Poetisch, unter die Haut gehend
Mirna Bogdanovic bei FineArtJazz im Schloss Horst
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Stefan Pieper
Zwei Platten hat sie bislang herausgebracht. Und für beide wurde Mirna Bogdanović hochkarätig ausgezeichnet. Ihr Ende 2020 erschienenes Debütalbum erhielt den Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Debütalbum des Jahres“. Und ihre aktuelle Scheibe „Awake“, erschienen 2023 und geschrieben unter dem Eindruck der schmerzlichen Trennung vom Partner, räumte wieder den Deutschen Jazzpreis ab, dieses Mal gar als „Album des Jahres“.
Was ist es bloß, das die in der Glashalle im Schloss Horst beim letzten Gelsenkirchener Konzert der Reihe „FineArtJazz“ in diesem Jahr so sympathisch rüberkommende, bosnisch-slowenische Sängerin ausmacht? Erst einmal ihre glockenklare, helle Stimme, die einen beim Zuhören gleich in den Bann zieht. Ja, live im Schloss Horst klingt sie gut. Aber die Glashalle ist kein Tonstudio. Auf ihren perfekt aufgenommenen Tonträgern ist die Stimme schlichtweg himmlisch!
Und dann schreibt Mirna Bogdanović poetische und unter die Haut gehende Trennungslieder. Oder einen entspannt gescatteten Song wie „Crazy Chords“, in dem man sich verlieren kann, weil es so viel kleine Klangwelten mit vielen Sounds, Rhythmen und Wendungen aufbaut und den Zuhörer mitnimmt auf eine traumhafte Soundreise, deren Leitmotiv zudem einfach nicht mehr aus dem Ohr gehen will.
Ihr Quintett um den feinfühligen, schwedischen Pianisten Povel Widestrand und den ebenfalls unheimlich variablen Klanggestalter Peter Meyer an der E-Gitarre ist zudem eine echte, eingespielte Einheit. Die vier Jungs stehen keineswegs nur an der Seite der Sängerin, sondern verschmelzen mit ihr und ihrer Stimme.
Das macht die Faszination dieser Künstlerin mit aus. Auch dass die Wahl-Berlinerin nie starr ein einziges Genre bedient. Ihre verspielten, auch mal mit ein wenig elektronischen Effekten angereicherten Stücke Musik sind sowohl Jazz als auch Pop. Und sie bewegen sich wie selbstverständlich und ohne merkliche Brüche zwischen diesen Polen.
Auch als Songschreiberin überzeugt die Sängerin. Ihre Stücke sind einfach wunderschön und gefühlvoll. Im Schloss Horst hat sie aber auch ein Angie Stone-Cover im Programm. Die Version der amerikanischen Soul & R&B-Sängerin ist schon stark. Mirna Bogdanović macht aus „Wish I Didn´t Miss You“ ein sanft schwingendes, hochemotionales Lied. Zauberhaft, wie ihr ganzer Konzertabend.