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Robert Mayer Band

Jazz Release Konzert

Bochum, 26.06.2020
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, nun auch im Bochumer Musikforum endlich wieder ein Jazz-Konzert. Die Robert Mayer Band wollte dort schon im März ihre neue CD vorstellen, das Release musste aber verschoben werden und fand nununter Corona-Bedingungen statt. Das hatte auch Vorteile: „zum ersten Mal ausverkauft“, denn nur für ca. 55 Zuschauer waren Plätze da.

Mit Bobby's Tune geht es los, eine Hommage an Bobby Watson, den Saxofonisten aus Kansas. Drums setzen ein, das Keyboard kommt dazu und entwickelt ein Motiv, das das Sopran-Saxofon aufgreift und mit warmen Tönen in einem Solo umsetzt. Eine gelungene Eröffnung.

Robert Mayer hat alle Stücke komponiert und arrangiert, er spielt E-Piano/Keyboard/Hammondorgel. Philipp Sauer (auch unter dem Namen ‘Philipp Laimun‘ bekannt) improvisiert am Tenor- und Sopran-Saxophon, Dirk Leibenguth spielt Schlagzeug. Alle drei haben an der Folkwang Hochschule der Künste in Essen studiert, die ersten beiden unterrichten an der Musikschule Bochum. Doch die Ursprünge dieser neuen CD liegen 9000 Kilometer weiter westlich, das sagt uns schon das Cover-Foto: ein Kanaldeckel aus San Francisco.

Denn Robert Mayer ist in San Francisco gewesen und hat dort einige musikalische Ideen entwickelt, die er nach der Rückkehr in Kompositionen umsetzte. West Coast Jazz könnte man seine Musik zu Recht nennen, doch das ist ein weiter Begriff. Ich verbinde damit Leichtigkeit, Intellektualität, Coolness, Lebensfreude. Das macht sich z. T. am Namen (z. B. Pacific), aber natürlich auch an der Musik bemerkbar. Robert Mayer spielt auf einemroten Nord Stage-Keyboard und einer Hammond sk1, oft auf beiden Instrumenten gleichzeitig mit je einer Hand. Wegen der umfangreichen Piano-, Orgel- und Synthesizer-Programme kann er mit Kombinationen vielfältige Sounds generieren.
Bei diesem Konzert ist besonders der Sound der Hammond-Orgel zu hören. Dieses Instrument war ja in den 60/70er Jahren in der Rock-Musik unentbehrlich, der ‚wummernde‘ Sound galt aber später als veraltet. Seit einiger Zeit ist die Hammond-Orgel, z. B. bei Barbara Dennerlein, wieder im Jazz zu hören, in der klassischen oder in der elektronischen Bauart.

Philipp Sauer spielte bei den Sazerac Swingers mit, gehört zum Essen Jazz Orchestra und leitet aktuell Sonicnaut. Beim Konzert spielt er mit Corona-Sicherheitsabstand zwischen den beiden anderen Musikern. Aber er steht nicht nur räumlich im Mittelpunkt der Band. Wenn er zu seinen Soli immer wieder ‚aus dem Gebüsch‘ nach vorne kommt, steht er auch im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dabei scheint er durchgängig zu improvisieren, in vielen unterschiedlichen Stilen und Klangfarben.

Dirk Leibenguth spielt professionell die Drums, auch im Jazz-Rock-Trio „Freak Chazz“. In diesem Konzert gibt er zwei Soli, in manchen Teilen mit Piano Begleitung, darüber hinaus manchmal in Call-Response-Manier mit dem Keyboard.

Die Band ist sehr gut aufeinander eingespielt und macht einen professionellen Eindruck. Sie liefert ein ausbalanciertes Programm. Balladen wechseln sich mit schnelleren Stücken ab, Tempi, Stile, Klänge changieren, bilden aber einen einheitlichen Gesamteindruck, zweifellos auf hohem Niveau. Es sind 5 Stücke der neuen CD zu hören, die anderen sind in der Corona-Zeit entstanden. Wenn es nicht das 90-Minuten-Corona-Limit gäbe, hätte ich gerne noch Streets und B.A.R.T. gehört. Besonders aufgefallen sind mir:

·Teresa I., eine anfangs ruhige Ballade, die, sehr melodiös getragen vom Sopransax, in ein Drum Solo einmündet

·L-Train, mit Keyboard und Drums kommt der Zug, das Tenorsax steigt mit einem rhythmischen Solo ein, das manchmal an Michael Brecker erinnert, hier ist Fusion angesagt. Dann fährt der Zug wieder langsamer und plötzlich - hält er an.

·Pacific- der Ozean ist hier wirklich recht still, ruhig-bewegter Groove von Drums und Keyboard, lange Bögen am Sax. Direkt vorher lief Atlantique , das in Frankreich am Meer komponiert wurde. Die beiden Stücke würde ich gerne nochmal hintereinander hören, um die beiden ‚Ozeane‘ zu vergleichen

·Chat Noir erinnert an einen ausgefallenen Auftritt in dem gleichnamigen Essener Café. Es klingt wie ein ruhiger Spaziergang oder eben an einen Sonntagnachmittag im Café, begleitet von dem traumhaften Sound des Tenorsax. Das Stück erinnert mich atmosphärisch an ‚Flaneur‘ des Bochumer U.K. Quartetts.

·The right hand of God, Keith Jarret gewidmet, der gerade 75 Jahre alt geworden ist. Getragen, nachdenklich, klassische Melodieführung – das richtige Stück zum Ausklang.

Ein schönes Konzert, kein Zweifel. Weiter geht’s – hoffentlich - am 07.09.2020 im Kunsthaus Essen.


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