Rasanter Hardbop und schwedische Samba
Till Brönner
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Was hat dieser Till Brönner nicht schon alles musikalisch so gemacht! Vor drei Jahren zum Beispiel eine Platte namens „Rio“. Von der gleichnamigen Stadt in Brasilien schwärmt Till Brönner dem Publikum im ausverkauften Konzerthaus erst mal genüsslich was vor – um dann aber doch meistens Jazz zu spielen.
Wer sich Brönners neue Platte „At The End Of The Day“ anhört, diese so geschmeidige, poppig-eingängige Stück sanfter Unterhaltungsmusik, reibt sich in Dortmund die Augen. Denn live geht es bei dem smarten Trompeter deutlich bissiger zur Sache.
Aber mit einer so exzellenten Rhythmus-Crew, wie Brönner sie hinter sich weiß, mit Drummer Wolfgang Haffner, Perkussionist Roland Peil und Bassist Dieter Ilg, die zum Besten zählen, was es in Deutschland zu verpflichten gibt, kann man eben vieles wagen: rasanten Hardbop und eine schwedische Samba zu spielen oder mit einem schmissigen Blues für Stimmung zu sorgen. Für Stimmung sorgen vor allem die zwei Neuen in der Band. Saxofonist und Flötist Magnus Lindgren aus Schweden und der amerikanische Gitarrist Bryan Baker bekommen viel Raum für solistische, bei Baker auch mal hart rockende Zückerchen, die das Publikum mit stürmischem Beifall goutiert.
Mit Lindgrens Saxofon stürzt sich Brönners Trompete gerne auch mal selbst in Konversationen. Und dann greift der Trompeter doch zum Mikrofon, etwa bei der lässig dahin schwingenden Beatles-Nummer „And I Love Her“.
Richtig gut singen kann Till Brönner nämlich immer noch nicht. Auch mit Lindgren und Baker als kleinem Background-Chor neben sich klingt seine immer ein wenig farblose Stimme nicht besser. Aber als Jazztrompeter ist der mehrfache Echo-Gewinner riesig. Und als solcher bereiten er und seine Klasse-Band im Konzerthaus die meiste Zeit der zweieinhalb Nonstop-Stunden mit ihrem zwar sehr bunten, aber doch hochkarätigen musikalischen Gemischtwarenladen viel Freude.