Rabih Abou Khalil Trio
Over The Border Festival Bonn
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der ausverkaufte Auftritt des Rabih Abou Khalil Trios in der Harmonie ist das letzte Konzert des Over The Border – Music Diversity Festivals in Bonn (25.2.- 29.2.), vom WDR - Funkhaus Europa präsentiert. Das Festival ist Genre übergreifender Musik aus unterschiedlichen Regionen der Welt gewidmet. Die MusikerInnen, die auf dem Festival auftraten waren allesamt Grenzgänger der Kulturen undGrenzgänger der musikalischen Genres.
So verkörpert die Sängerin Melane Nkounkolo mit ihrem'Jazzy Afro-Pop' die Verbindung von afrikanischen Rhythmen mit Elementen europäischer Musik. Sie ist in Deutschland geboren und hat einen kongolesischen Background.
Die Musik von Soom-T, der schottisch-indischen Sängerin, reicht von Rap bis zu Banghra und weiter zu Gospel und Soul, mit Reggae im Mittelpunkt.
Irit Dekel & Eldat Zitrin aus Jerusalem interpretieren Jazz Standarts auf dem Hintergrund jüdischer und arabischer Musik.
Dino D`Santiago von dem Kap Verden, die portugiesische Fado Sängerin Carminho und der kamerunische Gitarrist Blick Bassy, der neue Star in Frankreich, der den Deltablues mit der Musik Kameruns verbindet, traten auf der Afro-Luso Night des Festivals auf.
Flavia Coelho, die in Paris lebende Brasilianerin bringt in ihrer Musik, Samba und afrikanische Musik zusammen, hat aber auch keine Berührungsängste bei Jazz, Rock oder Soul.
In diesen Reigen der musikalischen Grenzgänger passt der libanesische Lautenspieler Rabih Abou Khalil sehr gut hinein. Seine Musik verbindet klassische arabische Musik mit Jazz undder europäischer Kunstmusik. Puristen im Libanon werfen im vor, seine Musik sei nicht klassisch genug. Er antwortet darauf, dass das, was heute an Musik gemacht werde, morgen schon Tradition sein könne.
In der Harmonie Bonn trat Rabih Abou Khalil mit dem Amerikaner Jarrod Cagwin, Schlagzeug und Rahmentrommeln und dem Sarden Gavino Murgia, Sopransaxophon und Gesang auf.
Das Trio spielte Stücke aus den verschiedenen Alben, wie Banker`s Banquet, Lamentation, oder Dream of a Dying City. Auch ein neues Stück, inspiriert durch die griechische Mythologie, mit dem Titel „Prokrustes“ stellte der Oud Virtuose dem Publikum vor.
Während das Rabih Abou Khalil Trio 2015 auf seiner Deutschlandtour neben Oud und Percussion mit einem Akkordeon besetzt war, ist nun ein Sopransaxophon in der Band. Der sardische Saxophonspieler Gavino Murgia setzt neben seinem Instrument auch seine Stimme ein. Mit tiefem Obertongesang, der an tibetische Mönche oder tuwanische Sänger, erinnert begleitet er die Instrumente.
Obwohl eine ganze Reihe der Stücke auch bei der letzten Tour im Programm waren, erschienen sie nun in einem ganz neuen Gewand.
Rabih Abou Khalil setzt immer wieder andere Instrumente ein, um seine Musik umzusetzen.
In der Bonner Harmonie ist er schon vor einigen Jahren aufgetreten, damals hatte er Michel Godard mit einer Tuba in der Band.
Ob mit Tuba, Akkordeon oder wie aktuell mit Saxophon und Obertongesang, im Mittelpunkt steht das faszinierende Spiel der arabischen Laute Oud. Seine vielschichtigen Stücke in denen er arabische Metren benutzt, auskomponierte Melodieverläufe einsetzt und viel Raum für Improvisation lässt, faszinieren das Publikum. Obwohl seine Musik durchaus sehr komplex ist, kommt sie sehr eingängig herüber. Nicht umsonst gehört Rabih Abou Khalil zu den Jazz Topsellern mit weit über 500 000 verkauften Tonträgern.
Nachdem das Rabih Abou Khalil Trio unter großem Beifall die Bühne verlassen hatte, bedankte sich der künstlerische Leiter des Festivals Manuel Banha beim Publikum und gab bekannt, dass 1600 Leute die fünf Konzerte des “Over The Border“ besuchten. Ein großer Erfolg für ein neues Festival.
www.over-the-border-festival.de/
Das Rabih Abou Khalil Trio spielt am 19.03.16 auf dem 10. JazzArtFestival in Schwäbisch Hall:
http://www.jazzart-hall.de/programm.html