionier der Minimalmusic feiert 2015 seinen 80. Geburtstag.

Anlass für viele Künstler dem Werk Rileys wieder besondere Beachtung zu schenken, so ehrte auch die diesjährige Ruhrtriennale den Komponisten auf einem eigenen Abend.

Das Ensemble Tra i Tempi unter Leitung von Michael Veltmann widmet sein Konzertprojekt San Francisco Bay Blues ebenfalls Terry Riley und dem japanischen Fluxus Künstler Yasunao Tone, der auch seinen 80. Geburtstag feiert.

Im Gegensatz zu vielen Konzerten in denen “In C“ von Terry Riley zu hören war, hat Michael Veltmann für das Ensemble Tra i Tempi zwei weniger bekannte Stücke ausgewählt.

Das Konzert beginnt mit dem Riley Werk “Olson III“, das Riley 1967 in Stockholm mit Orchester und Chor uraufgeführt hat und dazu selbst Saxophon spielte. Das Ensemble Tra I Tempi wurde durch SängerInnen der Capella Vocale (die Veltmann ebenfalls leitet) verstärkt.

Szenisch interessant gestaltet, stehen die Sängerinnen einzeln jeweils hinter jeder Musikerin und jedem Musiker. Ensemble und Chor schaffen es die hypnotische Wirkung des Stückes herzustellen, die durch kleine tonale Verschiebungen im Zusammenspiel von Stimmen und Instrumenten erzielt wird.

Nach dem opulenten Werk von Riley in dem die Zuhörer ganz eintauchen konnten, folgt die graphische Komposition des japanischen Fluxus Komponisten Tone: “Anagram for Strings“.

Aus einem Blatt mit kleinen Kreisen, die ausgefüllt oder leer sind, das an Lochkarte erinnert, müssen die Musiker die Punkte nach einem Reverenzsystem miteinander verbinden undso ihre eigene Komposition erschaffen. Die fünf Streicherinnen spielen Glissandi, die sich immer wieder überschneiden, zwischen denen aber auch deutlich akzentuierte Phasen der Stille sind. Jeder neue Klang ist überraschend.

Als zweites Werk von Terry Riley wird ein frühes Streichquartett aus dem Jahre 1960 aufgeführt, das Riley während seines Studiums in San Francisco geschrieben hat. Inspiriert ist das Stück durch den Küstennebel und den Nebelhörnern der Schiffe, die in die Bay fahren. Wer dies einmal erlebt hat, fühlt sich durch dieses Stück an einem Nebeltag an die Pacific Küste Nordkaliforniens versetzt.

Dieses Streichquartett besticht durch seine feinen Töne, die von den Musikerinnen des Bonner Ensembles sehr sensible gespielt werden.

Zum Abschluss des Konzertes gab es noch eine Uraufführung, die Komposition “bay ditty“ des Ensembleleiters Michael Veltmann. Auch dieses Stück ist der Stadt San Francisco gewidmet. Es ist für Stimme, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Kontrabassklarinette geschrieben. Es wird ein Text der britischen Dramatikerin Sarah Kane aus ihrem Bühnenstück “Psychosis 4.48“ rezitiert, moduliert und verfremdet. Das Werk ist in kleine Abschnitte unterteilt, zwischen denen die MusikerInnen innehalten und Raum zum Nachspüren und Nachklingen lassen. Michael Veltmann hat "bay ditty" mit Blick auf sein Ensemble komponiert, das von einer Ästhetik des Leisen und Langsamen geprägt ist, wie wir es aus der Musik von Morton Feldman kennen.

So endet ein Abend mit Musik, die die ZuhörerInnen in ihren Bann zieht, Assoziationen und Bilder hervorruft und zum Nachdenken anregt.

Es lohnt sich die weiteren Projekte und Konzerte von Michael Veltmann und dem Ensemble Tra i Tempi im Auge zu behalten.

Ensemble Tra i Tempi: Anna Neubert, Christiane Veltmann (Violine), Annegret Mayer-Lindenberg (Viola), Felicia Meric (Violoncello), Nicole Ferrein (Stimme), Joachim Striepens (Klarinette), Konstantin Herzog (Kontrabass), Micheal Veltmann (Leitung)

Nächster Konzerttermin: San Francisco Bay Blues

20.11. 20.00 Uhr, Alte Feuerwache, Köln

www.traitempi.de