Poesie
Olivia Trummer auf Schloss Elmau
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
„Es ist windig heute“, fand Olivia Trummer mit ihrem Quartett und schenkte damit dem Publikum im Konzertsaal auf Schloss Elmau einen leichten musikalischen Sommerwind in dem von der Sommerhitze erwärmten Raum. „Es ist windig heute“ ist eins der Stücke ihrer jüngsten CD-Einspielung „Poesiealbum“. Ein windiges Stück, das seicht beginnt und sich langsam hochschaukelt. Erst ganz harmonisch und dann ganz konträr.
Poesie ist für Olivia Trummer die sanfte Art, die Welt zu verändern: „weil sie uns den Blick für Schönheit und Wahrheit schärft“. Feinfühlige Weltbetrachtungen über die Liebe, die Natur und all die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen gestalten Olivia Trummers Poesie zu etwas besonderem. Da werden „500 Millionen“ besungen, mit denen man so viel anfangen könnte, aber sie auch zu der Erkenntnis führen, „dass man mit Geld nicht alles Schöne kaufen kann.“. Viel Lebensfreude entspringt aus den Liedern, aber auch Nachdenkliches. In „Ohne Winter“ gesteht sie, dass es schon mal vorkommen kann über die Welt verzweifelt zu sein. Mit vielen Improvisationskaskaden durchzieht sie nicht nur dieses „Poesiealmbum“-Stück. Nach „Nobody knows“ ist „Poesiealbum“ bereits die zweite Weiterführung ihrer instrumentalen Musik. Teilweise geht es diesmal in Richtung Chanson. Sie singt in der Muttersprache und erzählt kleine Geschichten mit vielen Wortspielereien.
„Verrückt“ – kein Eingeständnis sondern ein dynamisches Stück mit total „verrücktem“ Rhythmus. Der Rhythmus hat es in sich in Olivia Trummers Repertoire, er ist eigenwillig und vertrackt - wie eben Trummersche Musik im Ganzen. Eigenwillig und gleichzeitig grandios auch ihre Musiker. So der in Köln lebende polnisch-russische Schlagzeuger und Percussionist Bodek Janke. Der vielreisende Musiker legt nicht nur einen formidablen Klangteppich – er zelebriert auf seinem Instrument feinsinnig und mit einer schier unbegrenzten virtuosen Begabung. Bodek Janke wuchs in Karlsruhe auf, lernte klassisches Schlagzeug und Musiktheorie und war schon als Teenager ein weltweit gefeierter Virtuose am Marimbaphon. An der Musikhochschule Köln studierte er Jazz-Schlagzeug und Jazz-Komposition und seinen "Master of Arts and Music Performance" - Diplom absolvierte er am City College in New York. Während seines sechsjährigen Aufenthaltes (2004-2010) in New York City spielte Bodek Janke unter anderen mit David Liebman, Billy Harper, Ben Monder und Dave Binney. Seit 2010 lebt er wieder in Deutschland und arbeitet unter anderem regelmäßig mit den Bigbands des WDR, NDR und HR, Trompeter Matthias Schriefl und Olivia Trummer zusammen.
Traumverloren konstruiert Johannes Lauer mit geschlossenen Augen einzigartige Klänge auf seiner Posaune. Der 31-Jährige wuchs in Florenz und Ravensburg auf, studierte an der Universität der Künste, Berlin, und schloss 2006 sein Studium an der Musikhochschule Luzern mit Diplomen in Jazz-Posaune und -Komposition "mit Auszeichnung" ab. Zu seinen aktuellen Projekten gehören das Duo mit der afro-peruanischen Musikerin Laura Robles, das mikrotonal und mikrorhythmisch agierende Quartett „Morf“ und die international besetzte Big Band „Lauer Large“ , welche 2012 ihr zweites Album "Less Beat More!" veröffentlicht hat. Beim Konzert auf Schloss Elmau gab seine Frau Laura Robles als „Special-Guest“ dem Jazz-Standard „Night and Day“ mit dem Spiel auf der Cajón einen besonderen Klangcharakter. Olivia Trummers Quartett vervollständigte der aus Baltimore/USA stammende Bassist Joshua Ginsburg mit spieltechnischer Prägnanz. Mit virtuosen kurzen Soli, rhythmische Energie und viel Improvisationstalent fügt er sich perfekt in das Ensemble ein.
Als klassische Konzertpianistin hat sich Olivia Trummer schon viele Auszeichnungen verdient, aber vor allem als Jazzpianistin sorgte sie in den letzten Jahren für Furore. Sie beobachtet gerne, saugt alles auf wie ein Schwamm und setzt dies in Text und Musik um. Aus einer Musikerfamilie stammend, begann Olivia Trummer bereits mit vier Jahren Klavier zu spielen – und improvisierte schon früh auf diesem Instrument. Die 1985 geborene Pianistin und Sängerin hat an der Stuttgarter Musikhochschule mit Auszeichnung ihr Diplom als klassische Konzertpianistin absolviert und an der Manhattan School of Music in New York Jazzklavier studiert. Ihre ersten beiden Alben waren rein instrumental; schon ihr zweites Album wurde mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.
Nun ist das fünfte Album in Arbeit – mit deutschen und englischen Texten und instrumentalen Stücken. Sie lässt es, wie sie sagt, gemeinsam mit anderen Musikern wachsen. Und so passt auch hier ihr „Für ein Lächeln“. Denn “es gibt doch immer was zu tun, auf dieser Welt, mal für Geld, mal umsonst, doch am liebsten für ein Lächeln von Dir“. Nicht nur ein begeistertes Lächeln sondern auch viel Applaus erhielt das Olivia Trummer Quartett für das brillante Konzert auf Schloss Elmau, wo vom 9. bis 12. September 2013 eine „Swing-Week“ und vom 13. bis 16. November 2013 das 14th European Jazztival „PARIS reloaded” stattfinden.