Samt und stark
Klangvokal 2012 mit Caroline Henderson
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Bernd Zimmermann
So lässig, eindringlich, schmerzvoll und doch irgendwie zugleich auch leicht singt wohl kaum jemand vom Abschied wie diese elegant gekleidete Person auf der Bühne des „domicil“. Caroline Hendersons Version von Gordon Jenkins´ „Goodbye“ ist atemberaubend – und ein Höhepunkt ihres Auftritts im Rahmen des Klangvokal-Festivals.
Die schwedisch-amerikanische Sängerin aus Kopenhagen weiß bei ihrem einzigen NRW-Konzert der aktuellen Tour auch Duke Ellingtons „Caravan“ zu veredeln. Auch hier singt sie mit ihrer samtenen und zugleich starken Stimme so elegant, wie sie optisch rüberkommt.
Viel erzählen tut Caroline Henderson zwischen den Songs dagegen eher selten. Eine echte Bühnen-Diva ist sie eben nicht. Sie lässt die Songs für sich sprechen, die sie interpretiert. An diesem Abend meistens Stücke aus fremder Feder, obwohl sie auch eine gute Songschreiberin ist, wie sie auf ihrer neuen CD „Jazz, Love & Henderson“ zeigt, die sie komplett selbst komponiert hat.
Im „domicil“ aber setzt sie auf Lieder berühmter Kollegen - wie Lou Reeds „Jesus“, Nick Drakes „Riverman“ oder den einen oder anderen Jazzstandard. Aber es muss bei Caroline Henderson nicht unbedingt Jazzmaterial sein. Sie macht die Lieder ohnehin zu ihren eigenen, zu langsam schwingenden Nummern oder groovigen Titeln.
Nach fast 100 pausenlosen Minuten fällt zwar auf, dass die Sängerin bei der Liederauswahl sehr variabel ist, aber nicht so sehr beim Singen. Aber da war ja noch ihr Klassetrio um den dänischen Pianisten Nikolaj Hess, das immer wieder Gelegenheiten bekam, auch solistisch zu brillieren und frischen Wind ins Konzert zu bringen.