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Romanischer Sommer in Köln

Von Jazz bis Barock in romanischen Kirchen

Köln, 02.07.2022
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Romanischer Sommer Promo

Seit über 30 Jahren findet zu Beginn des Sommers in Köln das Festival Der Romanische Sommer mit Musik in den zwölf romanischen Kirchen statt. Ein Festival, das Musik zwischen Tradition und Avantgarde bietet. Zwei Jahre musste aufgrund der Pandemie Der Romanische Sommer als reines Radio Festival ohne Publikum stattfinden. Dieses Jahr konnten sich die Künstler*innen und das Publikum wieder live unter dem Motto Schwingen an Musik erfreuen. „Klänge und Rhythmen versetzen uns mental und körperlich in Bewegung, lassen uns vibrieren, wippen, tanzen, erhöhen Geist, Herzschlag, Atemfrequenz, Hautwiderstand. Musik wurde daher immer schon als ein Medium der Verwandlung und Transzendenz erlebt. Sie bringt etwas in uns zum Schwingen“, so heißt es im Programmheft.

Die Orte an denen die Musik stattfindet sind dabei ebenso wichtig wie die Musik selbst. Die romanischen Kirchen in Köln zählen zu den bedeutenden Sakralbauten in Europa. Die Atmosphäre und die besondere Akustik der Kirchenräume machen jedes Konzert zu einem besonderen Erlebnis.

Von meditativen Stücken bis zu jazzigen Liedern

Das Eröffnungskonzert mit dem Vokalensemble Singer Pur in der Kirche St. Ursula stimmt das Publikum mit großartigen Stimmen auf das Festival ein. Das Ensemble wurde 1991 von fünf ehemaligen Regensburger Domspatzen gegründet. Später kam eine Sopranistin hinzu. Eine Sopranstimme (Claudia Reinhard) die sich über den Männergesang erhob, das machte den besonderen Reiz des Ensembles aus. Das Programm mit dem Titel Horizons – der Geist weht wo er will nimmt die Ausrichtung des Festivals schon vorweg. Von Hildegard v. Bingen, J.S. Bach über Klassiker der Moderne wie Arvo Pärt, bis zu Neuer Musik aus Korea und Musik von Sting gab es einen breit angelegten Stilmix, der in sich stimmig und kohärent war. Getragene meditative Musik hatte darin ebenso ihren Platz wie jazzige Lieder oder stark Rhythmus betonter Gesang aus Südafrika. Das Vokalensemble Singer Pur bot Vokalmusik ohne geographische, zeitliche oder stilistische Grenzen auf höchstem Niveau. Ein glänzender Auftakt, den das Publikum mit Standing Ovation feierte.

Elektronik und akustische Musik

Wesentlich jünger als das Vokalensemble Singer Pur ist das international besetzte Kölner Ensemble Kommas, das 2015 gegründet wurde und Instrumentalist*innen und Komponist*innen aus der Neuen Musik, dem Jazz und der Improvisationsmusik zusammenführte. Auf ihrem Konzert in St. Cäcilien, Teil des Museum Schnüttgen, setzten drei Musiker*innen des Ensembles akustische und elektronische Musik ein. Schon der Weg in den Kirchenraum, der von mittelalterlichen Madonnenfiguren gesäumt wird, ist ein Erlebnis.

Kyubin Hwang, Cello (Korea), spielte dann zwischen mittelalterlichen Madonnen zwei exzeptionelle Solokonzerte mit zeitgenössischer Musik von Marco Stroppa (Italien, *1959) und Yu Kuwabara (Japan, *1984). Mit ungeheurer Virtuosität spielte sie die Stücke für Cello Solo und man war so eingenommen von der Musik, dass es schien, sei sie genau für diese Musikerin und für diesen Kirchenraum komponiert worden. Auch Alba Gonzales i Becerra (Spanien) spielte auf ihrer Viola Solo. Allerdings wurden elektronische Klänge dazu eingespielt. Eine Komposition von Kaija Saariaho (Finnland, *1952) mit dem Titel Vent Nocturne (2007) für Viola und Elektronik. Diese elektronischen Klänge wirkten wie ferne Echos und unterstrichen den Titel des Konzerts EChos. Trotz der modernen Technik entstand eine Stimmung, als ob die Klänge aus einer fernen Vergangenheit kämen. Abgerundet wurde das Konzert von dem chilenischen Gitarristen Francisco Goldschmidt auf der E-Gitarre mit Retazos (2020, seiner eigenen Komposition für E-Gitarre Solo. Ein Konzert mit lauter Solo Instrumentalisten und doch wirkte es im Nachklang wie ein Ensemblekonzert. EChos war ein sehr besonderes Konzerterlebnis.

