Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival

Der Mensch ist Klang

Staunen lernen beim Peng-Festival

Essen, 03.10.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: André Symann

Das Peng Festival feiert im nächsten Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Hilfe, wie schnell ist doch die Zeit vergangen! Trotzdem wirkt alles immer noch so frisch und nahbar wie in den Gründertagen. Die nun neunte Ausgabe hat sich über die Jahre eine Selbstverständlichkeit erarbeitet, die nichts mit Routine zu tun hat. Im Gegenteil: Barbara Barth , Marie Daniels , Maika Küster und Mara Minjoli bilden ein Kollektiv szeneerfahrener Kuratorinnen mit internationalen Netzwerken und sind an der wild und frei wuchernden künstlerischen Gegenwart, die sich beständig neu erfindet, immer ganz nah dran. Leider war nur Zeit für den Besuch des zweiten Festivalabends – aber der hatte es umso mehr in sich!

Konzerte, die es in sich hatten

Das Maschinenhaus auf dem Gelände der Essener Zeche CARL trägt sein industrielles Erbe wie eine zweite Haut. Patina an den Wänden, Teppichboden auf dem Boden, keine erhöhte Bühne – alles ebenerdig, alles nah. Draußen milde Oktobertemperaturen, drinnen Wohnzimmeratmosphäre.

Drei Konzerte offenbarten drei völlig unterschiedliche Ansätze – und alle drei zeigten, dass sich in der aktuellen improvisierten Musik alles immer neu erfindet, als wäre dies ein Naturgesetz. Den Auftakt machte das Trio um Inga Rothammel, eine junge Saxofonistin und Sängerin, die mit Rocco Romano an der Gitarre und Hendrik Eichler am Schlagzeug eine Band formiert hat, die mutig aufs Ganze geht. Selten erlebt man eine derart stilistisch variable Interaktion, die sich – und das ist die große Kunst bei diesem Trio – nie in der ganzen Vielfalt verzettelt. Denn die künstlerische Aussage gibt dieser wild wuchernden Musik den inneren Kompass vor: Es geht um das Unterwegssein in einer temporeichen, disparaten, widersprüchlichen Welt.

Inga Rothammels Songlyrik bildet das Zentrum, um das herum die Musik in wilden Ausbrüchen explodiert – mal atmosphärischer „Garbarek-Sound", im nächsten Moment schon explodierender Metal und auch Rap-Passagen und überhaupt viel Spoken Word. Wütend herausgeschleuderte Lyrik über Identität und das „Abgelenktsein vom wahren Sein". Diese Band bündelt Dringlichkeit mit extremer Spiellust und lässt dabei die Musik nie zur bloßen Illustration verkommen. Das ist geballte, atemlose Gegenwart.

Dann: Saadet Türköz und Nils Wogram. Und damit hat das diesjährige Peng Festival mal wieder mit einer ganz großen Livebegegnung seine Geschichte fortgeschrieben. Türköz singt in den Sprachen ihrer Vorfahren, auf Kasachisch und Türkisch und wohl auch oft in den Sprachen der Fantasie. Ihre Stimme flüstert, wispert, röchelt, formt Kehllaute und feinziselierte Silbenornamentik. Melismatisch und stark ornamentiert, mit feinen mikrotonalen Nuancen und modal geprägten Melodielinien entfaltet sich ihr Gesang – von langsamen, meditativen Teilen bis hin zu schnellen, ekstatischen Abschnitten, immer mit starkem Fokus auf emotionale Tiefe. Wogram lässt die Posaune röhren, rauschen, modulieren – sie wird zur zweiten Stimme, zum lautmalenden Widerpart, zum Dialogpartner, mit dem sich eine schier unfassbare Nähe zu den Gesangslinien von Saadet Türköz einstellt.

Aus Improvisationen erwachsen Lieder, in denen sich Leid und Freude, die ganze Kraft des Lebens konzentriert. Nicht der getriebene Drang zur Innovation trieb diese Musik an, sondern emotionale Erneuerung aus dem Geist der Tradition – und ja, das hatte etwas tief Spirituelles und Multikulturelles zugleich. Die Ausstrahlung von menschlicher Wärme, tiefer Weisheit und vor allem stolzer Freude und Würde, die besonders aus Türköz' Gesangskunst spricht, machte diese Begegnung zu etwas ganz Besonderem. „Der Mensch ist Klang", dieser Satz fiel irgendwo einmal, und das traf es: Er wurde auf dieser Bühne Wirklichkeit.

Dialoge zwischen Mensch und Maschine 

Mit ganz anderen Sounds beschloss das Trio other:M:other den Samstagabend – ein Trio aus Wien, das zwischen experimentellem Jazz und Technomusik vermittelte, als gäbe es kein Morgen und Genregrenzen sowieso nicht. Judith Schwarz am erweiterten Schlagzeug, Arthur Fussy am Modularsynthesizer, Jul Dillier am präparierten Klavier: Rhythmuspatterns, perkussive Impulse, Subbässe, gedrückte Klavierdämpfer. Harte, erstickte Impulse treffen auf Drumbeats, die Texturen und Drones sind durchzogen von Synkopen, die einen Dauerzustand aufrührerischer Unruhe erzeugen. Die wabernden, aufbrausenden Klangwelten aus den Schaltkreisen des Synthesizers standen im Dialog mit der Sinnlichkeit physischer Klangerzeugung. Hypnotische Texturen, rhythmische Klangeruptionen – das war ein improvisatorischer Dialog aus Mensch und Maschine, der einmal mehr das Staunen lehrte.

Der Freitagabend hatte andere Akzente gesetzt: Emily Wittbrodts Projekt „Wearing Words" zwischen Alter Musik und improvisierter Gegenwart, Maika Küsters CPHD mit dänischen Weggefährt*innen, Lucy Liebe als queerer Abschluss. Ebenso lebendige Eindrücke hinterließ auch das Kinderkonzert am Sonntag unter Federführung von Mara Minjoli davon zeugen die hervorragenden, künstlerischen Fotos von André Symann. Vielen Dank, lieber André, dass wir sie hier in unserem Medium verwenden dürfen!



Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Bild für Beitrag: Der Mensch ist Klang | Staunen lernen beim Peng-Festival
Suche