Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen

Phänomenal!

Rebekka Bakken in Leverkusen

Leverkusen, 23.11.2023
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski

Sie sei im Erholungshaus viel besser aufgehoben als im Forum, fand Fabian Stiens und damit lag er genau richtig. Alleine auf der Bühne, nur Rebekka Bakken und ihr Piano. Fast unspektakulär. Dennoch ganz besonders - und das lag nicht an dem roten Ensemble aus Bluse und Hose mit den silber-funkelnden Highheels dazu.

 Sie singt mit ihrer unverkennbaren tiefen, leicht rauchigen Stimme und wickelte mit Charme und Stimme ihr Publikum im Erholungshaus am 11. Abend der 44. Leverkusener Jazztage um den kleinen Finger. Die Auswahl der Lieder der Norwegerin, die sich so geschickt in einem musikalischen Feld zwischen sanftem Jazz, Folk und Pop zu bewegen weiß, ist mehr als gelungen. Mit „Time“ von Tom Waits eröffnet sie den Reigen ihres Programms. Tom Waits mag sie, betont sie. So folgt auch dessen „San Diego Serenade“ und das Stück „Christmas Card From a Hooker In Minneapolis“. Seine Lieder würden Sinn machen im eigenen Leben, so wie „Just The Right Bullets“. Dazu weist sie mit einem verschmitzten Lächeln das Publikum auf ein imaginäres Freejazz-Solo der HR-Big Band hin (die ja nun mal nicht dabei war – deshalb imaginär) mit der Bitte: „don‘t klap in the middle of the solo“.

Rebekka Bakken schreibt eigene Stücke und singt diese, aber auch solche wie die von Tom Waits, aus tiefster Seele und trifft damit direkt mitten in unsere Gefühlswelt, wir fühlen uns unmittelbar angesprochen. Und sie spricht viel an diesem Abend. Über den unspektakulären Ort bei Oslo, wo es nur eine Tankstelle gebe. Sie konnte es nicht erwarten dort weg zu kommen - mit 16 Jahren ging sie. Doch nachdem sie in Städten wie Wien, NY, Prag war, finde sie das unspektakuläre richtig schön, gesteht sie. Sie ist Singer/Songwriter und sie liebe es, sich zu verlieben und sich zu trennen, denn dann schreibe sie Lieder, erzählt sie in Leverkusen. Und sie möge alle Ex-boyfriends – „bis sie eine neue Freundin haben“.

Als Kind lernte sie Geige spielen. Üben fand sie furchtbar, aber sie liebte den Sound - und ihren Geigen-Lehrer Ole. Er habe sogar einmal ihre Mutter aus dem Übungsraum geschmissen, als sie sich beschwerte, dass die Tochter kaum übe. Als Kind ging sie nicht gerne zur Kirche, aber sie liebte die Musik. Die sei eine Grundlage für das was sie jetzt mache gewesen. Das Wort unspektakulär liebt sie eindeutig. So hatte sie einen unspektakulären guten Freund, der ihr gezeigt habe, wie man mit einem Fiat-car „for free“ fahren könne. Ein wenig kriminelle Energie mit 15 und der erste Kuss war wie „kissing a staubsauger“. Ein Song „over all the saints“, denn sie war jung und hungrig nach Musik, deshalb das „Calling all Angels“. Außerdem ein Lied für ihren Vater, der kein Mann vieler Worte gewesen sei. Sehr melancholisch und berührend fühlte sich das norwegisches Lied ohne Begleitung an. Totenstille im Saal des Erholungshauses.

„Ich weiß nicht warum ich so viel Englisch spreche, ich kann richtig gut Deutsch“, stellte sie mittendrin fest. Gelernt hatte sie das wegen Ludwig Hirsch. Von ihm sang sie „Der Schnee draußen schmilzt“. Ebenfalls sehr berührend!  „Bist traurig?“ – „Bist grantig?“ – „Fürchst di?“ Jedes Mal folgt auf die Frage gleich die beruhigende Feststellung „Du, es macht nix,“ gefolgt von einer Einladung zu liebevoller Nähe.

Es gab aber auch einen neuen Song „Before I Go“ und noch ein norwegisches Stück. Und als Zugabe Alphavilles „Forever young“ im Rebekka Bakken Stil. Es war ein sicher nicht unspektakulärer Abend, sondern einer der grandiosen Abende der 44. Leverkusener Jazztage. Und davon gab es viele. Insgesamt 37 Konzerte innerhalb von 18 Tagen. Im Forum, in der „Scala“ und im Erholungshaus mit knapp 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Von purem Jazz, wie mit Abdullah Ibrahim, Bluesrock mit Beth Hart, Soul-Funk mit Jan Delay und sogar Musik für Kinder mit dem Auftritt von Dikka im Forum. Ein facetten- und umfangreiches Programm. Auf dem Programmheft zu den vielen, vielen Konzerten ein Bild von Roman Nogin.

Im Foyer des Erholungshaus stellte Roman Nogin weitere Bilder aus, die die Szenen in Jazzclubs auffangen, aber auch Bilder von bekannte Musikern. So beispielsweise Thelonios Monk oder Billie Holiday. Roman Nogin, geboren 1976 in Charkow/Ukraine hat Kunst studiert und sich auf „Szenografie“ spezialisiert. Von 1999 an hat er modernes kreatives Zeichnen und Malen an der Staatlichen Akademie für Design und Kunst Charkow gelehrt. 2022 flüchtete er aus der Ukraine und lebt mit seiner Familie zurzeit in Spanien wo der Dozent via Internet mit seinen Studenten arbeitet. Das Hauptkonzept der Gemälde in der Ausstellung im Erholungshaus besteht darin, Jazzmusik durch Farbe, plastische Linien und Formen, Stilisierung und Transformation von Bildern berühmter Musiker auszudrücken.

 

Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Bild für Beitrag: Phänomenal! | Rebekka Bakken in Leverkusen
Suche