Romantische Momente
JazzNight im Konzerthaus
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Bernd Zimmermann
Wenn die beiden Pianisten am meisten im Gedächtnis haften bleiben, obwohl die Protagonisten des Abends singen und Posaune spielen, dann spricht das schon einmal für eine erstklassige Besetzung der Bands von Viktoria Tolstoy und Nils Landgren.
Die schwedische Sängerin und ihr singender und Posaune spielender Landsmann rückten jeweils mit eigenen Bands zum Doppelkonzert im Rahmen der „JAZZnights“ im gut gefüllten Konzerthaus an. Und aus denen stachen eben die Tastendrücker heraus.
„Letters To Herbie“ hat Viktoria Tolstoy ihre musikalische Referenz an den großen US-Jazzpianisten Herbie Hancock genannt. Mit Stücken aus dessen Pop-Phase in den 1970er und 1980er Jahren, die die blonde Schwedin mit ihrer vierköpfigen Band vorträgt.
Die Songs grooven locker, sind perfekt durchgestylt und das ist zugleich auch ihr Manko. Zumal die Sängerin selbst mit ihrer kraftvollen Klasse-Stimme sich als nicht sehr wandelbar an diesem Abend zeigt. Es fehlen weitestgehend Spannungs- und Reibungspunkte, beim Gesang wie auch bei der Musik. Einzig Pianist Jacob Karlzon, der am 9. Dezember übrigens mit seinem eigenen Trio im „domicil“ vorbeischaut, reißt mit seinen Sololäufen aus den fast schon zu perfekten Arrangements.
Bei Nils Landgren gibt es ein ähnliches Problem, ist sein neues Werk „The Moon, the Stars and You“ doch ein stets gleich temperiertes Balladenalbum mit Songs über den Mond und die Sterne. Auch Landgrens Gesangsstimme bleibt immer in der gleichen Stimmung, berührt immerhin mit seiner Melancholie das Herz. Ansonsten bieten Songs wie Cat Stevens´ „Moonshadow“ oder Mancinis „Moon River“ in erster Linie romantische Momente zum Träumen.
Aber dieser Nils Landgren hat Charisma, ist ein charmanter Plauderer, versteht eine funkige Posaune zu blasen und hat mit dem Frankfurter Michael Wollny „den“ Mann des Abends in seiner Band am Klavier sitzen. Denn immer wenn das Tempo doch mal ein wenig anzieht, brilliert Wollny mit brillanten, funkensprühenden Einfällen, gepaart mit einer frappierenden Leichtigkeit auf den Tasten.
Bei den Zugaben finden sich dann zunächst alle Musiker auf der Bühne ein. Partystimmung und das spielende Auseinandernehmen und Zusammensetzen seiner Posaune ganz am Ende - Nils Landgren weiß eben, wie man eine gute Show inszeniert.