Rothenburg Meets Brenken
Idealer Auftakt der neuen Musikreihe ‚So What!‘
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Ein Treffen von Dortmund und Essen in Bochum – nein, es handelte sich nicht um ein Revier-Derby, sondern um ein Duo-Konzert der Spitzenklasse: ‚Rothenburg Meets Brenken‘ im Bochumer Schauspielhaus. Dortmunderin Daniela Rothenburg (voc) und Marc Brenken (p) aus Essen sind ein eingespieltes Duo und bildeten damit eine Idealbesetzung für den Auftakt einer neuen Reihe im Oval Office der Bochumer Bühne. Der umtriebige Oliver Bartkowski – in Bochum als Marketing-Experte und Macher verschiedener Formate wie Movie Trip Show, Bermuda Talk, und Kreativ Rallye bekannt - organisiert gemeinsam mit dem Schauspielhaus Bochum die neue Musikreihe „So What! Remember – Music Loves You“, die sich schwerpunktmäßig Jazz, Soul, Funk, Blues, Chansons, Latin widmen will. Und das Auftaktkonzerte löst dieses genreübergreifende Versprechen in idealer Weise ein. Denn das Programm in dem intimen Raum des Oval Office war weit gespannt:
Die Big Band-Nummer ‚A-Tisket, A-Tasket‘ von Ella Fitzgerald transformiert das Duo zu einer packend-swingenden Version. Eher als Chanson in der Tradition von Hildegard Knef interpretiert die Sängerin den Cole Porter-Song ‚Lady Is A Tramp‘, anschließend auf japanisch ‚I‘ von Pizzicato Five. Den ‚Miss Celie’s Blues (Sister)‘ aus dem Spielberg-Film ‚Die Farbe Lila‘ schmettern die beiden mit besonderer Power als Blues pur. Einen rhythmisch akzentuierten Scat-Dialog von Piano und Stimme erlebt man bei ‚Água de Beber‘ (Gilberto/Jobim).
Das Konzert ist nicht nur musikalisch ein Vergnügen, Pianist und Sängerin verstehen es, die einzelnen Songs mit einer unterhaltsam-humorvollen Anmoderation zu verbinden, etwa wenn Daniela Rothenburg mit dem Jazzstandard aus den 20er Jahren eine deutschsprachige Version ‚Ist er nicht süß?/Ain’t He Sweet‘ singt und damit auch eine liebevolle Verbeugung vor ihrem Pianisten verbindet. Oder vor der Ballade ‚My Funny Valentine‘ die Anekdote erzählt, wie sie bei einem Konzert von Bobby McFerrin spontan auf die Bühne geht und ihren Musikexamens-Song vorträgt. In ihrer aktuellen einfühlsamen Interpretation würde sie mit ihrer fein tarierten Phrasierung auch heute jedes Gesangsexamen locker bestehen.
In dem französischen Chanson ‚Sympathique‘ – der Text basiert auf einem Guillaume Apollinaire-Gedicht – geben die Musiker mit Kazoo und Melodica ihrer Deutung zusätzlich eine ironisch-sympathische Klangfarbe.
Variationsreiches Konzert mit Wohlfühl-Clubatmosphäre
Nicht nur in den Gesangsprachen (deutsch, englisch, japanisch, französisch) differieren die einzelnen Stücke. Auch die Performanz des Duos zeigt eine spannende Variationsbreite, einen ständigen Wechsel in Genre, Stilistik, Rhythmik. Absolut überzeugend ist die gesangliche und pianistische Einzelleistung, die gerade in ihrer perfekten Abstimmung zeigt: Hier konzertieren zwei gemeinsam, die sich gut verstehen und ihre musikalischen Stärken nuancenreich aufeinander beziehen und in ihren improvisatorischen Phasen weiterentwickeln können. Vor allem der Tastenzauber von Marc Brenken begeistert in seinen kraftvollen und subtilen Ausführungen.
‚Feeling Good‘ in der Zugabe reißt das Publikum noch einmal mit, mit kräftigem Applaus bedankt es sich bei dem Duo für ein überzeugendes Konzert mit Wohlfühl-Clubatmosphäre. Wie gesagt: ein idealer Auftakt für eine neue Musikreihe!
Das nächste Konzert in der Reihe findet am Freitag, 21. Juni 2024 mit der Henrik HeartBASS-Band statt. Wir dürfen gespannt sein.