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Purer Genuss

Ron Carter und die WDR Big Band

Essen, 24.01.2013
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Eigentlich interessiert ihn die Arbeit in der Rhythmusgruppe einer Bigband nicht besonders. Denn in Bigband-Arrangements spielt nach Ansicht von Ron Carter der Bass-Part meist nur eine untergeordnete Rolle. An diesem Abend in der gut gefüllten Halle 12 der Zeche Zollverein aber ist das nicht so. Die lebende Bass-Legende spielt mit der WDR Big Band und ist schon optisch vorne am Bühnenrand positioniert.

Auch klanglich muss sich der 75-Jährige US-Amerikaner, der in den 1960er Jahren im Quintett von Miles Davis spielte und auf mehr als 2.000 Platteneinspielungen zu hören ist, in Essen keineswegs zurücknehmen. Seine federnden Rhythmen, seine optische und spielerische Eleganz, seine sich weiterspinnenden melodischen Einfälle – alles ein purer Genuss.

Ron Carter war einer der prägenden Musiker in Sachen Emanzipation des Basses - weg vom Begleit- und hin zum Soloinstrument. Seine flüssigen Improvisationen und seine Melodieführung, vor allem die Art, wie er mit stoischer Ruhe den Takt angibt, zeichnen ihn nach wie vor aus. Sein Spiel ist nie penetrant, sondern immer wunderbar in den jeweiligen Kontext integriert.

In Jazz-Klassikern wie „Caravan“ von Juan Tizol und Duke Ellington, Wayne Shorters „Footprints“ oder auch Stücken aus seiner eigenen Feder musizieren der Bassist und die WDR Big Band gemeinsam in einem homogenen Miteinander. Die Solisten der von Dennis Mackrel geleiteten Kölner Großformation dürfen reichlich brillieren in Solospiel und im Satz.

Doch im Fokus steht der Kontrabass von Ron Carter. Geschmeidig, warm und voller Seele sind seine Basslinien. Und der Amerikaner präsentiert sich als sympathischer und bescheidener älterer Herr, der seine Hipness von einst mit der Gelassenheit weltläufiger Eleganz als zeitlose Kunst zu zelebrieren versteht.

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