Retro und trotzdem hip
Theo Croker eröffnete 25. Jazztage Dortmund
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Ja, seine Musik ist schon irgendwie retro. Aber dann doch auch richtig hip. So hip wie Theo Croker auch aussieht im Jazzclub „domicil“ am Auftaktabend der 25. Jazztage Dortmund. Mit seiner stylishen Schlabberhose, seinem coolen Kinn-Bärtchen, der Sonnenbrille auf der Nase und den hinten am Kopf zusammengebundenen Dreadlocks. So modern er aussieht klingt auch seine Musik. Kein Runterdudeln von Jazzstandards, auch wenn der allerletzte Rausschmeißer aus diesem Konzert „My Funny Valentine“ sein wird, intoniert im zarten Duo von Trompete und Kontrabass.
Nein, Theo Croker, der 33 Jährige Enkel des Trompeters Doc Cheatham, hat seine Vorstellungen von zeitgemäßem Jazz zu einem eigenen Konzept entwickelt. Aus vergangenen Stilrichtungen knüpft er mit eingängigen Melodielinien, fanfarenähnlichen Bläsersätzen, kreativen und ausgiebigen Bläser-Soli, neben ihm steht da noch der vorzügliche Altsaxofonist Anthony Ware, sowie knallenden Rhythmen, vor allem vom Schlagzeug, seinen eigenen Sound.
Es fehlen live zwar die raffiniert zugesetzten Klänge der letzten Albumproduktion, viele Stücke des Abends stammen vom erfolgreichen aktuellen Silberling „Escape Velocity“, aber auch als akustisches Quintett bringen der Amerikaner und seine Band fast jederzeit ihre junge, frische Attitüde rüber.
Noch bis zum 25. November versprechen die 25. Jazztage Dortmund im Jazzclub „domicil“ solche außergewöhnlichen Musikabende. Etwa mit der Sängerin Somi, dem Gitarristen John Scofield (bereits ausverkauft), den Tastendrückern Martin Tingvall oder Tord Gustavsen, der Avantgardeband „The Killing Popes“ oder einem Klaviertrio, bei dem der Bassist (Scott Colley) und der Drummer (Brian Blade) namhafter sind als der Mann am Piano (Benjamin Koppel).
Alle Termine und weitere Infos zu den 25. Dortmunder Jazztagen gibt es unter www.domicil-dortmund.de