Reifer und gelassener
Abraham Burton im Ledigenheim
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
In seinen frühen Zwanzigern war er damals, der Abraham Burton, als er Mitte der Neunziger Jahre wie eine Rakete am Jazzhimmel emporstieg. Ein heißer Bläser war der Amerikaner, der mit seinem nicht minder wilden Quartett und seinem feurigen Neo-Bop überall für Furore sorgte mit seiner unbändigen Energie.
Dann wurde es einige Jahre ruhiger um diese Viererbande. Übrig geblieben von damals ist heute nur noch Schlagzeuger Eric McPherson, ein alter Buddy aus Kindertagen. Und sein schneidend scharfes Altsax hat Abraham Burton auch längst eingetauscht gegen ein Tenorsaxofon.
Reifer und gelassener klingt der New Yorker heute. Seine Kompositionen entfalten sich langsamer. David Bryant am Piano und Bassist Dezron Douglas bekommen alle Zeit der Welt sie auszuschmücken und solistisch zu erweitern.
Dann stellt sich Abraham Burton auch gerne an die Seite der Bühne im gut besuchten Ledigenheim in Dinslaken-Lohberg, nun in der dritten Spielzeit schon Spielort für die immer abwechslungsreichen Konzertreihen des Vereins „Jazz in Dinslaken, hört seinen begabten Kollegen zu, um dann wieder einzusteigen und mitzugestalten.
Ein wenig seiner früheren Bissigkeit hat sich Abraham Burton natürlich noch immer bewahrt. Für einen Song kehrt an diesem Abend ein wenig die Wildheit von früher zurück. In „Corrida de Toros“, einer Nummer aus Burtons Debütalbum von 1994, treibt Eric McPherson die imaginäre Stierherde mit seinen Drumsticks unermüdlich und minutenlang voran und auch Abraham Burton spielt druckvoll auf.
Die hörenswerte aktuelle CD des Saxofonisten heißt übrigens „Future“. In der ist Abraham Burton schon seit einer ganzen Weile angekommen.