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Positiver Vibe im King Georg

Matthias Bergmann Quartett

Köln, 22.02.2021
TEXT: Stefan Pieper | 

Die Zeiten sind schlecht genug und wir sind alle deswegen nicht gut drauf, beschrieb sinngemäß der Trompeter Matthias Bergmann die momentane Stimmung - wohl stellvertretend für viele andere Menschen, vor allem solche, die Musik machen. Aber gerade deshalb sollte man sich beim Spielen umso mehr auf positive Schwingungen einlassen. In diesem Sinne ließ das Matthias-Bergmann-Quartett im King Georg bei einem Streaming -Konzert seine Instrumente sprechen.

Am Start ist hier Matthias Bergmann s festes Quartett, bestehend aus dem vielgefragten Trompeter aus Köln, dem Gitarristen Hanno Busch , Bassist Cord Heineking aus Amsterdam und dem Schlagzeuger und WDR- Jazzpreisträger Jens Düppe . Sie alle sind neben dieser Band in vielen anderen, unterschiedlichen Projekten unterwegs, wo Grundlagen erforscht und Dinge ausprobiert werden. Das schärft die Sinne und hält wach – im King Georg geht es vor allem darum, "einfach nur" mit Musik die Seele zu wärmen.

The Cure oder Tom Waits – das sind Namen aus der Popgeschichte, die ja eher nicht für heile Welt, sondern eher für das Gegenteil stehen. Aber diese Legenden der Popkultur haben unsterbliche Songs geschrieben, und damit auch Substand geliefert, um Jazz als die hohe Kunst, eine Sache zu etwas neuem zu verwandeln, zu definieren. In diesem Sinne entstehen im King Georg fantasievolle Melodienbögen und aufgeklärte Jazzimprovisationen, die eben auch einen freudvoll entspannten Abend gut sind.

Denkbar unprätentiös zeigt dieses Quartett, was es kann. Matthias Bergmann waltet als nimmermüder Melodiker und Klangzauberer auf seinem Horn. Nie versiegend ist der Strom aus feinnervigen Riffs und Licks, aus beredten Interventionen mit Aussagekraft aus Hanno Busch s meist elegant-lässig swingender Gitarre. Dieser Sound tut gut, erhebt in andere Sphären. Bassist Cord Heineking ist an allem nah dran. Volle Fahrt voraus, um in spielfreudigen Bahnen übers Firmament zu lenken! Derweil Jens Düppe - dieser Komponist und Schlagwerker, der nun wirklich alle Varianten von perkussiver Klangerzeugung erforscht, zeigt, dass Kraftenfaltung das Gegenteil von Kraftmeierei darstellt und Trommeln doch in erster Linie aktives Zuhören und danach erst alles anders ist. Selbst wenn sich schließlich alles auf ein intuitives, langes Solo verdichtet, welches ein Fazit des ganzes vorherigen Ideenflusses darstellt. Das schöne an alldem: Man kommt an diesem Abend gar nicht auf die Idee, all dies intellektuell zu analysieren, denn dafür liegt einfach zu viel Lässigkeit und Freude in der Luft. So kann der Jazzfrühling beginnen! Keine Frage, allesamt sind sie ausgeprägte Individuen, die sich gemeinsam oder solistisch auf die Dauer immer mehr über die Songstrukturen der Themen emanzpieren, Verläufe weiter denken, auf verschlugenere oder chromatische Abwege einschwenken. So soll es sein, wenn Jazz entsteht.

Erschreckend: Man hat sich bei solchen Live-Übertrageungen schon daran gewöhnt, dass es zwischen den Soli keine Szenenapplause mehr gibt und dass am Ende - immerhin – nur zwei oder drei Menschen, die sich ebenfalls im King Georg aufhalten, zaghaft klatschen.

Durchschnittlich drei bis vier Livestream-Konzerte pro Woche bietet das King Georg. Die Bands und Musiker werden für ihr Spiel bezahlt und deswegen ist das Streaming-Angebot nicht umsonst. Abos können abgeschlossen werden unter

www.kinggeorg.de

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