Echos ganz anderer Art konnte das Publikum in St. Aposteln mit dem Kölner Vokalensemble Cantus Novus Köln erleben: Echos romantiques. Lieder aus der Romantik A-Capella von Rheinberger, Elgar, Brahms über Nielsen bis zu Schönberg und Poulance.

Ein weiteres Solokonzert in St. Cäcilien war der alten Musik gewidmet. Unter dem Titel Influencer spielte der Cembalist Michael Borgstede, ein expressiver Meister des dramatischen Interpretationsansatzes barocker Kompositionen, Werke von Froberger, Louis und Francois Couperin, Johann Sebastian Bach und Barokk von Aziza Sadikovaallein.

Musik und Lyrik

Musik und Lyrik wird gleich zweimal auf sehr unterschiedliche Art präsentiert. Ein Konzert findet in der Kunststation St. Peter statt, keine romanische Kirche, aber ein wunderbarer Ort für Konzerte. Unter dem Titel Laut-schriften: im Widerhall literarischer Impressionen spielte zu später Stunde das Klarinetten-Duo Beate Zelinsky und David Smeyers mit der Sängerin und Performerin Rose Weissgerber und dem Schlagzeuger Arturo Portugal. Literarischen Widerhall fanden sie in der Poesie von William Shakespeare und Durs Grünbein.

Auch in St.Georg trifft Musik auf Lyrik. Die Kölner Formation Trio Lunyala, Cora Schmeiser, Stimme, Lucia Mense, Block- und Traversflöte und Dietmar Bonnen, Tasten und Schlägel, setzten Gedichte von Patricia Falkenburg, Dietmar Bonnen, Li Yü, Sappho, Daniel Charms u.a, musikalisch in Szene. Cora Schmeiser rezitierte, sang und schrie die Texte unter dem Motto Mir ist so quirl zu zeitgenössischer und mittelalterlicher Musik, zu improvisierter Musik und komponierten Stücken.

Kein bisschen leise

Neben dem kammermusikalischen Perlen konnte es auch wuchtig und laut auf dem Romanischen Sommer zugehen, wenn bis zu acht Posaunen mit dem Programm Raum und Zeit – Venice Reflexions an die venezianische Mehrchörigkeit anknüpften.

Ebenfalls kein bisschen leise ging es in St. Maria Lyskirchen zu, als das MONOPASS Programm Sounds real erklang. MONOPASS ist ein Quartett für elektronische Musik mit Oxana Omelchuk, Synthesizer und Theremin, Luis Atunes Pena, Synthesizer, Digital Processining, Mark Polscher, Synthesizer und Florian Zwissler, Synthesizer. Drones, Echos, Schwebungen und pulsierende Töne erfüllten den Kirchenraum. Vier Elektronik Musiker*innen, die sich schon lange einen Namen gemacht haben.

Romanische Nacht mit Freiburger Jazzchor und Fuchsthon Chamber Orchestra

Auch zwei große Jazzformationen gehörten zum Programm des Festivals. Der Freiburger Jazzchor eröffnetemit Mainly Sacred und das Fuchthon Chamber Orchestra unter Leitung von Christina Fuchs und Caroline Thon beschlossen unter dem Titel Echo Chambers mit einer abgespeckten Form ihres Fuchsthon Orchstra die Abschlussveranstaltung Romanische Nacht.. Der Romanische Sommer hat an die beiden Orchsterleiterinnen einen Kompositionsauftrag vergeben. So fand in der Romanischen Nacht ein Konzert mit lauter Uraufführungen von Christina Fuchs und Caroline Thon statt. Beide Komponistinnen passten hervorragend in das Programm des Romanischen Sommers. Ihre Musik bewegte sich an den Schnittstellen von orchestralem Jazz und zeitgenössischer Musik.

Und es gab noch viel mehr, z.B. arabisch-persischer Musik, Kora Musik aus dem Senegal, Solo Violinstücke von Bach oder ein Saxophon Quartett mit Stücken von Ignaz Biber bis Chick Corea.

Der Romanische Sommer ist mit seiner stilistischen Vielfalt ein spannendes Festival. Da der Schwerpunkt eher auf kleineren Formationen liegt, ist es auch eine großartige Ergänzung zum Acht Brücken Festival. Das diesjährige Festivalprogramm war wieder eine gut zusammengestellte Mischung aus Alter Musik und Zeitgenössischem, von Jazz über Elektronika bis zu Neuer Musik. Aber das besondere am Romanischen Sommer sind natürlich die Spielstätten, die romanischen Kirchen Kölns, in denen die Musik erklingt. Solche großartigen Orte hat kein anderes Festival zu bieten. Gehaltvolle Musik in einem solchen Ambiente ist besonderes Geschenk.

Link zum Bericht aus dem Romanischen Sommer 2021:

https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2021/Romanische_Nacht_WDR_St_Ursula/

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