Bild für Beitrag: Salon de Jazz Koeln | Kira Linn mit Linntett
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Salon de Jazz Koeln

Kira Linn mit Linntett

Köln, 09.12.2022
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Gerhard Richter

Seit Frühjahr hat der runderneuerte Salon de Jazz, eine der spannenden Spielstätten in Köln, endlich wieder geöffnet. Der Pianist und Organist Clemens Ort leistet mit seinem kleinen Jazzclub einen wichtigen Beitrag zur Kölner Jazzszene. Nun stellte die in Köln und Basel lebende Baritonsaxophonistin Kira Linn im Salon de Jazz das neue Programm ihrer Band Linntett vor.

Viele der Stücke des Abends sind aus dem neuen Album Illusions, das im April bei dem englischen Label Whirlwind erscheinen wird. Es wird das dritte Album des Sextetts sein.

Die Musik des Linntetts im Salon de Jazz sorgte für einige Überraschungen. Nicht nur der Jazzclub erscheint in frischen neuen Farben, sondern auch die Linntett Musik. Kira hat ihre Musik kontinuierlich weiterentwickelt und geht auch mit diesen Stücken wieder neue Wege. Begleitet wird sie dabei von einer hervorragenden Band mit einer nicht alltäglichen Besetzung. Drei Saxophone, Keyboard, E-Bass und Schlagzeug. Aber diese Aufzählung gibt noch nicht das ganze Klangspektrum wieder. Kira Linn spielt neben dem Baritonsaxophon auch Bassklarinette, Klaus Wenger neben dem Altsaxophon auch Flöte und Christopher Kunz neben dem Tenorsaxophon auch Sopransaxophon. Oliver Lutz am E-Bass bedient zusätzlich eine ganze Batterie an elektronischen Effektgeräten und Lukas Großmann bedient Fender Rhodes und einen Synthesizer. So ist das Linntett eine kleine Bigband. Kira Linn hat schon als Jugendliche gern Count Basie und andere Big Bands gern gehört. Da bietet es sich doch an, selbst ein Mini Big Band zu gründen. Mit solch einer Klangfülle lässt sich wuchern und das tut sie auch.

Neue Stücke erweitern den Spielraum

Während sie auf A Traveller`s Tale, ihrem letzten Album, ihr Sextett bei einigen Stücken noch um die Gastmusiker Jorge Rossy am Vibraphon und Dominic Landolf als zweiten Tenoristen erweitert hatte, arbeitet sie bei den neuen Stücken in der Grundbesetzung, aber erweitert den musikalischen Spielraum. Sie lässt sich von R&B, Neo Soul und Indie inspirieren und setzt verstärkt auch elektronische Mittel ein. So klingen die Keyboard und Synthi Klänge von Lukas Großmann auf dem Titelstück des neuen Albums Illusion manchmal wie eine Kirchenorgel in einer Kathedrale oder im Stück Zoom entsteht ein regelrechter elektronischer Klangteppich, der von Sopransaxophon und Flöte ergänzt wird. Kira spricht dazu englische Lyrics, die sich mit der schwierigen Situation während des Lockdowns auseinandersetzen, digitale Vernetzung, aber fehlender menschlicher Kontakt, virtuelle Nähe ohne Körperlichkeit. Das ist auch neu, das Kira ihre Stimme einsetzt. Später spielt sie erst Bassklarinette und dann ein Baritonsolo. Ihr ganzer Unmut, vielleicht auch Zorn wird dann in einem langen wilden Tenorsolo von Christopher Kunz herausgeschrieen. Kira hat die neuen Stücke alle während der Pandemie geschrieben und ihre Gefühlslage in dieser Zeit spiegelt sich darin wieder. Trotzdem ist die Musik nicht unbedingt dunkel oder melancholisch. Im Gegenteil sie ist kraftvoll, farbig und hat melodiöse und rhythmische Strukturen, die sie den Zuhörer*innen nahe bringen. Aber sie können auch manchmal wild sein, wie Zoom oder das Stück Rage, das schon als Single erschienen ist.

Neue Wege bedeutet in der Musik von Kira Linn auch nicht auf traditionelle Formen des modern Jazz zu verzichten, sondern ihn ohne Furcht zu erweitern. So fügen sich auch die zwei Stücke Slow Motion und Travel Advice aus dem letzten Album ganz organisch in das Programm des Abends ein. Kritische Töne klingen bei dem Titel Earth an, der die Zerstörung der Erde beschreibt. Zum Abschluss, in der Zugabe gibt es wieder versöhnliche Töne. Das Stück Home ist ihrer Heimat Wiesbaden und ihren Eltern gewidmet.

Damit geht ein großartiges Konzert zu Ende, voll mit kraftvollen, aber auch nachdenklich stimmenden eindrücklichen Momenten. Ein Konzert mit einem breiten Spektrum an Klangfarben, tollen Soli, harten Beats, sensiblen Passagen, wuchtigen Bläsersetzen und alles zusammen macht den neuen modernen Sound des Linntetts aus. Ein wirklich anregendes und schönes Konzert. Von Kira Linn und ihrem Linntett wird man sicher auch in Zukunft noch viel hören und wir dürfen uns auf das neue Album Illusions, das im April erscheinen wird, freuen.

https://www.kiralinn.com/

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