Bild für Beitrag: Radikale Stilwechsel | Mary Halvorson/Ches Smith
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Radikale Stilwechsel

Mary Halvorson/Ches Smith

Köln, 01.10.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Die von Kritikern und Musikern hochgelobte Gitarristin Mary Halvorson stellte in einem Solokonzert ihr neues Album “Meltframe“ im Kölner Stadtgarten vor. Auf der Bühne bot sich ein Bild der Gegensätze, die eher zierliche amerikanische Musikerin und ihre große Gitarre, ein Vollresonanzmodell, Guild Artist Award, aus dem Jahr 1970. Aber schon nach den ersten Tönen der Ornette Coleman Komposition “Sadness“ verschmelzen Musikerin und Gitarre zu einer Einheit. Ganz in sich gekehrt und über das Instrument gebeugt sitzt Mary Halvorson vor dem Publikum. Kurze knappe Ansagen, kaum mehr als Titel und Komponist. Sie spielt nur Cover, auf dem neuen Album sind keine eigenen Kompositionen von ihr. Ruhiges folkiges Picking geht in raues Schreddern über. Die Zuhörer werden in immer neue Klanggebilde hineingezogen. Die Stücke sind glänzend bearbeitet und lassen den Respekt vor dem Original erkennen, wie Carla Bleys “Ida Lupino“ oder Annette Peacocks “Blood“ aus dem 72er Album “I´m The One“. Sie spielt auch Stücke von Bandkollegen, wie Thomas Fuciwaras “When“. Das Abschlussstück “Leola“ stammt von Roscoe Mitchel, einem der Wegbereiter des Neuen Jazz in den 60er und 70er Jahren.

Die Stücke selbst sind sehr unterschiedlich, aber auch innerhalb der Stücke gibt es häufige Taktwechsel und eine große Dynamik. Stilwechsel bestimmen das Konzert. Mary Halvorson, diese eher unscheinbare Person, die sich sehr zurücknimmt und ganz hinter ihrer Musik zu verschwinden scheint, wird nicht zu Unrecht, als eine der wichtigsten Jazzgitarristinnen der jüngeren Generation bezeichnet. Enge Genre Schubladen mag sie überhaupt nicht. Sie hat sich ebenso an Jimi Hendrix abgearbeitet, wie sie Ornette Coleman liebt oder Stücke von Duke Ellington spielt. Die Schnittstellen, aber auch die Reibungen von Jazz, improvisierter Musik und Rock interessieren sie. Sie gehört zur jungen New Yorker Avantgarde, die sich nicht auf irgendeinen Stil oder ein Genre festlegen lassen will. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb hat ihr Gitarrenspiel einen hohen Wiedererkennungsfaktor. Sie hat in aller musikalischen Offenheit ihre eigene Stimme entwickelt. Nach Nels Cline und Ava Mendoza, die dritte großartige Avantgarde Gitarristin aus Brooklyn, die dieses Jahr im Stadtgarten auftritt. Und natürlich hat Mary Halvorson mit den anderen beiden MusikerInnen auch zusammengespielt.

Sie tourt zusammen mit Ches Smith, der sein Soloprogramm “Congs for Brums“ aufführt.

Er wechselt nicht nur Stil und Tempo, sondern zusätzlich noch zwischen Vibraphon und Schlagzeug. Ches spielt auch mit Mary in einer Band. Man spürt das gemeinsame Musikverständnis der beiden. Ches hat in der Punk -und Hardcore Szene begonnen und sich dann dem Jazz und der improvisierte Musik zugewandt. Auch Ches Smith lotet die ganze Bandbreite an Klangmöglichkeiten an seinen Instrumenten aus. Zusätzlich nutzt er noch Elektronik und erzeugt dabei Grundrhythmen und Loops über die spielt. Die Elektronik wird dabei manchmal bis an die Schmerzgrenze der Lautstärke ausgereizt. Der letzte Teil seines Auftritts ist ein kraftvolles rhythmisches Schlagzeugsolo.

Mary Halvorson und Ches Smith sind eine Musikerin und ein Musiker, die zu der Szene gehören, die neue Wege in der Musik gehen und dafür sorgen, dass der Jazz nicht verstaubt, sondern lebendig bleibt. Es macht Freude solche MusikerInnen zu hören.

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