Bild für Beitrag: Ron Carter mit seinem Golden Striker Trio | Jazzfest Gronau 2014
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Ron Carter mit seinem Golden Striker Trio

Jazzfest Gronau 2014

Gronau, 30.04.2014
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Das Jazzfest Gronau hat in seinem 26. Jahr das Glück - und damit v.a. auch sein Publikum -, das diesjährige Festival mit einem Ur-Gestein des klassischen Jazz eröffnen zu können: Ron Carter mit seinem Golden Striker Trio mit Russell Malone an der Gitarre und Donald Vega am Flügel.

Ja genau, Ron Carter, Jahrgang 1937, der zu den profiliertesten, anerkanntesten, einflussreichsten und emsigsten Kontrabass-Spielern gehört (er war an weit über 2.000 Alben beteiligt) und mit nahezu allen Größen des Jazz musiziert hat. Der Bandname nimmt Bezug zu dem gleichnamigen Titel von John Lewis und beinhaltet damit eine programmatische Verbeugung vor der Jazz-Klassik-Band, dem Modern Jazz Quartet. Diese Reverenz gegenüber dem „klassischen“ Jazz drückt sich im Trio nicht nur musikalisch, sondern auch in der Performance aus: Ron Carter verweist im Konzert in seiner charmanten Art auf das gemeinsame Outfit der drei Musiker (schwarzer Anzug und gleiche Krawatten) hin.

Man durfte in den „heiligen Hallen“ der Gronauer Stadtkirche gespannt sein, was der Altmeister mit seinen Mitstreitern zu bieten hatte. Um es vorweg zu nehmen: Das Konzert schuf einen ruhig-kontemplativen Einstieg in ein Festival, das naturgemäß verschiedene, sicherlich auch „publikumswirksame“ Facetten des Riesen-Label „Jazz“ abzubilden hat. DemGolden Striker Triogelingt es unmittelbar, Jazzclub-Atmosphäre auch im klerikalen Umfeld zu schaffen und wahrhaft funkelnde Edelsteine aus der kammermusikalischen Schatztruhe des Jazz zu befördern. Die Suggestivkraft der Musik entwickelt sich durch die traumwandlerisch sichere Ab-Stimmung der drei Musiker, durch ihr wunderbar fließendes und aufeinander eng bezogenes Zusammenspiel, bei der die Drei im drumlosen Set in Rhythmik, Harmonik und Melodik jeweils den unterstützenden und führenden Part übernehmen und sich intelligent und variationsreich ergänzen. So etwa im 2. Stück des Abends („Parade“), wenn Russell Malone zunächst seine Gitarre als Perkussionsinstrument einsetzt und Ron Carter und Donald Vega Raum für ihre Ausflüge ins Virtuose gibt, um schließlich mit seiner Gibson es seinen Mitspielern gleich zu tun.

Hier spielen drei Freunde zusammen

Dem Musizieren des Trios – ob beispielsweise in dem Filmmusik-Shuffle ‚Eddie’s Tune’ oder dem erklärten Lieblingssong Carters ‚My Funny Valentine’ - ist deutlich anzumerken: Hier spielen drei Freunde zusammen, keiner drängt sich in den Vordergrund, sondern alle drei übernehmen gleichberechtigt den Part der Unterstützung und geben den Partnern die Gelegenheit, sich solistisch auszutoben und dabei insgesamt einen äußerst ausgewogenen Gesamtsound zu kreieren. In der Moderation erklärt Carter, dass es sich in der Tat um ein „Freundschafts“-Konzert handele, bei dem mit Freunden, mit Musik von Freunden für Freunde gespielt werde. In der Jim Hall-Ballade ‚Candle Light’ mit einem übrigens wunderschön ruhig verspielten Gitarren-Solo von Russell Malone bezieht das Trio sich ausdrücklich auf den langjährigen Duo-Partner von Ron Carter. Auch hier dient Freundschaft als Bezugspunkt.

Als Zuhörer konzentriert man sich naturgemäß fasziniert auf das Bass-Spiel Carters, der seine Funktion als Begleiter und Taktgeber unglaublich raffiniert und höchst variationsreich erfüllt. Ron Carter ist immer für einen spontanen Einfall offen, immer wieder findet er eine rhythmische oder harmonische Figur, einen 4/4-Takt und damit das Gesamtstück zu bereichern. Bei seinen Soli erlebt man ein wahrhaft meisterhaftes Spiel, das alle möglichen Techniken des Bass-Spiels vereint. Den Höhepunkt des Abends bildet sein Solo in ‚You Are My Sunshine’: Hier entwickelt Carter aus einer einfachen Basslinie ein wahres solistisches Feuerwerk mit allem, was man auf einem 4-saitigen Tieftöner herausholen kann. Sogar ein Zitat aus einem Bach’schen Cellokonzert ist zu vernehmen. Mit der uptempo-Nummer ‚Soft Winds’ von Fletcher Henderson aus der persönlichen song library des Trios endet das „churchmeeting“ (Ron Carter). Hier drehen die Musiker noch einmal so richtig auf – mit hohem Tempo, was in der Songmitte etwa noch einmal verdoppelt wird, mit virtuoser Spieltechnik und ideenreicher Variation.

Der Zuschauer konnte einen unvergesslichen Abend des klassischen Jazz genießen, große Klasse – den Organisatoren des Gronauer Jazzfestes, v.a. dem Kulturbüro und seinem Leiter, Thomas Albers, und Otto Lohle sei Dank.

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